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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition)
Autoren: Kathy Reichs
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hier. Aber es ist dasselbe Mädchen. Paxtons Personenbeschreibung entspricht der des Notarztes.«
    »Hat sie ihre tatsächliche Adresse angegeben?«
    »Anscheinend.«
    Ich fand das merkwürdig, ging aber nicht weiter darauf ein. »Gibt es einen Mietvertrag?«
    »Rogers zog mit einem Kerl namens Smith hier ein. Paxton glaubt, dass Smith am Anfang etwas unterschrieben haben könnte, aber er hat’s nicht so mit der Buchhaltung. Sagt, dass die Barzahlung im Voraus für ihn Mietvertrag genug war.«
    »Arbeitet Rogers?«
    »Paxton hat keine Ahnung.«
    »Smith?«
    Ryan zuckte die Achseln.
    »Was ist mit den Nachbarn?«
    »Bédard ist immer noch auf Tour.«
    In diesem Augenblick traf die Ausrüstung ein. Während Demers die Leiter aufstellte, verband Gioretti ein Gerät, das ein bisschen aussah wie eine Rohrreinigungsspirale, mit einem tragbaren Festplattenrekorder. Er drückte auf einen Knopf, und der Monitor sprang an.
    Während Ryan die Leiter festhielt, stieg Demers hinauf und testete das Gitter mit einem Finger. Es wackelte ein wenig, Putz rieselte von der Decke.
    Demers zog einen Schraubenzieher aus seinem Gürtel. Ein paar Umdrehungen, und die Schrauben fielen herunter. Noch mehr Putz rieselte uns entgegen, als er das Gitter löste und nach unten gab. Er schob sich eine Maske über den Mund und griff dann mit einer Hand in das dunkle Rechteck an der Decke. Mit offener Handfläche tastete er behutsam herum. »Da ist ein Balken.«
    Ich hielt den Atem an, während sein Arm sich in alle Richtungen bewegte.
    »Isoliermaterial.« Schließlich schüttelte Demers den Kopf. »Ich brauche die Kamera.«
    Gioretti hielt ihm das schlangenartige Gerät hin. An der Spitze hatte es einen Glasfaser-Bildsensor mit einer Linse, deren Durchmesser weniger als vier Millimeter betrug. Die winzige Kamera würde Bilder vom Inneren der Wand aufnehmen, die wir in Echtzeit betrachten konnten.
    Demers drückte auf einen Knopf, und ein heller Strahl schoss in die Dunkelheit. Nachdem Demers die Krümmung der Spirale angepasst hatte, schob er die Schlange in die Öffnung. Auf dem Monitor unten bei uns erschien ein unscharfes, graues Bild.
    »Wir haben Empfang.« Gioretti drehte an einer Wählscheibe, und aus dem unscharfen, grauen Streifen wurde ein Holzbalken. Unter dem Balken war etwas, das aussah wie altmodische Wurmstein-Isolierung.
    »Dürfte ein Deckenträger sein«, sagte Ryan.
    Auf dem Monitor sahen wir zu, wie die Kamera nach rechts am Balken entlangwanderte.
    »Versuchen Sie’s in die andere Richtung«, sagte Ryan. »Sie müssten auf einen Wandbolzen und einen Dachbalken stoßen.«
    Demers änderte die Richtung.
    Ryan hatte recht. Einen knappen Meter hinter dem linken Ende des Lüftungsschachts traf ein Schrägbalken auf den Deckenträger.
    Im V oberhalb des Deckenträgers klemmte ein Bündel, eingewickelt in ein Handtuch.
    »Scheiße«, sagte Gioretti.
    Neunzig Minuten später war die Decke des Wandschranks verschwunden, und das dritte Baby lag in seinem Zwei-sechzig-mal-eins-fünfzig-Sack.
    Zum Glück fanden wir auf dem kleinen Dachboden keine weiteren Babys.
    Und Pepper hatte außerhalb des Gebäudes nicht angeschlagen.
    Im Leichenwagen lagen jetzt nebeneinander drei Leichensäcke, jeder mit einer mitleiderregend kleinen Ausbuchtung in der Mitte.
    Ein Stückchen weiter unten machten sich die Journalisten fast in die Hose. Aber sie bewahrten Abstand. Ich fragte mich, was Ryan ihnen wohl angedroht hatte, um sie in Schach zu halten.
    Ich stand an der hinteren Stoßstange des Leichenwagens. Ich hatte meinen Overall ausgezogen, und die Sonne schien mir warm auf Schultern und Kopf.
    Obwohl es schon nach zwei war und ich seit Tagesanbruch nichts gegessen hatte, hatte ich keinen Appetit. Ich starrte nur weiter die drei Säcke an und zerbrach mir den Kopf über die Frau, die das getan hatte. Bereute sie den Mord an ihren Neugeborenen? Oder lebte sie einfach ihr Leben weiter, ohne sich große Gedanken über die Monstrosität ihrer Verbrechen zu machen?
    Immer wieder drängten sich mir Bilder aus meiner Vergangenheit auf. Ungebeten. Ungewollt.
    Mein kleiner Bruder Kevin starb mit drei Jahren an Leukämie. Ich durfte damals Kevins Leiche nicht sehen. Für meinen achtjährigen Verstand wirkte sein Tod irgendwie unwirklich. An einem Tag war er noch bei uns, am nächsten nicht mehr.
    Auf kindliche Art hatte ich verstanden, dass Kevin krank war, dass sein Leben bald zu Ende sein würde. Doch als es dann passierte, war ich völlig verstört. Man
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