Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition)
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
seinem Auto und wieder zurück. Ich fragte mich, ob er sich aus dem Staub machen wollte.
    »Drei, Rocky. Drei Neugeborene. Im Augenblick unterwegs in die Leichenhalle.«
    »Sie haben sie doch nicht mehr alle. Alva war nicht schwanger. Ist nicht schwanger. Wo zum Teufel ist sie?« Trees vergaß, dass er die Hände oben behalten sollte. Er schlug sich mit beiden Handflächen auf die Brust. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Wir glauben, dass Ms. Rodriguez am Sonntagmorgen entbunden hat.« Ryan deutete mit dem Kopf zu der Wohnung im dritten Stock, in der wir unseren Tag zugebracht hatten. »Wir haben ein Baby unter dem Waschbecken im Bad gefunden. Und zwei andere versteckt in der Wohnung.«
    »O Gott.« Trees wich die Farbe aus den Wangen, sodass seine Nase wie ein Leuchtturm aus dem narbigen Grau herausragte. »Ich weiß nichts davon, dass Alva schwanger war.«
    »Wie kann das sein, Rocky? Wo Sie doch ihr so treu sorgender Beschützer sind.«
    »Alva ist, wissen Sie, schwer. Trägt weite Kleidung. Sieht aus wie ein verdammtes Zelt auf Beinen.«
    »Denken Sie sich nichts. Die DNS wird all diese unangenehmen Vaterschaftsfragen klären. Wenn Sie der Daddy sind, können Sie ihnen Blumen aufs Grab legen.«
    »Hören Sie, ich sag’s Ihnen doch. Ich weiß nicht, wo sie herkommt. Ich weiß nicht, wo Sie hingegangen sein könnte. Ich weiß von ihr nur –«
    »Ja. Sie sind ein echter Romantiker. Wo haben Sie beide sich kennengelernt?«
    »In einer Bar.«
    »Wann?«
    »Vor zwei, vielleicht drei Jahren.«
    »Wo waren Sie seit Samstag?«
    Trees’ Gesicht hellte sich auf, als spürte er einen Hoffnungsschimmer. »Ich bin rüber nach Kamloops gefahren. Da können Sie meinen Schwager fragen.«
    »Da können Sie sich drauf verlassen.«
    »Kann ich mir was aus dem Auto holen?«
    Ryan nickte einmal. »Aber keine Tricks.«
    Trees griff auf den Rücksitz des Kia, zog einige Papiere unter einer Tüte von Kentucky Fried Chicken hervor und gab sie Ryan. »Das Oberste ist ein Flyer von der Firma meines Schwagers. Das Grüne ist mein Arbeitsauftrag. Schauen Sie aufs Datum. Ich war in Kamloops.«
    Ryan zitierte aus dem Werbezettel. »›Haben Sie’s hier? Wollen Sie’s dort? Wir bewegen es schnell‹. Reinste Poesie.«
    Trees entging der Sarkasmus. »Ja. Phil kann sehr gut mit Wörtern und so.«
    »Phil sieht aus wie ein Stinktier.«
    »Hey, da kann er nichts dafür. Er ist schon so auf die Welt gekommen.«
    Ryan überflog den Arbeitsauftrag und gab die beiden Blätter dann mir. Da mich seine Bemerkung neugierig gemacht hatte, schaute ich mir den Flyer an.
    Ein glücklicher Fahrer, von dem ich annahm, dass es Phil war, saß lächelnd und winkend hinter dem Steuer eines Lastwagens. Seine Haare waren schwarz und straff nach hinten gekämmt. Ein weißer Halbmond verlief von der Stirn übers Schädeldach.
    Bédard kam wieder zu uns. Schüttelte den Kopf.
    Ryan spreizte die Beine und schaute Trees an, als würde er Alternativen abwägen. Dann: »Ich sage Ihnen jetzt, was Sie tun werden. Sie gehen mit Corporal Bédard mit. Sie schreiben Ihre Kontaktdaten und die Ihres Schwagers auf und auch die von allen Leuten, die Ihre Aussage bestätigen können. Schreiben können Sie doch, oder, Rocky?«
    »Sie sind hier der Witzbold.«
    »Und so richtig ausgelassen, wenn ich ein Handschuhfach durchsuche.«
    »Okay. Okay.« Er hob beschwichtigend die Hände.
    »Sie schreiben alles auf, was Ihnen zu Alva Rodriguez einfällt. Bis hin zum letzten Mal, als sie auf die Klospülung drückte. Kapiert?«
    Trees nickte.
    Ryan schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Hat Alva einen Hund oder eine Katze?«, fragte ich.
    »Einen Hund.«
    »Was für einen?«
    »Na, einen Hund eben.« Die Frage schien das Genie zu verwirren.
    »Groß? Klein? Lange Ohren? Braun? Weiß?«
    »Eine kleiner, grauer Kläffer. Scheißt überallhin.«
    »Wie heißt der Hund?«
    »Das weiß doch ich nicht.«
    »Wenn Alva weggehen würde, würde sie dann den Hund mitnehmen?«
    »Das weiß doch ich nicht.«
    Ryan warf mir einen fragenden Blick zu, sagte aber nichts. Zu Trees jedoch sagte er: »Gehen Sie jetzt, Rocky. Und graben Sie wirklich tief.«
    Während Trees Bédard zu seinem Streifenwagen folgte, ging Ryan mit mir zu meinem Auto.
    »Was denkst du?«, fragte ich.
    »Der Kerl würde nicht mal mit GPS seinen eigenen Arsch finden. Hat sich wahrscheinlich das Hirn weggesoffen.«
    »Glaubst du, er nimmt Drogen?«
    Ryan schnitt eine Grimasse, die nur »Soll das ein Witz sein?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher