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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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ihr in Übungen durchgespieltes und in
der Wirklichkeit bisher nie erprobtes Programm abspulten.
    Sie ging mit Bergkamp hinüber zur
Kneipe, ihr Blick fiel auf die Menschen, die dort an der Hauswand hockten, ihre
Kostüme teilweise verdreckt, mit Blut verschmiert, zerrissen. Manche weinten stumm,
die meisten jedoch hockten einfach da, apathisch auf den Boden stierend, allein
oder in den Armen von Freunden oder vielleicht auch Fremden. Eine Warteschlange,
an der sich die Sanitäter nach und nach abarbeiteten.
    Als Bergkamp und sie die Kneipe
betreten wollten, stellte sich ihnen wortlos ein Feuerwehrmann in den Weg. Ebenso
stumm zückten Paula und Bergkamp ihre Ausweise und hielten sie dem Mann entgegen,
ohne ihre Schritte zu verlangsamen. Der Feuerwehrmann nickte kurz und ließ sie passieren.
    Das Innere des Lokals irritierte
Paula weitaus mehr als die Situation draußen vor der Tür. Sie hatte etwas völlig
anderes erwartet. Der Raum an der Theke wirkte auf eine verstörende Weise normal.
Nichts war zerstört. Das Ungewöhnlichste waren die Feuerwehrleute in ihren schwarzen
Mänteln und den typischen gelben Helmen mit dem weit geschwungenen Kragenabschluss.
Nur der Geruch war anders. Es roch nach einer Melange aus typischem Kneipenmief,
Löschmitteln und verkohltem Holz, jedoch durchdrungen vom penetranten Geruch verbrannten
Fleisches. Einer der Feuerwehrmänner erblickte die beiden Polizisten und winkte
sie zu sich. Es schien fast, als läse er Paulas Gedanken.
    »Sie müssen nach hinten durch«,
sagte er nur.
    Paula und Bergkamp gingen an der
schweren hölzernen Theke vorbei, bogen um die Ecke und für einen Augenblick hörte
Paula Wagner auf zu atmen. Die Wände des alten Tanzsaals waren in einer Ecke völlig
verkohlt, Löschschaum tropfte von der Decke und sammelte sich in Lachen auf dem
Fußboden, Ärzte und Sanitäter hockten zwischen menschlichen Körpern und einzelnen
Gliedmaßen. Paula schaute weg. Auf Hannes Bergkamp, der sich an einer Holzstütze
festklammerte, die das geschnitzte Dach der Theke trug. Dann zwang sie sich erneut
hinzuschauen.
    Niemand beachtete die beiden Polizisten.
Etwas abseits stand ein Team der Spurensicherung und wartete darauf, dass die Ärzte
den Tatort freigaben. »Verletzte zuerst«, lautete die Devise. Zwar wurden so wertvolle
Beweise vernichtet, nur, was blieb ihnen anderes übrig?
    Hinter sich vernahm Paula ein Räuspern,
wie Bergkamp drehte sie sich um und blickte einem jungen Mann Anfang 30 ins Gesicht.
Er trug einen dunkelblauen Anzug unter einem hellen Trenchcoat, das blonde Haar
streng nach hinten gekämmt, und schaute sie aus grünen Augen tadelnd an, während
er gleichzeitig Bergkamp seine rechte Hand hinstreckte.
    »Goldberg, BKA, die Kollegen von
der Kripo Köln, vermute ich?«
    Bergkamp nickte und stellte sich
und Paula vor.
    »Sie und Ihre Leute sollten jetzt
das Feld räumen. Wir übernehmen das hier. Das ist unser Job.«
    Bergkamp zuckte mit den Achseln
und winkte zum Abschied der Spurensicherung zu. Hinter Goldberg wartete das eigene
Team des Bundeskriminalamtes. Der Hauptkommissar war vermutlich froh, sich an diesem
Ort nicht länger als nötig aufhalten zu müssen. Paula Wagner konnte ihn verstehen,
hielt aber inne, als sich Goldberg an ihr vorbeischieben wollte.
    »Warum?«
    Überrascht stoppte der Mann im blauen
Anzug.
    »Was – warum?«
    »Warum übernehmen Sie diesen Fall?
Das ist erst einmal eine Kölner Angelegenheit, keine Bundessache.«
    Goldberg schaute sich kurz um, in
der Hoffnung, dass Hannes Bergkamp ihm diese Störung vom Hals schaffen würde, doch
der stand, mit einem uniformierten Kollegen ins Gespräch vertieft, an der Theke
und schaute konzentriert aus dem Fenster hinaus auf die Straße. Verlegen und etwas
herablassend lachte der BKA-Beamte.
    »Gute Frau, schauen Sie sich um.
Wir stehen hier mitten an einem Anschlagsort des internationalen Terrorismus. Das
ist sehr wohl eine Bundessache.«
    »Was macht Sie so sicher, dass es
sich um einen Terroranschlag handelt?«
    Goldberg legte Paula Wagner die
Hand auf die Schulter.
    »Glauben Sie mir, Frau …«, er zögerte
kurz, bevor er fortfuhr, »wir haben unsere Informationen. Und außerdem bin ab jetzt
ich hier weisungsbefugt. Auf Wiedersehen!«
    Damit ließ er die Kommissarin stehen,
seine Techniker von der Spurensicherung folgten ihm wie eine kleine Armee in ihren
blütenweißen Plastikuniformen. Hannes Bergkamp wartete mittlerweile draußen auf
seine Kollegin.
    »Smartes Kerlchen«, begrüßte
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