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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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zwei große Türen, eine als
Ausgang, eine in einen Nebenraum voller Sportgeräte, Kästen, Böcke, Bälle. Obendrein
teilten scheinbar alle Sporthallen den gleichen, bemüht neutralen Geruch, der vergeblich
versuchte, die Schweißausdünstungen aus Jahrzehnten zu überdecken.
    Um ihn herum standen ein Dutzend
Männer und Frauen und lauschten einem drahtigen Mann Ende 30, der eine kleine Einführungsrede
über Krav Maga, eine israelische Selbstverteidigungstechnik, hielt. Der Detektiv
ließ beim Zuhören den Blick über die anderen Teilnehmer des Kurses schweifen. Die
meisten wirkten unscheinbar, fast schüchtern und hörten dem Instruktor mit einer
Mischung aus Reserviertheit und Aufmerksamkeit zu, die Marius aus den ersten Seminarsitzungen
der Uni noch kannte. Nur der blonde Hüne ein paar Schritte neben ihm war nicht nur
mit seinen Gedanken woanders, sondern widmete seine Aufmerksamkeit der dunkelhaarigen
Frau zwischen ihnen. Marius verstand zwar nicht, was er seiner Nachbarin ins Ohr
flüsterte, ihrer Reaktion nach war sie jedoch alles andere als begeistert davon.
Der Hüne ließ nicht locker. Schließlich flüsterte ihm die Brünette genervt etwas
zu, was der Mann mit einer kurzen Umarmung beantwortete.
    Leise zischte Marius zu ihm rüber,
er und zwei andere drehten sich überrascht zu ihm um. Der Hüne musterte Marius von
oben bis unten.
    »Was?«
    »Ich kann nichts hören«, antwortete
Marius und deutete auf den Trainer in der Mitte, der unbeeindruckt weiterredete.
    »Auch noch taub, Brillenschlange?
Arme Sau!« Mit diesen Worten wandte sich der Mann ab, seine Begleiter kicherten
vergnügt. Marius blickte die Frau an, rückte ein Stück weit zur Seite und bot ihr
den Platz neben sich an. Mit einem kurzen, dankbaren Nicken huschte sie an seine
Seite. Von dem Blonden erntete der Detektiv dafür einen zornigen Blick.
    Doch schon bald fesselte etwas anderes
die Aufmerksamkeit der drei Männer. Sie stupsten sich feixend an, als eine junge
Blondine vom Trainer in die Mitte gerufen wurde. Gemeinsam führten sie eine einfache
Übung durch. Zunächst versuchte die Blondine den Trainer ins Gesicht zu schlagen,
der das abwehrte, indem er einfach beide Hände und die Unterarme als Schutz vor
das Gesicht hielt, dann tauschten die beiden die Rollen. Nun griff der Trainer die
Frau an, die einen halben Kopf kleiner und sicher 15 Kilo leichter war als er. Seine
Schläge kamen deutlich kräftiger und präziser, trotzdem gelang es der Frau, sie
abzuwehren, indem sie die Haltung des Trainers imitierte. Hartnäckig versuchte es
der Trainer wieder und mit jedem Versuch wurde die Verteidigung der Frau sicherer.
Schließlich beendete der Mann die Übung und wandte sich den Umstehenden zu.
    »Das meine ich damit, dass Krav
Maga auf natürlichen Bewegungsabläufen aufbaut. Sie reagieren genauso, wie Ihre
Instinkte Ihnen das eingeben. Das ist besonders dann eine Hilfe, wenn Sie unter
Druck stehen und Stress haben. Und ein gewalttätiger Angriff bedeutet vermutlich
für die meisten von uns – Stress.«
    Während des Vortrags rieb sich die
Blondine ihre Unterarme. Der Trainer sah das. »Ein paar blaue Flecken bringt es
uns natürlich schon ein«, kommentierte er lakonisch. Die Frau verzog säuerlich die
Mundwinkel.
    Aus dem Augenwinkel konnte Marius
die Männer neben sich grinsen sehen. Der Trainer fuhr mit seinem eigentlichen Vortrag
fort: »Trotzdem müssen wir uns manchmal diesem Stress aussetzen. Und zwar jetzt.
Versuchen Sie die gleiche Übung, wie wir sie hier gerade vorgeführt haben. Suchen
Sie sich einen Partner!«
    »Ohne dämmende Matten?«, fragte
einer der Kursteilnehmer.
    »Ja«, antwortete der Trainer, »wenn
Sie draußen angegriffen werden, rollt Ihnen auch niemand eine Matte aus.«
    Noch bevor Marius sich für einen
Partner entscheiden konnte, stand der Hüne vor ihm. Lächelnd streckte er ihm die
Hand entgegen: »Ich bin Kurt.« Marius stellte sich ebenfalls vor, setzte die Brille
ab, um sie in einem Etui in seiner Hosentasche verschwinden zu lassen. Der Mann
beobachtete ihn dabei. »Siehst du mich jetzt überhaupt noch?« Noch während er den
Satz sagte, schoss seine Faust hoch, Marius zuckte zurück, doch Kurt stoppte den
Schlag kurz vor Marius linkem Auge. »Angst?«
    Marius schüttelte den Kopf.
    »Na dann, legen wir los!«
    Noch bevor der Trainer das Zeichen
zum Beginn der Übung gab, zuckte Marius vor Kurts zweitem Schlag zurück.
    »Du hast doch Angst«, lachte sein
Gegenüber in das Startpfeifen des Trainers
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