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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Autoren: Stefan Keller
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dem dichten schlohweißen Haar die Faust auf den Tisch. Kaffee schwappte aus den Tassen auf die Tischdecke. »Irgendeine Kanaille hat den Ali auf dem Gewissen!«, brüllte er und sprang auf. »Pit«, kommandierte er, »den holen wir uns!«
    Peter Altmann schwieg verlegen, die kurze Gesprächspause nutzte Helms Sohn Magnus, um sich einzuschalten. »Vater, das hat doch nichts mit dir zu tun! Du hast den Ali seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    Achtlos winkte der Vater den Einwand mit seiner kräftigen Hand beiseite. Die Aussicht, aus der Routine des Alters auszubrechen, zurück auf die Straße zu können, war zu verlockend. »Dich hab ich nicht gefragt.« Nervös strich Magnus Münzenberg seinen Anzug glatt. »Pit, wir müssen das tun. Die Polizei interessiert sich nicht für den alten Ali. Die sind froh, dass sie ihn los sind. Seinem Mörder heften die noch einen Orden an die Brust.«
    »So wird’s sein«, antwortete Pit mit einer angenehmen, kräftigen Stimme. »Die lassen den laufen, der den Ali gekillt hat.«
    Ein weiteres Mal krachte Helms Hand auf die Tischplatte. Das Geschirr klirrte. »Wir lassen ihn nicht laufen! Trommel die Jungs zusammen, ich will diesen Drecksack haben!«
    »Vater!« Magnus’ Tonfall klang fast schon verzweifelt. »Das geht dich nichts mehr an. Lass es gut sein!«
    Die beiden alten Männer hörten ihn nicht mehr. Sie waren ins Haus geeilt und Helm hing bereits am Telefon. Auch wenn er sich eine ganze Weile aus der Szene zurückgezogen hatte, er kannte noch genügend Leute, die er um Hilfe bitten konnte. Die Jagd war eröffnet.
     
    Marius schätzte seine Gesprächspartnerin auf Mitte 50. Allerdings ließen die kräftige Schminke, die gebräunte Haut und die rot gefärbten Haare kaum Rückschlüsse auf ihr wahres Alter zu. Außer vielleicht, dass ihr Geschmack in Sachen Styling und Kosmetik einem anderen Zeitalter anzugehören schien.
    Doch Margarethe Klösgen war mit ihrem Geschmack offenbar nicht allein. Der Detektiv stand in einem engen Ladenlokal, das aussah, als habe die Inhaberin ihren Kleiderschrank in die Öffentlichkeit gehangen. Klösgen gehörte der Laden, und seit einer Viertelstunde versuchte er mit der Frau ein Gespräch zu führen. Immer wieder platzten Kundinnen herein, denen sich die Geschäftsfrau umgehend widmete.
    »Kundschaft geht vor«, sagte sie entschuldigend, als sie sich nach einer neuerlichen Unterbrechung wieder zu dem Privatdetektiv gesellte. »Sie sind also der Pressemann, von dem Hilde sprach.« Sie musterte Marius kritisch. »Warum interessiert sich eine Presseagentur aus Hamburg für diese Mordgeschichte?«
    »Wir haben eine große Redaktion, die auch lokale Themen anbietet«, log Marius routiniert. »Ich bin für die Berichterstattung aus Köln und dem Rheinland zuständig. Heute interessieren sich die Leute mehr für das, was vor ihrer Haustür passiert, als für das, was draußen in der Welt vor sich geht.«
    »Mhm.« Klösgen schien nicht überzeugt.
    »Darf ich Sie und Ihr Geschäft fotografieren?« Er hielt die Kamera in die Höhe. »Es ist immer gut, wenn sich die Leute ein Bild machen können.«
    »Auf keinen Fall bringen Sie mich mit dieser Geschichte in Verbindung.« Selbst wenn er nicht wirklich glaubte, dass ein Foto das Eis zwischen ihnen brechen würde, hoffte er doch, sie würde ihm nun die Journalistennummer abnehmen. Doch die Frau schüttelte den Kopf, ihr rotes Haar bewegte sich dabei um keinen Millimeter. Das erklärte den intensiven Duft nach Haarspray, der alle anderen Gerüche in dem Geschäft überlagerte. Marius versuchte ihre Zweifel zu zerstreuen, indem er Stift und Notizbuch zückte und mit seinen Fragen begann.
    »Sie kannten Georg Albertz?«
    »Hören Sie«, sie seufzte schwer, »ich bin seit mittlerweile fünfzehn Jahren eine etablierte Geschäftsfrau hier und das will ich bleiben. Mit allem, was vorher war, habe ich abgeschlossen.«
    Das Türglöckchen bimmelte, Klösgen schien erleichtert über die neuerliche Unterbrechung und eilte einer Kundin ihres Alters freudestrahlend entgegen. Während des Gesprächs mit ihr warf sie Marius einen Blick zu, der deutlich machte, dass er das Geschäft verlassen sollte. Der Detektiv schüttelte den Kopf. Fünf Minuten später stand die Ladeninhaberin wieder bei ihm.
    Marius brachte das Thema wieder zurück in die gewünschte Richtung. »Wir wollten über Georg Albertz sprechen.«
    »Sie wollten über Georg Albertz sprechen«, antwortete die Frau, »ich nicht.«
    Marius nickte. So würde er
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