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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Autoren: Stefan Keller
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sich wieder entfernten, die Haustür hinter dem Mann zufiel und keine neuen Geräusche mehr zu hören gewesen waren. Anschließend hatte er, gepeinigt von einem kräftigen Hustenanfall, erst mal Luft holen müssen. Seit Jahrzehnten hatte er nicht mehr an Siggi Baumgart gedacht und das war gut so. Eilig griff er die Räder seines Rollstuhls und fuhr den Flur hinunter zum Telefon, das auf einem kleinen Tischchen vor dem Wohnzimmer stand. In einem zerfledderten Heft daneben hatte er alle wichtigen Telefonnummern notiert. Mittlerweile gehörten die meisten zu Leuten, die nicht mehr lebten. Mit hektischen, zitternden Händen blätterte er das Heft durch und fand, wonach er suchte. Er drehte die Wählscheibe des Telefons und nahm den großen Hörer ans Ohr. Ein paar Mal tutete es gleichmütig, bevor es knackte und die Stimme der Person, die ihn beschützen würde, nannte ihren Namen. Der Alte hielt sich nicht lange mit Vorreden auf.
    »Hä hat inge noch ’em Siggi gefrogt!«

3
     
    Das Haus war leicht zu finden. Hinter einem Notarztwagen standen zwei Streifenwagen und ein Lexus, hinter dem Hannes Bergkamp seinen Opel Vectra parkte und gemeinsam mit den drei anderen die schmale Straße komplett blockierte. Auf der gegenüberliegenden Seite standen die üblichen Schaulustigen in Grüppchen und beobachteten das Geschehen. Sie müssten eigentlich wissen, dass sie nichts zu sehen bekommen würden, dachte der Hauptkommissar der Kölner Kriminalpolizei und grüßte den gelangweilt vor dem Hauseingang stehenden Streifenbeamten. Schon von hier konnte er das Geschrei aus der Wohnung im Hinterhaus deutlich hören.
    »Sind Sie eigentlich komplett verblödet?«, brüllte die ihm wohlbekannte Stimme Volker Brandts, seines Zeichen Leiter der Kölner Rechtsmedizin. »Todesursache: Herzversagen? Haben Sie sich den Hals des Mannes einmal angeschaut?«
    »In dem Alter, in dem der Mann war … Wer kommt denn da auf Erwürgen?«, hörte Bergkamp eine elendig leise Stimme antworten, als er den Flur durchquerte. Auf den Treppen im Haus standen Schaulustige. Ihnen würde er später noch Zeit widmen. Jetzt betrat er die muffig riechende Wohnung im hinteren Erdgeschoss.
    »Jeder, der Augen im Kopf hat, Sie Vollidiot!« Bergkamp sah gerade noch, wie der Chef der Rechtsmedizin einem kleinen Mann um die 50 einen Klemmordner mit einem Zettel auf den Kopf schlug.
    »Spinnen Sie? Sie sind ja irre!«, quiekte der Mann, stopfte hektisch seine Sachen in einen schwarzen Arztkoffer und verließ schimpfend die Wohnung. Bergkamp überlegte, ob er ihn aufhalten sollte, doch um ihn konnte er sich später kümmern. Erst einmal warf er einen Blick auf den Toten, einen alten Mann in einem schäbigen, grauen Anzug, der zusammengesunken in einem Rollstuhl saß. Bergkamp ließ den Blick durch die kleine Einzimmerwohnung schweifen. Schubladen waren aufgerissen, Sachen achtlos auf den Boden geworfen worden.
    »Raubmord?« Der Hauptkommissar blickte den Rechtsmediziner fragend an.
    »Idiotentest würde ich eher vermuten.« Er hob mit Daumen und Zeigefinger den Kopf des Mannes an, deutlich waren Würgemale auf seinem Hals zu erkennen. »Wie kann ein Arzt das übersehen? Können Sie mir dieses Rätsel lösen, Herr Hauptkommissar?«
    »Wer hat uns denn benachrichtigt, wenn es nicht dieser Arzt war?«
    Vage deutete Brandt mit dem Daumen hinter sich zur Tür. »Der Fahrer des Rettungswagens hat sich geweigert, die Wohnung zu verlassen, ohne vorher die Polizei zu benachrichtigen. Sehr zum Missfallen unserer eben verschwundenen Intelligenzbestie.« Brandt deutete auf das Chaos in der Wohnung. »Wenn einen so ein Chaos nicht stutzig macht, weiß ich nicht, was ein Arzt braucht, um einen Raubmord zu vermuten. Er ist wohl kurz vor seiner Mittagspause gerufen worden. Da will man pünktlich fertig sein. Arschloch!«
    »Okay«, lenkte der Kriminalbeamte das Gespräch wieder auf sein eigentliches Thema, »haben Sie denn schon irgendwas herausfinden können?«
    Seufzend ließ Brandt den Kopf des Toten los. »Es gibt deutliche Hinweise, dass der Mann erwürgt wurde.« Richtig beruhigen konnte er sich noch nicht. »Selbst ein medizinischer Laie sieht das. Drumherum scheint einiges in Unordnung gebracht worden zu sein. Ich vermute nicht vom Opfer selber.«
    »Also wohl tatsächlich ein Raubmord. Lebt der Mann allein hier?« Die Frage war an einen Beamten der Schutzpolizei gerichtet, der in der Wohnungstür stand und das Geschehen in der Wohnung wenig interessiert beobachtete.
    »Man
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