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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Autoren: Stefan Keller
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müssen. Doch sie wollte richtig arbeiten, da war ihr fast egal woran. Hauptsache Polizeiarbeit. Hauptsache eigene Fälle. Eine weitere Demütigung hatte Jansen noch für sie parat. »Hauptkommissarin Wagner ist dank ihre Hartnäckigkeit, vor allem dank ihrer hervorragenden Beziehungen zur Wissenschaft hervorragend für diese Position geeignet.« Gelächter und heftigerer Applaus begleiteten Jansens letzte Worte. Ihre lange beendete Affäre mit Rechtsmediziner Volker Brandt hatte sich herumgesprochen. Den meisten Kollegen dürfte das im Grunde egal gewesen sein, nur bei Paula war es ein weiterer willkommener Anlass, sie schlecht zu machen. Kein Polizist in Köln, der etwas auf sich hielt, verzichtete darauf.
    »Nun zu unserer eigentlichen Arbeit«, fuhr der Direktor fort. »Wie Sie alle wissen, wurde gestern ein alter Mann erwürgt in seiner Wohnung in Unter Krahnenbäumen aufgefunden. Hauptkommissar Bergkamp leitet die Ermittlungen und da er in einer arg unterbesetzten Abteilung Dienst tut«, hier warf Jansen Paula einen vorwurfsvollen Blick zu, »kann er Ihre Unterstützung sicher sehr gut brauchen. Sagen Sie uns kurz, Herr Kollege, was Sache ist.«
    Hannes Bergkamp erhob sich und Paula beobachtete ihren schlaksigen Ex-Chef, wie er unsicher hinter seinem Tisch stand. Eine Hand trommelte nervös auf der Tischplatte. Sie konnte Hannes Bergkamp immer noch nicht als Arschloch betrachten, selbst wenn sie wollte. Der Hauptkommissar war faul, sonst nichts, und wenn sie nicht die Angehörigen der Opfer, deren Fälle er bearbeitete, bedauert hätte, hätte sie ihn für seine Trägheit sogar ein wenig bemitleidet.
    »Nun, viel gibt es eigentlich gar nicht zu sagen«, sprach Bergkamp mit dünner Stimme. »Alles deutet auf einen Raubmord hin. Wir versuchen Zeugen zu finden, die uns weiterhelfen können, und warten auf die Ergebnisse der Spurensicherung. Ich denke, bei einem solchen Fall ist es wichtig, die Presse einzubeziehen, um Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen.«
    Ein perfekter Fall für Bergkamp, dachte Paula. Der Hauptkommissar würde jetzt einfach sehen, was die Suche über die Presse ihm bringen würde, ein paar Berichte der Spurensicherung in die Akte nehmen und entweder auf diese Weise einen Täter finden oder den Fall ungeklärt lassen. Die Task Force Science war vielleicht ein Versuch, sie kaltzustellen, aber allemal besser, als mit Bergkamp weiter ermitteln zu müssen.
    Um Paula herum erhoben sich jetzt die Kollegen, Jansen hatte die Besprechung für beendet erklärt, sie drängte nach vorne, um mit dem Polizeidirektor zu reden. Selbst wenn es ihr schwer fiel, dem Mann nicht einfach ins Gesicht zu schlagen: Er hatte ihr nicht einmal gesagt, von welchem Büro aus sie in Zukunft arbeiten sollte.
     
    Während Paula Wagner noch nach dem Ort ihrer Bestimmung suchte, fuhr Hannes Bergkamp erneut nach Unter Krahnenbäumen. Zufrieden hatte er festgestellt, dass die Medienberichte erste Resultate brachten. Scheinbar waren keine darunter, die die Polizei darüber aufklären wollten, dass außerirdische Mächte in Zusammenarbeit mit der CIA für den Mord verantwortlich zeichneten oder eine geheime Terrorgruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, alle Behinderten auszurotten.
    Er parkte den Wagen nach einigem Suchen schließlich unter einem Halteverbotsschild am Eigelstein und lief die paar Schritte bis zum Tatort zu Fuß. Ein normales Mietshaus, dachte er, als er nach dem richtigen Klingelschild suchte. Niemand, der es nicht weiß, käme auf die Idee, dass sich hinter seiner nüchternen Fassade ein Verbrechen abgespielt hatte. Er klingelte, fast direkt im Anschluss ertönte der summende Ton des Türöffners. Das Mädchen erwartete ihn an ihrer Wohnungstür im zweiten Stock, blickte ihn unsicher an.
    »Melissa Schreiber«, stellte sie sich vor. Ihr Händedruck war flüchtig, als sie den Hauptkommissar in ihre Wohnung bat, die über den gleichen Grundriss zu verfügen schien wie die Wohnung des Toten. »Ich hab’ das in der Zeitung gelesen«, begann sie. »Also im Internet«, verbesserte sie sich umgehend selbst. »Das mit Herrn Albertz, meine ich.«
    Das wird eine zähe Angelegenheit, dachte Bergkamp. »Kannten Sie Georg Albertz näher?«
    »Wen kennt man schon näher?«, antwortete sie und spielte verlegen mit dem Ärmel ihres geringelten Sweatshirts. Jetzt nicht noch einen Ausflug in die Philosophie, hoffte der Hauptkommissar. »Ich bin vor zwei Jahren zum Studium nach Köln gekommen und seitdem wohne ich hier.
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