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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition)
Autoren: Kathy Reichs
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Revier der Sûreté du Québec anzurufen.
    Etwa gegen drei Uhr zwanzig an diesem Morgen sorgte eine Karambolage von fünf Autos für sieben Krankenwägen vor der Notaufnahme des Hôpital Honoré-Mercier. Als man das Blut schließlich weggewischt hatte, war Kutchemeshgi zu erschöpft, um sich an die Patientin zu erinnern, die vermutlich kurz zuvor entbunden hatte. Zu diesem Zeitpunkt war die Patientin sowieso schon wieder verschwunden.
    Gegen vierzehn Uhr fünfzehn an diesem Nachmittag erinnerte sich Kutchemeshgi, erfrischt nach vier Stunden Schlaf, dann doch an die Patientin und rief bei der SQ an.
    Ungefähr um siebzehn Uhr zehn fuhr Caporal Bédard zu der Adresse, die Kutchemeshgi Roberts’ Aufnahmeformular entnommen hatte. Da auf sein Klopfen niemand reagierte, ging er wieder.
    Gegen achtzehn Uhr zwanzig sprach Kutchemeshgi mit der Notaufnahmeschwester Rose Buchanan, die, wie der Arzt, eine Vierundzwanzig-Stunden-Schicht arbeitete und Roberts auch gesehen hatte. Buchanan erinnerte sich, dass Roberts einfach verschwunden war, ohne dem Personal Bescheid zu geben; außerdem meinte sie, sich an einen früheren Besuch Roberts’ erinnern zu können.
    Etwa gegen zwanzig Uhr recherchierte Kutchemeshgi im Archiv und erfuhr so, dass Amy Roberts schon elf Monate zuvor wegen Vaginalblutungen ins Hôpital Honoré-Mercier gekommen war. Der untersuchende Beamte hatte in ihrem Krankenblatt die Möglichkeit einer kürzlichen Entbindung notiert, aber nichts weiter dazugeschrieben.
    Da er befürchtete, dass ein Neugeborenes in Gefahr war, und ihn sein Gewissen plagte, weil er nicht sofort seine Absicht in die Tat umgesetzt und die Behörden informiert hatte, rief er nun noch einmal bei der SQ an.
    Etwa gegen dreiundzwanzig Uhr fuhr Caporal Bédard noch einmal zu Roberts’ Wohnung. Die Fenster waren dunkel, und wie zuvor kam niemand an die Tür. Diesmal ging Bédard außen um das Gebäude herum. Als er einen Müllcontainer im Hinterhof durchsuchte, entdeckte er ein Knäuel blutiger Handtücher.
    Bédard beantragte einen Durchsuchungsbeschluss und rief den Coroner. Sobald der Beschluss am Montagmorgen ausgegeben war, rief Hubert LaManche an. Da er die Auffindung verwester Überreste befürchtete, rief er mich an.
    Und deshalb war ich jetzt hier.
    An einem wunderschönen Junitag stand ich im Bad einer heruntergekommenen Wohnung im dritten Stock ohne Aufzug, die seit 1953 keinen Malerpinsel mehr gesehen hatte.
    Hinter mir lag ein Schlafzimmer. Eine schartige und abgenutzte Frisierkommode stand an der südlichen Wand, ein kaputtes Bein gestützt von einer umgedrehten Bratpfanne. Die Schubladen waren offen und leer. Auf dem Boden lag ein Lattenrost mit Matratze, darum herum schmuddelige Bettwäsche. In einem kleinen Wandschrank befanden sich nur Kleiderbügel und alte Magazine.
    Vom Schlafzimmer führte eine Doppelfalttür – der linke Flügel hing schief in seiner Führung – in ein Wohnzimmer, das im Heilsarmeeschick möbliert war. Ein mottenzerfressenes Sofa. Ein Couchtisch mit Brandlöchern von Zigaretten. Ein uralter Fernseher auf einem wackeligen Metalluntersatz. Tisch und Stühle aus Chrom und Resopal.
    Die einzige Andeutung von architektonischem Charme verströmte ein flaches Erkerfenster, das auf die Straße hinausging. Eine eingebaute, dreiteilige Holzbank reichte vom Boden bis unter das Fensterbrett.
    Eine schmale, billige Küche, die man vom Wohnzimmer aus betrat, teilte sich eine gemeinsame Wand mit dem Schlafzimmer. Als ich zuvor schon einmal kurz hineingeschaut hatte, hatte ich rundliche Küchengeräte gesehen, die mich an meine Kindheit erinnerten. Die Arbeitsflächen waren mit gerissenen Keramikkacheln gefliest, die Fugen geschwärzt von Jahren der Vernachlässigung. Das Spülbecken war tief und rechteckig, nach Art des Farmhausstils, der jetzt wieder in Mode war.
    Eine Plastikschüssel auf dem Linoleum neben dem Kühlschrank enthielt eine kleine Menge Wasser. Ich dachte kurz an ein Haustier.
    Die gesamte Wohnung hatte nur gut siebzig Quadratmeter. Ein widerlicher Geruch war allgegenwärtig, faulig und säuerlich, wie eine verschimmelnde Grapefruit. Der Großteil des Gestanks kam von dem verschütteten Unrat vor dem Küchenmülleimer. Ein anderer Teil kam aus dem Bad.
    Ein Uniformierter bewachte die einzige Tür der Wohnung, die jetzt offen stand, orangefarbenes Absperrband mit dem SQ -Logo und der Beschriftung Accès interdit-Sûreté du Quebec. Info-Crime klebte kreuz und quer im Rahmen . Auf dem Namensschild des
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