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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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er
sie.
    »Zu smart für meinen Geschmack.
Wahrscheinlich gerade 30 geworden und weiß schon genau Bescheid, was hier abgelaufen
ist. Ohne sich einmal umgesehen zu haben!«
    »Er wird seine Quellen haben.«
    »Mir hat man in der Ausbildung beigebracht,
Fragen zu stellen und offen an einen Tatort heranzugehen. Und erst danach Antworten
zu geben. Oder gar ein Urteil zu fällen.«
    »Aber dein Urteil über Jan-Peter
Goldberg hast du schon gefällt, Paula?«
    Mit einem kurzen Schnauben ließ
die Kommissarin ihren Chef stehen, zog den Schlüssel seines Wagens aus der Jackentasche
und drückte die automatische Türentriegelung. Kurz flackerte das gelbe Warnblinklicht
des Vectras auf und bot so einen warmen Kontrast zum immer noch vorherrschenden
kalten blauen Licht der Einsatzfahrzeuge. Bergkamp folgte ihr.
    »Er hat uns einen Fall weggenommen«,
gab sie als Antwort, nachdem sie ins Auto gestiegen waren.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich diesen
Fall haben wollte«, entgegnete Bergkamp.
    »Ich schon«, erwiderte die Kommissarin,
trat einmal ordentlich das Gaspedal durch und jagte den Wagen aus der Parklücke.

2
    Am späten Abend parkte der Privatdetektiv Marius Sandmann seinen alten
Renault 19 auf der Vogelsanger Straße in Köln-Ehrenfeld, gut hundert Meter vom Büro
seiner Detektei entfernt. Als er ausstieg, meinte er einen leichten Hauch von Alkoholausdünstungen
in der Luft zu riechen. Aber vielleicht war das auch die überzogene Wahrnehmung
des Abstinenzlers. Einige Karnevalisten torkelten an ihm vorbei nach Hause, eine
Kuh rannte fast in seine Autotür, entschuldigte sich bei ihr und wankte weiter.
    Lieber hätte er einen anderen Parkplatz
gewählt, nur war um diese Zeit nichts zu bekommen. Deshalb musste er wohl oder übel
am Obst-und Gemüseladen vorbei, bei dem er Stammkunde war und bei dem er seit Wochen
nur unregelmäßig bezahlte. Ahmed, der Inhaber des Ladens, sagte nie etwas, doch
von Mal zu Mal hatte Marius den Eindruck, dass er die Tüten unwilliger abwog, die
ihm Marius auf die Theke stellte. Er konnte ihn nur zu gut verstehen. Normalerweise
zahlte Marius seine Rechnungen. Er hasste es, wenn er Leuten etwas schuldig war.
Zu seiner Verwunderung brannte im Ladenlokal Licht. Selbst die Ware stand noch draußen
auf der Straße. Dabei hatten am 11. November die Geschäfte normalerweise bereits
gegen Mittag geschlossen. So spät am Abend hatte ohnehin niemand mehr geöffnet.
Es war keine Bösartigkeit, die ihn die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf ziehen
ließ, als er an dem kleinen Ladenlokal mit der bunten Auslage vorbeigehen wollte,
in der absurden Hoffnung, dann vielleicht nicht erkannt zu werden. Es war Scham.
Vor den Äpfeln beschleunigte er unwillkürlich sein Tempo und atmete erst erleichtert
auf, als er die Kartoffeln passiert hatte. Schon hielt er die Schlüssel für das
Büro in der Hand, als er hinter sich das typische Glockenklingeln von Ahmeds Ladentür
hörte.
    »Detektiv! Detektiv!«, rief der
Ladeninhaber und packte ihn am Arm. Marius steckte den Schlüssel zurück in die Tasche
seiner Seemannsjacke und drehte sich um. »Du musst kommen, sofort! Reden!« Ahmed,
der gut einen Kopf kleiner war als Marius, zog den Detektiv in Richtung Geschäft.
Marius folgte ihm widerwillig.
    In dem kleinen Laden schien Ahmeds
ganze Familie versammelt zu sein. Marius konnte Ahmeds Frau, deren Namen er nicht
kannte, und zwei der Söhne hinter der Verkaufstheke erkennen. Außerdem den Großvater
der Jungen und ein weiteres Paar in Ahmeds Alter. Schon von draußen hatte Marius
erregte Diskussionen und lautes Geschrei gehört. Das allerdings verstummte, als
sie das Geschäft betraten. Alle Augen richteten sich auf die Eintretenden.
    »Das ist der Mann, von dem ich gesprochen
habe«, unterbrach Ahmed die Stille. Keiner sagte etwas. Ahmed hatte ihn endlich
losgelassen und Marius stand in der Mitte des Raumes, wo er von sieben Augenpaaren
begutachtet wurde. Er nickte den beiden Jungen und ihrer Mutter grüßend zu, sie
antworteten nicht. Der Obsthändler übernahm es schließlich, dem Detektiv seinen
Vater, seinen Bruder Mustafa und dessen Frau Gönmez vorzustellen. Während sich Ahmed,
sein Vater und die Söhne mit dicken Pullovern vor der Kälte, die im Laden herrschte,
schützten, trug Mustafa einen feinen, eng geschnittenen dunkelblauen Mantel, darunter
einen dezent gemusterten hellgrauen Schal. Seine Frau trug ebenfalls einen Mantel,
schwarz, tailliert, der über den Knien endete, dazu ein Paar hohe, ebenfalls
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