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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Autoren: Stefan Keller
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wäre alles vorbei.
    »Also gut, ich hol das Geld«, log er und ging in das Wohnzimmer mit den schwarzen, modernen Möbeln. Kathrin blieb an der Tür stehen. Um Zeit zu gewinnen, öffnete er ein paar Schubladen, täuschte vor, als krame er herum. Sie reagierte nicht. Schließlich griff er zu dem Umschlag, den er vorbereitet hatte, stellte sich in die Tür zum Flur und hielt in ihr entgegen.
    »10.000 Mark, wie du verlangt hast.« Sie eilte den langen Flur hinunter, streckte die Hand aus, um nach dem erlösenden Umschlag zu greifen. Er erkannte die Verzweiflung in ihrem Gesicht, bevor er ihr den Brief, in dem statt der Geldscheine eine schwere Bleiplatte steckte, über den Schädel zog.
     
    »Und Ali Albertz hat dir geholfen, die Leiche verschwinden zu lassen«, ergänzte Marius.
    Altmann nickte. »Die Bar Chou Chou wurde gerade umgebaut, der Boden war weggestemmt und wir haben sie unter der Tanzfläche vergraben. Zum Glück habe ich mal einen anständigen Beruf gelernt und weiß, wie man einen Betonboden ausgießt.«

51
     
    Verena Talbot durchschritt noch einmal prüfend die gemeinsame Wohnung. Draußen verstauten die Möbelpacker die letzten Kisten. Es war erstaunlich, wie schnell man alles zusammenraffen und verschwinden konnte. Zwar hatte Marius den Wagen noch, aber den konnte sie bei anderer Gelegenheit abholen lassen. Es war ihr lieber, dem Detektiv nicht mehr zu begegnen. Trennungen ohne großes Gerede, ohne große Dramen waren eher nach ihrem Geschmack als ewige nächtliche Diskussionen. Ihre wenigen Freundinnen hatten sie dafür immer kritisiert. ›Du machst dich davon, wie ein Kerl‹, hatten sie gesagt. Verena vermutete, dass sie sie darum beneideten.
    Leicht knirschte das Holz, als sie die Treppe in den ersten Stock hochging. Unten im Büro hatte sie Marius’ Sachen aus dem Vitra-Schreibtisch geräumt und sorgfältig an der nun leeren Wand aufgestapelt. Die Kettlebells standen nach wie vor auf den Fensterbänken, die Gravitiy Boots hingen an der Reckstange. Oben waren die Räume bis auf ein paar wenige Bilder und Bücher, die Marius gehörten, leer. Die Matratze lag frei auf dem Boden, Marius’ Stoffkleiderschrank war ebenfalls im Schlafzimmer verblieben. Ohne ihre Möbel wirkte die Wohnung karg und unpersönlich. Sie drehte sich in der Mitte des Raumes einmal um sich selbst. Sie mochte sich selbst sagen, dass sie noch einmal prüfte, ob sie nichts vergessen hatte – doch es war ein Moment des Abschieds. Sie dachte, dass Marius Sandmann war, wie diese Wohnung aussah. Leer, ohne eigene Persönlichkeit, dass er andere Menschen, andere Leben brauchte, um die eigene Leere zu füllen. Privatdetektiv war genau der richtige Beruf für einen solchen Mann. Für eine Beziehung jedoch war er ungeeignet. Sie hätte das traurig finden können, aber sie beglückwünschte sich eher zu ihrer Entscheidung, ihn zu verlassen. Dass sie ihm in ihrer ruhelosen Jagd nach Storys ähnlicher war, als sie je zugeben würde, blendete sie aus. Sie tat das Richtige. Auch seine zweite Chance hatte Marius nicht genutzt. Ihre Absätze klackten auf dem Boden, als sie entschlossen die Treppe hinunterstieg, ihre Handtasche von der Küchenablage nahm und die Wohnung verließ. Hinter ihr blieb die fast gänzlich ausgeräumte Wohnung zurück, deren Leere durch einen letzten Hauch ihres Parfums noch lebloser wirkte.
     
    Den Polizisten, die mit gezückten Pistolen und in gebückter Haltung vorsichtig Altmanns Küche betraten, bot sich ein eigentümliches Bild. Auf dem Boden hockte ein alter Mann in fransiger Lederjacke, den Kopf auf die Knie gesenkt. Neben ihm stand ein mindestens ebenso alter Mann ganz in Schwarz gekleidet und schaute auf ihn herab. Am Küchentisch saß ein junger Kerl in einem grauen Anzug, das weiße Hemd mit roten Flecken verschmutzt, die der erste Beamte zunächst für Tomatensoße hielt. Aber auch auf dem Fußboden fanden sich rote Spuren. Während ein zweiter Polizist den Raum betrat und seine Pistole auf die beiden Alten richtete, konzentrierte sich der erste auf den Mann am Küchentisch, der eine Waffe in der Hand hielt, die er vor sich auf den Tisch legte. Immer noch die eigene Walther P99 im Anschlag, bewegte sich der Polizist zum Tisch und nahm die Pistole an sich. Erst jetzt entspannte er sich und registrierte beruhigt, dass weitere Kollegen die Wohnung betraten.
    »Alles unter Kontrolle!«, rief er und sorgte damit für allgemeine Erleichterung.
    Einen kurzen Moment der Spannung gab es, als der Mann am
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