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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Autoren: Stefan Keller
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Albertz ein schlimmer Finger?«
    Die Frau hob abwehrend die Hand. »Ach, wenn Sie wüssten!«, sagte sie und Marius verstand, dass sie selbst nichts Konkretes sagen konnte.
    »Vielleicht könnte ich mit Ihrer Schwägerin reden?« Marius zog eine der Visitenkarten aus dem Portemonnaie, auf der außer seiner Handynummer rein gar nichts stimmte. Die Frau griff begierig die Karte und las.
    »Ach, bei einer Presseagentur arbeiten Sie? Wie interessant!«
    Marius lächelte freundlich. »Wir beliefern bundesweit Kunden mit Informationen. Nach dem, was Sie mir bisher gesagt haben, könnte dieser Fall von größerem Interesse sein.«
    »Meinen Sie?«
    »Entscheiden kann ich das natürlich erst, wenn ich mit Ihrer Schwägerin gesprochen habe. Vielleicht haben Sie eine Telefonnummer für mich?« Marius setzte sein freundlichstes Lächeln auf, während die Frau die Nummer ihrer Schwägerin auf eine Serviette kritzelte. Anschließend machte er aus Höflichkeit noch ein Bild seiner Gesprächspartnerin. Ob das allerdings eine der überregionalen Zeitungen nehmen würde, konnte Marius ihr nun wirklich nicht versprechen.

5
     
    Das weiche Fell des Kaninchens schmeichelte der Haut seiner alten Finger. Unter der Handfläche spürte er den rasenden Herzschlag des kleinen Tieres. Mit den Fingerkuppen konnte er seine Halsknochen ertasten. Eine kurze Bewegung und das Tier wäre tot.
    Stattdessen hob er es zurück in seinen Stall, wo es sich, als hätte es seine Gedanken gelesen, in die hinterste Ecke zurückzog. Stroh raschelte. In den anderen Käfigen, die die gesamte hintere Wand des Schuppens einnahmen, hoppelten seine Artgenossen in Erwartung ihrer morgendlichen Futterration aufgeregt hin und her. Aus einem alten, ausgebleichten Eimer nahm er Salatblätter und zerhackte Möhren und gab sie in die Käfige hinein. Anschließend schloss er die Tür des Schuppens hinter sich. Nur eines der Kaninchen stürzte sich nicht sogleich auf das Fressen an der Käfigtür.
    Draußen blinzelte Helm Münzenberg in die Sonne. Hinter den Büschen, die Gemüsegarten und Kaninchenstall vom Ziergarten trennten, hörte er die Stimmen seines Sohnes und seines ältesten Freundes. Geschirr klirrte. Seit wie viel Jahren pflegten sie nun schon gemeinsam das Ritual ihres wöchentlichen Frühstücks? Er kam nicht darauf. Viel zu lange jedenfalls! Die Routine langweilte ihn. Die Kaninchen, das Haus, der Garten. Er hielt das alles topp in Schuss. Wie er sich selbst topp in Schuss hielt. Aber wofür? Als er jung war, hatte er geglaubt, dass er seine körperliche Stärke, seine Gesundheit im Alter am meisten vermissen würde. Jetzt war er über 70, kerngesund, und langweilte sich zu Tode.
    Die Krokusse auf dem Rasen, über den er jetzt hinüberging zu der sonnenbeschienen Terrasse, leuchteten mit dem Gelb seiner Hose um die Wette. Peter Altmann stand in seiner typischen kerzengeraden Haltung neben den weißen Plastikstühlen und hob die Hand, als Münzenberg auf sie zuging. Der grüßte mit einem Kopfnicken und setzte sich an den Tisch neben seinen Sohn Magnus, dessen Kopf hinter einer aufgeschlagenen Zeitung verschwand und dessen dunkelgrauer Anzug nicht zu den weit aufgeknöpften Hemden und bunten Hosen seiner Tischgenossen passen wollte.
    Helms Blick fiel auf die Schlagzeile der Zeitung, interessiert hielt er das Blatt hoch. Dass er seinem Sohn damit das Lesen unmöglich machte, kümmerte ihn nicht. Magnus hielt inne und wartete stumm, bis sein Vater die Zeitung wieder sinken ließ.
    »Einen Rollstuhlfahrer auszurauben und zu ermorden! In der eigenen Wohnung. Heutzutage ist nur noch Pack unterwegs!«
    Magnus schwieg, Altmann nickte beifällig, während Helm in ein Wurstbrot biss. »Früher hätte es das nicht gegeben«, murrte er beim Kauen.
    Magnus ließ die Zeitung sinken, nahm einen Schluck Kaffee. »Saß nicht einer von deinen Männern später im Rollstuhl? Einer aus der alten UKB-Bande?«
    »Ali Albertz, ja!« Münzenberg schüttelte leicht mit dem Kopf. »Ist nie aus UKB rausgekommen. Kenne keinen, der so mit der Straße verwachsen war wie der.« Er wandte sich an Altmann. »Wann haben wir den zuletzt gesehen? Das muss Jahre her sein!«
    »Puh! Ich glaube, auf deinem 70. Wohnt der noch UKB?«
    Helm nickte. »UKB 8.«
    »Gleiche Adresse wie der Raubmord«, fiel Magnus auf. Die beiden alten Luden blickten ihn mit einem Mal sehr aufmerksam an.
    Helm nahm seinem Sohn die Zeitung aus der Hand und las den Artikel. Schließlich schlug der kleine, kräftige Mann mit
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