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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Autoren: Stefan Keller
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Parkplatz suchte und ihr gemeinsam mit Brandt den Nerv raubte, zu überholen. Erleichtert gab sie Gas und überfuhr eine rote Ampel. Franka blickte besorgt in den Rückspiegel. Rund ums Präsidium war immer mit zahlreichen Kollegen zu rechnen und sie beide waren beliebte Jagdopfer. Es wäre ein Fest für die Streifenbeamten gewesen, Paula erneut hochzunehmen.
    » Was habt ihr gefunden?«
    »Knochen. Ein plattgedrücktes, doch alles in allem gut erhaltenes Skelett, dazu einen Haufen persönlicher Gegenstände, die wir uns noch genauer anschauen müssen.«
    »Weißt du schon, ob es sich um Kathrin Münzenberg handelt?«
    »Woher soll ich das wissen: Sie hat sich mir nicht vorgestellt.«
    »Gibt es sonst Hinweise auf ihre Identität?«
    »Frau Hauptkommissarin, wann lernt ihr Polizisten endlich, dass stichhaltige Beweise ihre Zeit brauchen? Selbst wenn wir ihren Ausweis finden würden, da unten könnte sonst wer liegen. Ich gebe Bescheid, wenn ich Näheres weiß.«
     
    Je länger sie und Franka mit Münzenberg redeten, umso mehr wuchs in Paula die Überzeugung, mit einem Stein zu sprechen.
    Seit zwei Stunden saßen sie in einem Nebenzimmer der Rechtsmedizin, in einer grauen Plastikbox die persönlichen Gegenstände Kathrin Münzenbergs, die ihr Mörder ihr mit ins Grab unter dem Beton gegeben hatte. Wenngleich die endgültige Analyse der DNA-Proben noch ausstand, zweifelte niemand mehr daran, dass die Tote Helms Tochter war. Nicht einmal ihr Vater.
    Paula konnte verstehen, dass er über dreißig Jahre nach ihrem Verschwinden keine großen Gefühlsausbrüche mehr bekam. Vermutlich hatte er sich schon vor Jahrzehnten mit dem Tod seiner Tochter abgefunden. Nur zweimal in den letzten zwei Stunden hatte sie überhaupt eine Reaktion des über 70-Jährigen bekommen, dessen Gesichtszüge scharf geschnitten waren wie die eines jüngeren Mannes. Exzessives Training, dachte Paula, und betrachtete die Oberarmmuskeln, die sich deutlich unter dem rosafarbenen Hemd abzeichneten. Ein wenig erinnerte er sie an Marius, der vermutlich gerade in einem anderen Verhör steckte. Die gleiche Besessenheit vom eigenen Körper, die gleiche Unfähigkeit, irgendeine Gefühlsregung zu zeigen.
    Anfangs war sie noch gar nicht im Raum gewesen. Durch die Glastür hatte sie gesehen, wie Magnus Münzenberg wild gestikulierend, mit flehenden Händen, auf seinen Vater einredete. Leider hatte sie kein Wort verstanden. Nach einer wegwerfenden Handbewegung des Vaters stürmte Münzenberg junior aus dem Raum. Franka eilte ihm nach und hatte sich eine halbe Stunde später wieder zu ihr gesetzt. Eine kurze Geste hatte ihnen genügt, um sich zu verständigen: Münzenberg jr. war komplett ahnungslos.
    Sein Vater, von dem sie beide überzeugt waren, dass er hinter den Morden an Heck und Sperber steckte, würde ihnen nicht weiterhelfen wollen. Je länger das Verhör dauerte, umso deutlicher wurde, dass sie keine Mittel hatten, ihn zum Reden zu bringen und wenn niemand redete, blieb der Auftraggeber von Georg Albertz unbehelligt.
    Genau fünf Worte hatte Münzenberg gesprochen. Gleich zu Anfang, als sie den Raum betreten hatten und sich sein Blick von der grauen Kiste und den wenigen Hinterlassenschaften seiner Tochter gelöst hatte.
    »Ich rede nicht mit Ihnen.«
    Danach hatte er regungslos geschwiegen. Nicht einmal die Frage, ob er ein Glas Wasser haben wolle, hatte er beantwortet.
    Paula hielt sich selbst für einen extrem hartnäckigen und, wenn es sein musste, verbissenen Menschen. Aber Helm Münzenberg hatte nicht allein eine Mauer um sich herum errichtet, die sie nicht aufbrechen konnte. Er hatte ein ganzes Mausoleum gebaut, in dem alle emotionalen Reaktionen, denen er vielleicht fähig war, begraben liegen mussten. Die Unterlagen, die wenigen Aktenvermerke über diesen Mann, attestierten ihm eine Neigung zur Gewalt und einen nicht zu unterschätzenden Jähzorn. Davon war hier nichts zu spüren. Vielleicht sollte sie doch noch einen Versuch machen, ihn zu kitzeln?
    »Beißen Sie sich nicht in den Schwanz, weil Baumgart Ihnen mit seiner Rache zuvorgekommen ist? Hätten Sie sich nicht gewünscht, Altmann das Messer selber in den Bauch zu rammen?«
    Nichts. Keine Reaktion. Kein Zwinkern. Kein Zucken. Keine Antwort. Resigniert nickte Paula Franka zu und stand auf. Wortlos verließen sie das Zimmer.
    Draußen im Flur schlug Paula wütend gegen die Wand.
    »War es das jetzt?«, fragte Franka.
    »Wenn keiner von denen redet, können wir niemanden der Mittäterschaft
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