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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Autoren: Stefan Keller
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dass ich den Mann mit dem Piratentuch links auf dem Bild finde. Er glaubt, es sei sein Vater.«
    Verena schnaubte kurz spöttisch und zeigte deutlich, was sie von dieser Hoffnung hielt. »Wie wahrscheinlich ist das denn bitte?« Abrupt wechselte sie das Thema. »Das ist aus ›Unter Krahnenbäumen‹, richtig?«
    »Korrekt, Frau Kunsthistorikerin. Ich war heute da und habe mich umgehört.«
    Sie schaute noch einmal interessiert auf das Bild. »Interessant. Kaum tauchst du irgendwo auf, findet die Polizei eine Leiche.«
    »Eine Leiche?« Marius hielt mit seinen Übungen inne, mit den Füßen kopfüber an der Reckstange hängend. Seine Welt stand Kopf.
    »Hast du nichts mitbekommen? Du willst doch sonst immer alles wissen.«
    Marius schüttelte den Kopf.
    »Unter Krahnenbäumen haben sie einen alten Mann erwürgt aufgefunden. Einen Rollstuhlfahrer. Die Polizei vermutet, dass es ein Raubmord war.«
    »Ein Rollstuhlfahrer?« Mit einer einzigen fließenden Bewegung stemmte sich der Detektiv nach oben, hielt sich an der Stange fest und löste geschickt die Halterungen der Boots am Reck. Mit einer Drehung stand er auf den Füßen. »Weißt du mehr?«, fragte er Verena.
    »Nein, der Fall hat mich nicht interessiert.«
    Bis jetzt, dachte Marius.
    »Es war in der Hausnummer 8, kurz vorm Eigelstein.« Sie schaute ihn aus ihren perfekt geschminkten blauen Augen an. »Kanntest du den Mann?«
    »Ich glaube, ich habe mit ihm gesprochen.«
    Verena hob kurz die Augenbrauen. »Hm, hm … an deiner Stelle würde ich mir ein paar Gedanken machen. Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Über den Mann auf dem Foto«, antwortete Marius.
    »Vielleicht ist es ja ein dummer Zufall.« Mit diesen Worten ging sie die offene Holztreppe nach oben, wo sich ihre gemeinsame Wohnung befand. Marius blickte ihr nach, seine Augen hefteten sich an ihre Beine. Weder er noch sie glaubten an Zufälle. Er musste jetzt weiter recherchieren und noch wichtiger: Er musste sich mit der Polizei in Verbindung setzen. Doch stattdessen folgte er Verenas Beinen nach oben.
     
    Am nächsten Morgen verließ Verena Talbot wie immer frühzeitig die Wohnung. Marius hörte ihren eiligen Schritten im Treppenhaus nach, bis sie hinaus auf die Straße trat. Der Detektiv begann seinen Tag mit Nachdenken und Liegestützen und verließ das Haus eine halbe Stunde, einen Obstsalat und einen Tomatensaft später, bewaffnet mit einer Kamera und ein paar falschen Visitenkarten im Portemonnaie.
    Als Marius im Eigelsteinviertel angekommen war und endlich einen Parkplatz für den alten Renault 19 gefunden hatte, schien die Sonne. Der Fru ̈ hling hatte sich offenbar in Köln festgesetzt. Er ließ die Jacke im Auto und suchte sich zunächst ein Café am Eigelstein, wo er sich ein Croissant und einen Apfelsaft bestellte. Mit beidem stellte er sich an einen der Stehtische neben der Ausgangstu ̈ r, an denen sich morgens Rentner, pausierende Handwerker und Bu ̈ roarbeiterinnen auf dem Weg zur Arbeit versammelten. Nicht, dass er wieder Hunger hatte, doch erfahrungsgemäß kam man in einem Viertel wie diesem mit den Leuten am einfachsten in einer Kaffeebud ins Gespräch. Am Nachbartisch las eine ältere Frau in der Zeitung einen Artikel über das gestrige Verbrechen.
    »Schlimme Sache, nicht wahr?«
    Die Frau schien einem Plausch nicht abgeneigt zu sein und machte ihrer Empörung Luft. »Das können Sie laut sagen! Einen alten wehrlosen Mann umzubringen für ein paar lausige Kröten. Heute ist wirklich niemand mehr sicher.«
    »Kannten Sie den Mann?« Jetzt registrierte sie die Kamera, die Marius neben sich auf den Tisch gelegt hatte.
    »Sind Sie von der Presse?« Bevor er antworten konnte, war sie bereits mitsamt ihrer Zeitung, ihrem Kaffee und Wurstbrötchen an seinen Tisch umgezogen.
    Der Detektiv verkniff sich ein zufriedenes Grinsen. »Nicht von dieser«, antwortete Marius durchaus wahrheitsgemäß. Die Frau legte verschwörerisch ihre Hand auf seine. Er hatte Glück. Die ›Verkleidung‹ als Journalist funktionierte nicht immer. Manche Leute wollten partout nicht mit der Presse reden. Allerdings hatte er die Erfahrung gemacht, dass sie immer noch eher mit der Presse redeten als mit einem Privatdetektiv.
    »Der Albertz, das war in jungen Jahren kein Kind von Traurigkeit. Meine Schwägerin – die ist hier groß geworden – sagt, dass das irgendwann so kommen musste bei dem Mann. Das war ein richtig schlimmer Finger früher.«
    »Spannend, davon stand nichts in der Zeitung! Inwieweit war Herr
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