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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Autoren: Stefan Keller
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hier nicht weiterkommen. »Am schnellsten werden Sie mich los, wenn Sie mir jemand anderes nennen, mit dem ich reden kann. Irgendein alter Kumpel von Albertz vielleicht?«
    »Mit denen wollen Sie nicht reden, glauben Sie mir.«
    »Ich bin ein offener Mensch«, erwiderte Marius mit einem Grinsen.
    »Die nicht. Das ist das Problem. Wenn Sie sich unbedingt eine blutige Nase holen wollen, können Sie das von mir aus machen. Sagt Ihnen der Begriff ›Ringszene‹ was?«
    »Sie meinen diese alten Gangstergeschichten aus den 60er Jahren?«
    »Genau die.«
    »So wie das durch die Medien gegangen ist in den letzten Jahren, kann ich mir kaum vorstellen, dass da niemand mit mir reden würde. Haben Sie vielleicht ein oder zwei Namen für mich?«
    Klösgen schüttelte den Kopf. »Namen müssen Sie selber herausfinden. Die kriegen Sie bestimmt nicht von mir. Wenn ich Sie loswerden will, hol ich mir bestimmt nicht die ins Haus! Manche reden mit der Presse. Andere nicht. Das sollte man respektieren.« Sie blickte den Detektiv vielsagend an.
    Marius streckte ihr die Hand entgegen. »Danke, dass Sie mir weitergeholfen haben. Ich weiß das zu schätzen.«
    Das war gelogen. Der Detektiv war sauer, dass ihm die Fahrt nach Longerich kaum Erkenntnisse gebracht hatte. Allerdings war die hennagefärbte Boutiquenbesitzerin aktuell seine einzige Quelle und deshalb mit Freundlichkeit zu behandeln.
    Als Marius an der Tür stand, rief sie ihm hinterher. »Wenn Sie sich bloß eine blutige Nase holen, sind Sie gut davon gekommen.«
    Der Detektiv drehte sich um.
    »Ich wollte Sie nur gewarnt haben.« Mit einem Nicken wandte sie sich ab und begann T-Shirts zu falten, die neben ihr auf dem Tresen lagen.

6
     
    Paula Wagner, frisch beförderte Hauptkommissarin der Kölner Kriminalpolizei, saß im großen Konferenzraum des Kalker Präsidiums. Die Plätze neben ihr waren beide unbesetzt geblieben, obwohl hinter den Stuhlreihen und an den Fenstern einige Beamte stehen mussten. Sie ignorierte es; die Worte, die Polizeidirektor Jansen an die ›lieben Kollegen‹ richtete, konnte sie allerdings nicht überhören. Immerhin ging es um sie.
    »… gratulieren wir deshalb Kollegin Paula Wagner zu ihrer gerade in Düsseldorf bestätigten Beförderung zur Hauptkommissarin … « Der Direktor ließ den Umstand aus, dass Paula, um ihre Beförderung überhaupt durchzusetzen, selbst in Düsseldorf hatte intervenieren müssen. Die Kölner Polizei hatte ihren Antrag mehrfach abgelehnt. Sie machte sich nichts aus dem Titel, aber es war für sie die einzige Möglichkeit, eine eigene Abteilung zu bekommen und damit halbwegs unabhängig arbeiten zu können. Genauer: Überhaupt wieder arbeiten zu können. Nachdem sie Bergkamps ›Team‹ verlassen hatte, war sie wie eine heiße Kartoffel durch die verschiedenen Kommissariate und Teams herumgereicht und überall geschnitten worden. Sie hatte Kollegen ans Messer geliefert, das verzieh man ihr nicht. Jansen hatte ihr eine Versetzung in eine andere Stadt nahe gelegt, Paula hatte sich geweigert. Nachdem sie sich einmal für Köln entschieden hatte, würde sie sich nicht mehr umstimmen lassen. Die Ablehnung der Kollegen bestärkte sie in ihrem Trotz.
    »… und freuen uns, dass die verdiente Kollegin von nun an ihrer eigenen Abteilung vorstehen wird … « Zwei oder drei Beamte, die am Fenster lehnten, konnte sie aus dem Augenwinkel sehen. Ihre Blicke waren alles andere als freundlich. »Eigens für sie haben wir ein gänzlich neues Kommissariat geschaffen. Immer größer wird die Rolle, die die Wissenschaft in unserer täglichen Arbeit spielt. Wir tragen dem als moderne Polizeibehörde Rechnung und schaffen die Task Force Science der Polizei Köln, die mit Mitteln der Wissenschaft und in enger Zusammenarbeit mit Experten alte, ungeklärte Fälle einer erneuten Prüfung unterziehen wird. Frau Wagner wird diese Koordinierungsstelle mit den verschiedenen wissenschaftlichen Abteilungen führen.« Einzelne Beamte applaudierten zögerlich und gaben damit ihre Zustimmung kund, dass Paula nicht allein befördert, sondern zugleich abgeschoben wurde. Jeder wusste, dass diese großspurig ›Task Force‹ genannte Abteilung ein Friedhof sein würde – für abgelegte Fälle und eine aussortierte Kommissarin. Jansen hatte Paula am Vorabend über ihr neues Tätigkeitsfeld informiert. Sie hatte überlegt, ob sie protestieren sollte. Dann hätte sie weiter in irgendeiner anderen Gruppe belanglose Drecksarbeit machen oder Däumchen drehen
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