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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Autoren: PeP eBooks
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Stoff bezogene Thermosflasche mit Kaffee und beschlagene Bierdosen.
    Seine Alkoholfahne wurde im Laufe des Tages immer stärker.
    »Bist du bereit, Kunstschütze?«, sagte Milo. »Mach das
rechte Auge zu, lass das linke offen und beuge dich vor - mehr, noch mehr, lass die Flinte zu einem Teil von dir werden. So isses gut. Bleib so. Nicht zielen, bloß ausrichten.« Er blickte zum Bunker. » Los! «
    Eine halbe Stunde später: »Du hast mehr getroffen als ich, mein Guter. Ich habe ein Monster geschaffen.«
     
     
    Als wir um halb elf unsere Sachen in den Kofferraum meines Seville luden, piepte Milos Handy die ersten sechs Töne von »My Way«.
    Er hörte dem Anrufer wortlos zu, während er den Aufstieg eines Rotschwanzbussards verfolgte. Sein breites, blasses Gesicht straffte sich. »Wann … Okay … Eine Stunde.« Klick. »Wird Zeit, dass wir in die Antizivilisation zurückkehren. Fahr du, por favor .«
    Als wir auf den 118 East stießen, sagte er: »Eine Leiche in der Bird Marsh in Playa. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter hat sie letzte Nacht gefunden. Die Pacific Division ist dran.«
    »Aber«, sagte ich.
    »Die Pacific ist wegen ›Bandenbekämpfungsmaßnahmen‹
    unterbesetzt. Der einzig abkömmliche Typ ist ein Grünschnabel, für den Seine Heiligkeit ›Verstärkung‹ will.«
    »Problemkind?«
    »Wer weiß? Jedenfalls ist das die offizielle Geschichte.«
    »Aber du machst dir so deine Gedanken.«
    Er schob eine schwarze Haarsträhne aus der narbigen Stirn, streckte die Beine aus und strich sich mit der Hand übers Gesicht, als würde er sich ohne Wasser waschen.
    »Die Marsch ist was Politisches, stimmt’s? Und der Chef ist Politiker.«
     
     
    Während ich in die Stadt zurückfuhr, ließ er sich telefonisch nähere Einzelheiten durchgeben, bekam einen ersten Eindruck:
Das Opfer war weiblich, weiß, erst vor kurzem getötet worden und wies Strangulationsspuren auf. Die rechte Hand war mit einem chirurgisch sauberen Schnitt abgetrennt worden.
    »Einer von denen«, sagte er. »Wird Zeit, dass du beide Augen aufhältst, Doktor.«
     
     
    Die Bird Marsh ist ein knapp einen Hektar großes, dreieckiges Stück Land, das Ergebnis eines faulen Kompromisses, eine halbe Meile östlich des Ozeans gelegen, wo sich der Culver, der Jefferson und der Lincoln Boulevard kreuzen. Drei Seiten dieses Dreiecks grenzen an mehrspurige Durchgangsstraßen; über dem Südrand ragen mit Eigentumswohnungen übersäte Klippen auf, und der Flugplan des LAX sorgt für ständigen mechanischen Donner.
    Den Großteil der Marsch nimmt eine schüsselartige Senke ein, unterhalb des Blickwinkels der vorbeirauschenden Autofahrer, und als ich auf der anderen Straßenseite parkte, konnte ich lediglich sommerbraunes Gras und die Kronen der Weiden und Seidenholzbäume in der Ferne sehen. Alles was man in L.A. nicht vom Auto aus bewundern kann, zählt nicht, und dass der Bund die zwischen all dem Fortschritt eingequetschte Flora und Fauna schützte, hatte bislang noch kaum jemand mitbekommen.
    Vor fünf Jahren hatte ein Filmstudio mit einer Schar selbsternannter progressiver Milliardäre im Rücken versucht, das Land für eine »umweltfreundliche Produktionsstätte« zu kaufen, finanziert vom Steuerzahler. Abgeschirmt vor der Öffentlichkeit, kam das Vorhaben dann auch reibungslos voran, die übliche Schwiemelei zwischen großem Geld und kleinem Verstand. Dann erfuhr ein Nörgler von einem Radiosender davon und stürzte sich wie ein tollwütiger Vielfraß auf die »Verschwörung«, worauf allerlei Sprecher von diesen und jenen
Lobbys regelrecht übereinander stolperten, so eilig hatten sie es, die ganze Sache zu dementieren.
    Die ehrenamtliche Gruppe zur Rettung der Marsch, die sich kurz darauf bildete, verzichtete auf die übliche Schocktaktik und nahm zwei von den Milliardären gespendete Honda Prius an. Bislang keine Spur von Planierraupen.
    Ich stellte den Motor ab, worauf Milo und ich uns ein paar Minuten Zeit ließen, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die niedlichen kleinen Holzschilder mit eingebrannter Schrift, die Sommerlagerbastelarbeiten ähnelten, waren zu weit weg, als dass man sie lesen konnte. Ich war letztes Jahr mit Robin hier gewesen und wusste, dass die Schilder das Parken auf der Straße erlaubten - ein Entgegenkommen, das jetzt wegen des gelben Absperrbands und der orangen Pylonen hinfällig war.
    Ein größeres weißes Schild wies Fußgänger darauf hin, dass sie auf dem Weg bleiben und die Tiere in Ruhe lassen sollten.
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