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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Autoren: PeP eBooks
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Robin und ich hatten eine Wanderung unternehmen wollen, aber der ausgewiesene Wanderpfad erstreckte sich nur über ein Fünftel der Marsch. Seinerzeit hatte ich einen dürren, bärtigen Mann mit einem Rettet-die-Marsch -Button entdeckt und gefragt, warum es nicht mehr Zugangsmöglichkeiten gab.
    » Weil Menschen der Feind sind «, hatte er geantwortet.
     
     
    »Weiter«, sagte Milo, worauf wir die Straße überquerten. Ein vor dem Absperrband postierter Uniformierter blähte die Brust wie ein balzender Täuberich und hielt uns mit erhobener Hand auf. Als Milo seine goldene Dienstmarke vorzeigte, sagte der Cop »Sirs«, trat beiseite und sah aus, als wäre er gerade getäuscht worden.
    Zwei Fahrzeuge parkten in der Lücke zwischen den Pylonen
- der weiße Kleinbus des Coroners und ein grauer Ford Explorer, offenbar ein Zivilfahrzeug der Polizei.
    »Die Leiche wurde letzte Nacht weggebracht«, sagte ich, »aber der Kryptatrupp ist wieder da.«
    »Stell dir mal vor.«
    Hundert Meter weiter nördlich kamen zwei weitere Uniformierte aus einem Gestrüpp und kletterten zum Gehsteig hoch. Dann tauchte ein kräftiger, breitschultriger Mann in einem blauen Blazer und Khakihose auf und wischte sich die Revers ab.
    Der Typ mit dem Blazer schien uns zu mustern, aber Milo blickte zu dem Gebirge aus Eigentumswohnungen auf, ohne ihn zu beachten. »Das müssen mindestens hundert Einheiten sein, Alex«, sagte er. »Die ganzen Bewohner da oben haben freie Sicht, und irgendjemand sucht sich ausgerechnet diese Stelle aus, um eine Leiche loszuwerden?«
    »Die ganzen Bewohner haben auf gar nichts freie Sicht«, entgegnete ich.
    »Warum nicht?«
    »Rund um die Marsch gibt’s keine Straßenlaternen. Nach Sonnenuntergang ist es hier stockfinster.«
    »Bist du nachts schon mal hier gewesen?«
    »Drüben in Playa Del Ray gibt es einen Gitarrenladen, der ab und zu Konzerte veranstaltet. Vor ein paar Monaten habe ich dort Flamenco gehört. Ich spreche von neun, halb zehn abends, und hier war keine Menschenseele.«
    »Stockfinster«, sagte er. »Fast wie ein echtes, idyllisches Naturschutzgebiet.«
    Danach berichtete ich ihm vom meinem Besuch bei Tag und den begrenzten Zugangsmöglichkeiten.
    »Als du hier warst, hast du nicht zufällig einen geifernden Bösewicht mit einem groß gedruckten Namensschild rumschleichen sehen, der eine DNA-Probe angeboten hat?«

    »Sorry, ich bin O.J. nie begegnet.«
    Milo lachte und blickte erneut zu der Klippe auf. Dann drehte er sich um und betrachtete die weite Marsch. Die Cops waren noch da, aber der Mann mit dem Blazer war mittlerweile verschwunden. »Vögel, Frösche und was sonst noch alles haben die ganze Sache verschlafen.«
     
     
    Wir schlüpften unter dem Absperrband hindurch und liefen in Richtung einer weißen Flagge, die an einer hohen Eisenstange etwa anderthalb Meter abseits des Pfades wehte. Die Stange steckte in festem Boden, aber ein paar Meter weiter ging das Erdreich in schillernden, von Algen bedeckten Matsch über.
    Der Weg führte noch ein paar Meter geradeaus, dann bog er jäh ab. Wir hörten Stimmen hinter der Biegung, gingen weiter und sahen drei Gestalten in weißen Plastikoveralls, die im seichten Wasser kauerten und teilweise von Riedgras, Binsen und Rohrkolben verdeckt wurden.
    Wenn eine Leiche im Wasser liegt, kann das die Verwesung verzögern - Feuchtigkeit in Verbindung mit Luft kann sie andererseits aber auch beschleunigen. Desgleichen die Hitze, und dieses Jahr ließ sich der Juni bereits wie der Juli an. Ich fragte mich, in welchem Zustand die Leiche wohl war. Noch wollte ich mich nicht damit befassen, wer die Leiche einmal gewesen war.
    Der kräftige Mann tauchte hinter einer zweiten Kurve auf und nahm eine verspiegelte Sonnenbrille ab, während er auf uns zukam. Er war jung, hatte ein rötliches Gesicht und einen schmutzig blonden Bürstenschnitt.
    »Lieutenant? Moe Reed, Pacific.«
    »Detective Reed.«
    »Moe reicht.«
    »Das ist Dr. Delaware, unser psychologischer Berater.«

    »Psychologisch«, sagte Reed. »Wegen der Hand?«
    »Weil man nie wissen kann«, sagte Milo.
    Reed bedachte mich mit einem langen Blick, bevor er nickte. Seine Augen waren klar, rund und babyblau. Ich musterte ihn genauer. Weil sein Blazer gerade geschnitten war, wirkte er vierschrötiger, als er tatsächlich war. Dazu trug er eine Khakihose mit Aufschlägen und Bundfalten, ein leuchtend weißes bügelfreies Hemd, einen grün-blau gestreiften Schlips und braune Oxfords mit Kreppsohlen.
    Er zieht
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