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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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schüttelte dem Mann die Hand und ging in die Kneipe hinein.
Die Forensiker folgten ihm. Marius erschienen sie wie eine kleine Armee. Er schickte
beiden Filmern eine kurze Nachricht mit der Bitte um Rückmeldung, war sich aber
nicht sicher, ob sie sich aus der Anonymität herauswagen würden. Vermutlich wurden
sie mit Anfragen bombardiert. Auf gut Glück stellte er ein Honorar in Aussicht,
wenn sie mit ihm Kontakt aufnähmen. Vielleicht half das.

5
    Ehrlichkeit, das wusste Paula Wagner zur Genüge, war eine der herausragenden
Eigenschaften des Rechtsmediziners Volker Brandt. Leider machte ihn das auch nicht
sympathischer, ganz im Gegenteil. Zumindest fachlich gab es an Volker Brandt nichts
zu beanstanden.
    Gerade stand er mitten in ihrem
Büro. Paula Wagner und Hannes Bergkamp saßen an ihren Schreibtischen und lauschten
seinem Vortrag. Bergkamp entspannt zurückgelehnt. Paula ertappte sich dabei, dass
sie zwar vorne auf dem Rand ihres Stuhls saß, den Oberkörper jedoch fest in die
Lehne presste und die Arme vor der Brust verschränkt hielt, während sie Brandt beobachtete.
Der trug eine graue Stoffhose, ein blau gestreiftes Hemd, dessen Ärmel wie immer
hochgekrempelt waren und eine weinrote Krawatte. Eine durchaus elegante und attraktive
Erscheinung, das dachte Paula noch immer. Seine Stimme jedoch hatte etwas Belehrendes
und schnitt wie ein Messer der Intelligenz durch das, was Brandt wohl als die Butter
der Dummheit betrachtete. Und diese Butter saß seiner Meinung nach vor ihm auf zwei
Bürostühlen.
    »Was wir wissen: der junge Mann
mit Namen Peter Kopf, 18 Jahre alt, vermutlich im Malergewerbe tätig …«
    »Wir kennen die Identität des Jungen,
Doktor Brandt«, unterbrach Hauptkommissar Bergkamp den Mediziner. Der hielt kurz
inne und betrachtete ihn wie ein ranziges Stück Fett.
    »Es gibt mehrere Spuren am Körper
des Opfers, die deutlich darauf hinweisen, dass er mit Farben zu tun hatte. Unterschiedlichen
Farben, also keiner, der mal bei ’ner Wohnungsrenovierung eine Wand gestrichen hat.«
    »Gut, aber wir wissen bereits, dass
Peter Kopf Auszubildender in einem Malerbetrieb war«, ergänzte Paula. Brandt verkrampfte
kurz, blickte weiter nur Bergkamp an.
    »Wollen Sie jetzt meine Ergebnisse
hören oder wollen Sie mir Ihre mitteilen? Die interessieren mich nämlich nicht die
Bohne.«
    Den letzten Satz hatte er in Richtung
Paula Wagner gesprochen. Er schaute sie nun mit seinen blauen Augen hinter der goldfarbenen
Metallbrille an und dieses Mal gelang es ihr, seinem Blick standzuhalten. Sie presste
die Arme fester an den Oberkörper. Hannes Bergkamp unterbrach das Schweigen mit
einem vernehmlichen Seufzer.
    »Fahren Sie fort, Doktor Brandt.«
    »Wir wissen erstens, dass das Opfer
in einem Malerbetrieb arbeitete, zweitens können wir sicher sein, dass Kopf noch
gelebt hat, als er ins Wasser fiel.«
    »Er ist ertrunken?«, fragte Paula
Wagner und bereute die Frage augenblicklich.
    »Nein, er ist vom Hai gefressen
worden, Frau Kommissarin!« Brandts Blick ging hoch zur Decke. »Natürlich ist er
ertrunken. Die Beweise sind eindeutig …« Während Brandt mit ausladenden Armbewegungen
erklärte, warum Kopf ertrunken war, hörte ihm Paula Wagner nur mit halbem Ohr zu.
Sie wusste, was für eine Wasserleiche typisch war, und sie wusste, dass Volker Brandt
das wusste.
    »Also kein Mord?« Paula war Bergkamp
dankbar, dass er diesmal die Frage stellte. Brandt schaute den Hauptkommissar verärgert
über die neuerliche Unterbrechung seines Vortrags an.
    »Das habe ich nicht gesagt.« Abwartend
schwieg der Rechtsmediziner. Der Mann mochte auf seinem Gebiet eine Koryphäe und
im Bett eine Granate sein, doch er hatte das Gemüt eines Zwölfjährigen.
    »Spannen Sie uns nicht auf die Folter,
Doktor. Was haben Sie Bemerkenswertes gefunden? Sie haben doch etwas für uns!« Sie
lächelte Volker Brandt an, überrascht, dass sie dazu fähig war. Ein Appell an seine
berufliche Eitelkeit würde am ehesten funktionieren. Wenn es im Augenblick etwas
gab, was der Mediziner mehr wollte, als ihnen zu erzählen, was er herausgefunden
hatte, dann war es, exakt darum gebeten zu werden. Brandt lächelte tatsächlich zurück.
Allerdings ein wenig gequält.
    »Nun, wie ich schon sagte. Als Todesursache
konnten wir Ertrinken feststellen. Allerdings wies die Leiche zahlreiche Verletzungen
und Hämatome auf.«
    »Treibspuren!«, fiel Hannes Bergkamp
Brandt ins Wort und erntete dafür gleich zwei missbilligende Blicke. Musste
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