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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen
Autoren: Kylie Brant
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Wimmern ging in einen gleichförmigen Klagelaut über. »Ich bin schon immer sensibler gewesen, als mir selbst guttut.«
    »Deshalb haben Sie also die Knochen bemalt?« Es war schwer, seiner Argumentation zu folgen, aber das war normal. Ein Psychopath dachte nicht logisch.
    »Ich habe ein Andenken an ihr Leben erschaffen«, korrigierte er. »Das ist mehr, als meine Mutter bekommen hat. Und mehr, als Sie bekommen werden.«
    Etwas in seinem Tonfall warnte sie, und so ließ sie sich fallen und rollte sich weg, als im Innern des Schuppens ein Schuss ertönte und mehrfach widerhallte. Doch bereits im nächsten Moment begriff sie ihren Irrtum, als sie einen menschlichen Körper zu Boden fallen hörte. Gibbs.
    Nun hatte Paulsen keinen Schutzschild mehr, und so gab sie einen Schuss auf ihn ab, während er eilig in den dunklen Teil des Schuppens huschte. Sie konnte gerade noch in Deckung gehen, als ein Schuss in ihre Richtung abgefeuert wurde.
    Tropfen prasselten in regelmäßigem Rhythmus immer schneller auf das Metalldach. Das Nieseln war in strömenden Regen übergegangen. Rasch lief sie auf die finstere Ecke auf der anderen Seite des Schuppens zu, wobei sie den matten Lichtstrahl der Glühbirne an der Decke durchqueren musste. Und dann gefror ihr förmlich das Blut in den Adern.
    Käfer und Larven bedeckten die skelettalen Überreste in dem Plexiglasgehege unter der Wärmelampe. Doch aus den Umrissen des Skeletts konnte sie schließen, dass es ein Mensch gewesen war.
    Es gab also ein neuntes Opfer.
    Sie duckte sich, als er erneut schoss, und zielte, ohne bewusst zu überlegen, auf das Gehege. Durchsiebte das Glas mit Kugeln.
    Paulsens Schrei klang ebenso qualvoll, wie es der von Gibbs gewesen war. »Neiiiiiiin!«
    Gelassen wartete sie ab, bis er auf das umgekippte Gehege zukam, dorthin, wo die Käfer durch das zersplitterte Plexiglas herausströmten. Und als sie diesmal schoss, zielte sie auf ihn.
    »Du Miststück. Oh du verdammtes Miststück!« Seine Stimme klang plötzlich erstickt, als ihn ihre Kugel in die Schulter traf, und sein quäkender Schmerzensschrei war sonderbar kindlich. Doch er schien dadurch kaum behindert zu sein, als er zur Tür flüchtete und hinter sich mehrere Schüsse abgab.
    Sie jagte ihm nach. Weg von dem nach wie vor reglosen Körper des Deputy. Über den hinteren Teil des Anwesens und in die angrenzenden Bäume hinein. Erst als sie mehrere Meter tief in den dichten Forst vorgedrungen war, begriff sie, dass er sie gezielt in den Wald gelockt hatte.
    Während sie weiterrannte, wählte sie Andrews’ Nummer, stets bemüht, Paulsen nicht aus den Augen zu verlieren, der über umgefallene Stämme sprang und im Weg stehenden Baumgruppen auswich. »Gibbs ist verletzt. Er liegt im Schuppen auf Paulsens Grundstück. Ich verfolge den Verdächtigen durch den Wald, genau östlich von seinem Schuppen.«
    »Ich habe zwei Wagen zu Paulsens Haus losgeschickt«, bellte ihr Sheriff Andrews ins Ohr. »Geschätzte Ankunftszeit in zehn Minuten.«
    »Schicken Sie einen Krankenwagen.« Sie steckte das Telefon wieder in die Hosentasche und lief weiter. In ihr nagte der böse Verdacht, dass der Krankenwagen für den Deputy zu spät kommen könnte. Doch falls er noch lebte, war es vielleicht besser für ihn, wenn sie Paulsen vom Grundstück verjagte.
    Cait wischte sich den Regen vom Gesicht und versuchte zu überschlagen, wie weit sie schon gekommen waren. Als sie zu ihrer Linken den Schatten einer Bewegung wahrnahm, stürmte sie mit erhöhtem Tempo darauf zu. Wenn sie nicht gerade an einem Fall arbeitete, trainierte sie zu Hause. Lief fünf Meilen am Tag. Angesichts dessen, wie ihre Lunge um Luft rang, hatte sie auch jetzt bereits eine ziemlich große Strecke zurückgelegt. Und hatte absolut keine Ahnung mehr, wo sie sich überhaupt befand.
    Sie verlangsamte ihre Schritte und sah sich nach einer Spur von Paulsen um. Falls er noch da war, dann versteckte er sich.
    Sie machte hinter einem Felsblock Halt, schnappte nach Luft und versuchte ihre Atmung zu beruhigen. Da erkannte sie, wie leicht sie hier in eine Falle getrieben werden konnte. Die Kiefern erstreckten sich dicht an dicht vor und über ihr, eine undurchdringliche Wand aus lebendem Holz. Felsbrocken und Baumstämme lagen überall auf dem Waldboden und bildeten Hindernisse. Der Regen fiel unablässig aus einem gleichgültigen Himmel, durchtränkte den Boden und machte die Felsen glitschig.
    Und irgendwo mittendrin war Paulsen verschwunden.
    Blinzelnd versuchte sie
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