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Die neue Lustschule

Die neue Lustschule

Titel: Die neue Lustschule
Autoren: Hans-Joachim Maaz
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Einführung
    In unserem Leben haben Probleme mit der Sexualität einen zentralen Stellenwert. In der Psychotherapie geben sexuelle Störungen wichtige diagnostische Hinweise auf innerseelische und beziehungsdynamische Konflikte. Darüber hinaus zählt die Verbesserung des sexuellen Erlebens zu den wesentlichen therapeutischen Anliegen. Es gibt nun einmal keine menschlichen Probleme, die sich nicht auch in der Sexualität niederschlagen und ausdrücken würden. Gelingt es, die sexuelle Zufriedenheit zu verbessern, hat das immer auch positive Auswirkungen auf den ganzen Menschen und sein Sozialverhalten.
    Sexualität ist ein Geschehen, an dem kein Mensch vorbeikommt, aber leider gibt es nach wie vor keine ausreichend gute Anleitung für diese so wichtige wie angenehme Angelegenheit. Unwissen, Halbwissen, Vorurteile, Missverständnisse, Einseitigkeiten, Fehlentwicklungen und Störungen sexueller Funktionen sind immer noch weit verbreitet, obwohl oder gerade weil es inzwischen eine Unmenge an für jeden verfügbaren sexuellen Informationen und Darstellungen gibt.
    Meiner Einschätzung nach wird über die Konzentration auf die Äußerlichkeiten des Geschlechtslebens häufig das Wichtigste, das sexuelle Innenleben, vernachlässigt. In vielen Fällen können wir davon ausgehen, dass Behinderungen des inneren Erlebens – vor allem der Lust – kompensatorischdurch äußere Anregungen und künstliche Reize ausgeglichen werden sollen. Diesem Typ von Fehlentwicklung begegnen wir oftmals in unserem Verhalten und unseren sozialen Organisationen: Innere Not und Befriedigungsdefizite sollen durch äußere Animation, durch materielle Besitztümer, durch Macht und besonderes Ansehen kompensiert und die innerseelischen Spannungen auf äußere – häufig künstlich aufgebaute – Feindbilder projiziert werden. Das gilt auch für Partnerschaften und das Sexualleben, wenn der Partner dazu gebraucht wird, um innere Spannungen abzureagieren oder innere Nöte und Defizite zu lösen bzw. zu kompensieren.
    Solche Projektionen sind weit verbreitet: Sie beginnen schon in den Familien, die ihr «schwarzes Schaf» hervorbringen, setzen sich fort beim Außenseiter in der Schule, mit dem enttäuschenden Partner, dem ungerechten Vorgesetzten, dem bösen Nachbarn, dem politischen Gegner und dem Feind, der die ganze Gesellschaft bedroht. Vermieden werden soll auf diese Weise die Einsicht in die eigenen Schwierigkeiten, in die eigenen Fehler und Begrenzungen. Diese weit verbreitete Vermeidungsstrategie kann für die individuelle Gesundheit und das soziale Zusammenleben auf Dauer verhängnisvolle Konsequenzen haben. Denn Wahrheiten, die unerkannt bleiben oder verleugnet werden, können aus unbewusster Tiefe Erkrankungen hervorrufen oder destruktives Sozialverhalten bewirken.
    Die Fülle sexueller Probleme, wie ich sie in 40 Jahren psychotherapeutischer Tätigkeit kennenlernen konnte (und leider auch musste), haben mich zu diesem Buch motiviert. Ich möchte mit ihm Hinweise darauf geben, wie sexuelle Unzufriedenheit begründet sein, aber auch wie sie überwunden werden kann. Dabei haben sich mehrere Problemfelder gezeigt, die ich hier einführend erwähnen will und um derentieferes Verstehen ich mich in den nachfolgenden Ausführungen bemühe:
    1. Sexualität darf nicht vom Leistungsdenken beherrscht sein. Es geht nicht darum, viel zu «machen», sondern zu lernen «zuzulassen». Insofern ist die Sexualität ein Hauptgegenspieler der eskalierenden Leistungsgesellschaft und wird deshalb bei allen kränkeln, die sich dem Leistungsdruck zu sehr ausliefern oder ihn sogar anheizen. Andererseits kann Sex einen angenehmen Ausgleich zu einem stressreichen Leben herstellen und eine wichtige Regulationsfunktion bei den unvermeidbaren Anstrengungen des Lebens übernehmen.
    2. Sexualität eignet sich nicht als Instrument für Geltung, Macht, Kontrolle, Strafe oder Rache. In vielen Fällen sexueller Störungen dominieren solche seelischen Motive, angelockt durch die Chance, eine intime Situation, in der sich der andere einem ausliefert, zu missbrauchen. Wer sexuelle Lust im ganzheitlichen Sinne erreichen will, sollte sich zuerst darum bemühen, innerseelische und Beziehungskonflikte zu erkennen und aufzulösen.
    3. Sexuelle Bedürfnisse oder Aktivitäten sind stets ein Gemisch aus triebhaft-biologischen und kulturell-psycho-sozialen Vorgängen. Es geht immer um die Abstimmung von Kopf, Herz und Genitalien. Ein in Partnerschaften sehr häufig anzutreffender Typ von
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