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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Autoren: PeP eBooks
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fragte Moe Reed.
    »Wir brauchen Zeit, um ein bisschen herumzustochern. Am besten wäre es vielleicht, wenn wir zu guter Letzt irgendetwas unter all das schieben, was hier liegt, es ganz langsam anheben und darauf hoffen, dass nichts runterfällt. Eins kann ich Ihnen sagen, hier geht es nicht um Paläonthologie. Unter dem Oberkiefer von der hier und möglicherweise hinter den Knien befinden sich weiche Gewebereste. Die Haut, die wir bisher zu Gesicht bekommen haben, scheint dunkel zu sein, aber das könnte auch durch die Verwesung kommen.«
    »Frisch?«, erkundigte sich Reed.
    »Nicht annähernd so frisch wie diejenige, die man im offenen Gelände liegen gelassen hat, aber ich kann Ihnen noch nichts Näheres sagen. Wasser kann Fäulnis beschleunigen oder konservierend wirken, das hängt von so vielen Faktoren ab. Die Proben in der unmittelbaren Umgebung weisen mittlere pH-Werte auf, trotz der ganzen Schwebstoffe. Aber es könnte dennoch eine Art Verzögerungseffekt eingetreten sein -, weil die besondere Vegetation hier die Auswirkungen des sauren Regens abschwächt und durch Pflanzenzersetzung und all die anderen guten Sachen. Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr sagen, bis wir hier alles rausgeschafft haben.«
    »Weiches Gewebe«, sagte Reed. »Das ist ziemlich frisch, stimmt’s?«
    »Vermutlich, aber nicht unbedingt«, sagte Hargrove. »Vor ein paar Jahren hat man einen Bürgerkriegsveteran aus einem Massengrab in Pennsylvania geborgen. Der arme Kerl war zufällig in einer Erdschicht mit niedrigem Sauerstoffund Feuchtigkeitsgehalt nahe einer Reihe unterirdischer Höhlen gelandet, so dass an den Wangen noch Haut- und Muskelreste hafteten. Der Großteil davon war mumifiziert, manches aber nicht. Sein Bart sah aus wie frisch gestutzt.«

    »Unglaublich«, sagte Reed, der den Blick der jungen schwarzen Anthropologin auffing und sich abwandte. Er gab aber noch nicht auf. »Können Sie mir keinen ungefähren Schätzwert liefern, Doktor? Inoffiziell?«
    »Inoffiziell wage ich mich weit vor und sage: Vermutlich handelt es sich hier nicht um Jahrzehnte. Ach, und da ist noch etwas: Bei allen fehlt die rechte Hand. Aber wir haben noch keine genaueren Untersuchungen vorgenommen, daher könnten auch noch andere Körperteile fehlen.«
    »Von Tieren verschleppt?«, fragte Reed.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kojoten oder Waschbären da drin rumwühlen, aber man kann nie wissen. Möglicherweise könnten ein paar größere Vögel - Grau- oder Silberreiher, vielleicht sogar ein Pelikan oder eine Möwe - den einen oder anderen Happen weggepickt haben. Oder ein menschlicher Räuber - jemand, der Trophäen sammelt. Wir werden uns die Wetterberichte vornehmen und festzustellen versuchen, ob Wind oder Wasser bezüglich der Strömung und Oberflächentemperatur eine Rolle gespielt haben.«
    »Kompliziert«, sagte Milo.
    Hargrove grinste. »Dazu sind wir da, aber ihr tut mir leid.«
    Die junge schwarze Anthropologin, hübsch, mit herzförmigem Gesicht und geschwungenem Mund, sagte etwas zu Hargrove.
    Hargrove sagte: »Danke, Liz« und wandte sich dann wieder uns zu. »Dr. Wilkinson möchte Sie darauf hinweisen, dass anscheinend alle drei Leichen nach Osten ausgerichtet sind. Traf das auch auf die zu, die im offenen Gelände lag?«
    Reed dachte nach. »Das war tatsächlich der Fall. Interessant …«
    Dr. Wilkinson ergriff das Wort. »Andererseits haben wir es hier mit einer unbekannten Größe zu tun - ein paar wenige Beispiele, anhand derer wir bedeutsame Schlüsse ziehen.«
    »Bei vier von vieren kommt mir das schon bedeutsam vor, Doc«, sagte Reed.
    Wilkinson zuckte die Achseln. Die andere junge Anthropologin, sommersprossig und mit rosigen Wangen, sagte: »Nach Osten. Der Morgendämmerung zugewandt? Eine Art Ritual?«
    »In Richtung Mekka«, sagte Hargrove. Sie verzog das Gesicht. »Na ja, so weit wollen wir jetzt nicht gehen .«
    Reed blickte Dr. Wilkinson unverwandt an. »Danke, dass Sie so aufmerksam gewesen sind.«
    Wilkinson zupfte an ihrer Haube. »Ich dachte nur, Sie sollten Bescheid wissen.«

4
    Reed, Milo und ich kehrten zum Eingang zur Marsch zurück. Der Kleinbus des Coroners war weg. Zwei Uniformierte, die gelangweilt wirkten, blieben weiter auf Posten. Einer sagte: »Die Ghule sind einen Happen essen gegangen.«
    »Irgendeine Idee, Lieutenant?«, sagte Reed.
    »Sieht so aus, als hätten Sie alles im Griff.«
    Der junge Detective spielte mit seiner Sonnenbrille. »Eins sag ich Ihnen. Ich bin froh über die
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