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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen
Autoren: Kylie Brant
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Sie raus, egal wo Sie sind.«
    Das Eis von den Wänden schien sich auf ihr Rückgrat zu übertragen. Sie konnte Paulsen über sich hören. Sein Wispern trug weit in der Finsternis. Sie legte sich auf den Bauch und fuhr mit den Armen nach allen Seiten, auf der verzweifelten Suche nach ihrer Waffe.
    »Ich werde Ihren Schädel an meine Käfer verfüttern. Keine Zeit für mehr. Nur den Schädel.«
    Mit aufwallender Euphorie griff sie nach etwas, das sie für ihre Waffe hielt und das doch nur ein Stein war. Fest schloss sie die Finger darum. Und dann wartete sie. Wagte kaum zu atmen.
    »Ah.« Sie hörte ihn auf dem Waldboden oberhalb der Höhle umhertappen. »Sie sind verletzt, stimmt’s? Ich habe Sie gewarnt, aber Sie wollten ja nicht hören. Genau wie alle anderen.«
    Hinter dem Eingang zur Höhle krümmte sie sich zu einer Kugel zusammen. Einen guten Meter weit drinnen, um den Schutz der Dunkelheit zu haben. Und dann blockierte er den Eingang, bückte sich, um hineinzusehen, das Jagdgewehr in der Hand.
    Als er sie entdeckte, lächelte er. »Ich schwöre, ich werde mir die größte Mühe mit Ihrem Schädel geben. Sie werden mein neues Prachtstück werden.«
    Sie sprang auf und schnellte los. Holte mit aller Kraft aus und schlug ihm den Stein über die Nasenwurzel. Er jaulte auf und wich hastig zurück, rutschte jedoch auf dem eisbedeckten Höhlenboden aus. Cait machte einen Satz und versuchte vergeblich, ihm das Gewehr zu entreißen, ehe sie nach ihrer Waffe tastete und sie unter sich erspürte. Sie griff danach.
    Und als sie feuerten, klangen die beiden Schüsse wie einer.
    Zach starrte missmutig aus dem Fenster. Der Regen machte ihn griesgrämig. Der Matsch, durch den er sich auf der Zufahrt zu seinem Haus hatte hindurchkämpfen müssen, verdross ihn. Seine Stimmung, die von vornherein nicht die sonnigste gewesen war, hatte bereits nach den ersten paar Minuten im JD’s einen weiteren massiven Absturz erlitten, als Joanie Barton ihn ins Visier genommen hatte.
    Normalerweise war die Frau zu beschäftigt, um ihm mehr als eine beiläufige Begrüßung zu gönnen. Doch obwohl sich in dem Lokal Massen von Gästen drängten, hatte sie sich die Zeit genommen, zu ihm hinüberzumarschieren und ihm die Leviten zu lesen.
    Noch dazu wegen Caitlin Fleming.
    Offenbar hatte er sich der Komplizenschaft schuldig gemacht, und in Joanies Augen war Caits Sündenregister ellenlang. Während er sich der gespitzten Ohren und der mitfühlenden Blicke um sich herum nur allzu bewusst war, hatte er sein Möglichstes versucht, um die Frau zu beruhigen, die einem hysterischen Anfall so nahe gewesen war, wie er es noch nie erlebt hatte.
    Als er begriff, dass ihre Empörung daher rührte, dass Del zur Vernehmung abgeholt worden war, konnte er ihre Wut verstehen.
    Barton war ein eingebildeter kleiner Affe, das stand fest, aber auf Zachs Verdächtigenliste stünde er so ungefähr an letzter Stelle. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Mann einen Felsen hinaufkletterte, geschweige denn, dass er mitten in der Nacht mit einem Sack Knochen auf dem Rücken den Castle Rock erklomm. Und da er kürzlich selbst erst in den Genuss einer der irregeleiteten Vernehmungen von Sheriff Andrews gekommen war, konnte er durchaus mit Joanie und ihrem Mann mitfühlen.
    Bis sie gegen Cait loswetterte.
    Unbehaglich rutschte er auf seinem Sessel hin und her. Also, er hatte doch nicht einfach schweigend zuhören können, wie die Frau Cait mit Worten beschimpfte, die er noch nie zuvor aus dem Mund einer Frau vernommen hatte, oder? Doch dass er Cait verteidigte, machte seine Sünden noch schlimmer, als es ihre gewesen waren.
    Er hatte ihr ein paar unbequeme Wahrheiten an den Kopf geworfen und dafür nun bis zu seinem seligen Ende Hausverbot im JD’s kassiert. Oder zumindest so lange, bis sich Joanies Wut abgekühlt hatte, was auch immer zuerst geschah. Angesichts dessen, wie die Frau jemandem zürnen konnte, würde vermutlich Ersteres früher eintreten.
    Als sein Handy klingelte, erwog er zunächst, gar nicht dranzugehen. Es gab keinen Menschen auf der Welt, mit dem er jetzt gern gesprochen hätte.
    Doch diesen Gedanken verwarf er sofort, nachdem er aufs Display geblickt hatte.
    Cait.
    Er unterdrückte den Drang, die plötzlich feuchten Handflächen an seiner Jeans abzureiben, und meldete sich. »Okay, ich hab gestern Abend Mist gebaut, aber ich würde sagen, dass wir nach dem, was ich letzte Stunde mitgemacht habe, quitt sind.«
    Er wartete auf ihre Reaktion. »Cait?«
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