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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen
Autoren: Kylie Brant
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Er wusste, dass die Verbindung nicht unterbrochen worden war, da er sie atmen hörte. Mühsam und schwach.
    »Komisch, dass ich ausgerechnet … dich anrufe. Komisch, was?« Er runzelte die Stirn und setzte sich etwas auf. Hatte sie getrunken? Ihre Stimme klang undeutlich. »Hätte eigentlich … Andrews anrufen sollen. Es ihr sagen. Wollte aber dich. Hätte dich … mitnehmen sollen. Dachte ich. Vorhin.«
    »Wo bist du?« Er war bereits aufgestanden und befand sich auf dem Weg zum Hauswirtschaftsraum, um sich eine Regenjacke zu holen. »Ist alles in Ordnung?«
    »Es tut weh. Mann, es tut so weh.« War das ein Lachen oder ein Schluchzen? Panik wallte in ihm auf und raste durch seine Adern. »Aber er ist tot. Er ist tot. Beide tot. Gibbs.«
    »Gibbs ist tot?« Was war da los? Er stürmte zur Tür hinaus. Das Brett hinunter, das ihm als Rampe diente. Als er sich die Kapuze der Regenjacke über den Kopf zerrte, rutschte er aus. Landete im Matsch. »Wo bist du?«
    »Sawyer’s Eis. Is’ mir wieder eingefallen.« Ihre Stimme wurde leiser. Und die Angst ergriff Besitz von seinem ganzen Körper. Rauschte ihm durch die Blutbahn, bis sie zu einem lebenden, hechelnden Raubtier geworden war. »Bin gefallen. Hab aber … an dich gedacht. Warum, Sharper?« Er musste sich anstrengen, um ihre Worte zu verstehen, während er den Zündschlüssel umdrehte und den Trailblazer anließ. »Warum ist mein letzter … Gedanke … an dich?«
    »Du bist bei Sawyer’s Eishöhlen?« Die Angst ließ seine Stimme heiser werden. Was zum Teufel hatte sie dort zu suchen? »Ich hol dich raus, Baby. Sag’s noch mal genau. Du bist bei den Höhlen?«
    Doch er bekam keine Antwort. Sooft er auch ihren Namen ins Telefon brüllte, es kam keine Antwort.
    Und jetzt hörte er sie nicht einmal mehr atmen.
    »Sie bleiben verdammt noch mal von dort weg, haben Sie mich verstanden, Sharper?« Andrews klang, als presste sie die Anweisung zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Zach spähte in die Nacht hinaus, durch die über die Scheibe fegenden Wischer hindurch. »Das können Sie vergessen. Ich suche sie.«
    »Ich habe Leute dort in der Gegend, und die habe ich umdirigiert, sowie Sie angerufen haben. Aber bleiben Sie, wo Sie sind. Da draußen läuft ein bewaffneter Tatverdächtiger herum, und ich will nicht, dass Sie in die Schusslinie geraten.«
    »Dann sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen mir aus dem Weg gehen.« Er beendete die Verbindung, ließ das Handy auf den Beifahrersitz fallen und umklammerte das Lenkrad, bis seine Fingerknöchel schmerzten. Und dann tat er das, was er seit seiner Rückkehr aus Afghanistan nicht mehr getan hatte.
    Er betete.
    »Cait!« Der Strahl der Taschenlampe war ihm in der undurchdringlichen Finsternis des Waldes keine große Hilfe. Der Wind blies den Regen seitwärts davon, winzige, eiskalte Nadelstiche, die ihn bis auf die Knochen frösteln ließen. Das Kronendach spendete nur wenig Schutz, als er weiter ins Waldesinnere vordrang. »Cait!«
    Zuerst sah er in der größten der Höhlen nach. Seine Eingeweide erstarrten zu Eis, als er den zusammengekrümmten Leichnam im Eingang liegen sah. Während sich sein Herz zu einem harten Klumpen verkrampfte, drehte er den Mann um. Leuchtete ihm mit der Taschenlampe in das, was von seinem Gesicht noch übrig war.
    »Guter Gott!« Hastig trat er einen Schritt zurück. Jodie Paulsen? Was zum Teufel hatte Jodie mit dieser Sauerei zu schaffen?
    »Cait. Verdammt noch mal.« Das Grauen lief ihm über den Rücken und sammelte sich als kalter Schweiß an seinem Steißbein. Hektisch suchte er die Fläche mit dem Strahl seiner Taschenlampe ab. Trat zwei Schritte zurück, ehe er schlagartig begriff und den Strahl auf die schmale Gestalt lenkte, die am Stamm einer nahen Kiefer lehnte.
    »Cait!« Dass sie nicht antwortete, fühlte sich an, als hätte man ihm einen Spieß in den Bauch gerammt. Eilig kniete er sich neben sie und stellte die Taschenlampe so auf, dass sie Cait mit ihrem Strahl voll erfasste. Ihr Gesicht war bleich. Totenbleich. Und ihre Hände, die er anhob, um nach dem Puls zu fühlen, waren eiskalt.
    Ihr Puls ging nur noch als mattes Flattern, doch Zachs Erleichterung war nahezu überwältigend. Allerdings erhielt dieses Gefühl auf der Stelle einen Dämpfer, als er das Blut an ihr entdeckte. Stammte es von Paulsen? Oder war es ihr eigenes?
    Mit zitternden Händen strich er über ihren Körper und hielt inne, als sie aufstöhnte. Beim Betrachten seiner blutbedeckten Handflächen
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