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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition)
Autoren: Kathy Reichs
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heißen konnte.
    »Für mich klang er aufrichtig schockiert, als du mit den Babys anfangen hast.«
    »Vielleicht«, sagte Ryan. »Aber ich werde diesem Wichser auf die Pelle rücken wie Flöhe einem Hund.«
    »Irgendwas Neues über Roberts?«
    »Demers glaubt nicht, dass er irgendwelche brauchbaren Abdrücke hat. Diejenigen, die er abgenommen hat, müssen erst noch bearbeitet werden. Wenn Roberts nicht im System ist, ist das sowieso eine Sackgasse. Der Vermieter zahlte für Strom und Wasser. Es gibt kein Telefon. Keine Papierspur irgendeiner Art. Wenn Mama ausgeflogen ist, dürfte es eine Weile dauern, sie zu finden.«
    »Und das Baby kann uns auch nicht helfen.«
    Wie sich zeigen sollte, hatte ich mich da sehr getäuscht.

4
    Am nächsten Morgen fuhr ich zwanzig Minuten lang die schmalen Straßen von Hochelaga-Maisonneuve ab, einem Arbeiterviertel östlich von centre-ville. Ich kam an eisernen Fassadentreppen vorbei, die zu den Wohnungen im ersten Stock führten, an Gemischtwarenläden, einer Schule, einem kleinen Park. Doch um acht Uhr morgens an einem Dienstag im Juni war nirgendwo ein Parkplatz zu finden.
    Davon will ich lieber gar nicht erst anfangen. Man braucht schon ein Diplom in Bauwesen, um zu begreifen, wo Parken in Montreal legal ist, und das Glück eines Lottogewinners, um einen freien Platz zu finden.
    Auf meiner fünften Runde durch die Parthenais fuhr einen halben Block vor mir ein Mini Cooper heraus. Ich schoss vorwärts und schaffte es mit viel Kurbeln und Fluchen, meinen Mazda in die Lücke zu zwängen.
    Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte 8:39. Klasse. Die Morgenbesprechung würde in ungefähr sechs Minuten beginnen.
    Nachdem ich Laptop und Handtasche vom Rücksitz geangelt hatte, stieg ich aus und begutachtete mein Werk. Zehn Zentimeter vorne, zwanzig hinten. Nicht schlecht.
    Stolz auf meine Leistung ging ich auf den dreizehnstöckigen Koloss aus Glas und Stahl zu, den man erst kürzlich in Édifice Wilfrid-Derome umbenannt hatte, zu Ehren von Quebecs berühmtem Pionier der Kriminalistik. Berühmt nach Quebecer Maßstäben. In forensischen Kreisen.
    Während ich den Bürgersteig entlangeilte, sah ich das T-förmige, schwarze Monster das ganze Viertel überragen. Irgendwie wirkte der düstere Bau vor dem fröhlichen, blauen Himmel verkehrt.
    Altgediente nennen das Wilfrid-Derome immer noch das QPP - oder das SQ -Gebäude. Quebec Provincial Police auf Englisch und Sûreté du Québec auf Französisch. Liegt nahe. Seit Jahrzehnten beansprucht die Provinzpolizei einen Großteil der Nutzfläche.
    Aber die Polizisten sind nicht die Einzigen im Gebäude. Das Laboratoire de sciences judiciaires et de médecine légale, Quebecs kombiniertes rechtsmedizinisches und forensisches Institut, belegt die oberen beiden Stockwerke. Das Bureau du Coroner ist im elften. Die Leichenhalle und die Autopsiesäle sind im Keller. Gott sei Dank sind alle auf engem Raum versammelt. Macht den Job in mancher Hinsicht leichter, in anderer allerdings auch schwerer. Ryans Büro liegt nur acht Stockwerke unter meinem.
    In der Lobby zog ich meinen Ausweis über das Lesegerät, ebenso am Aufzug, am Eingang zum zwölften Stock und an den Glastüren, die in den rechtsmedizinischen Flügel führten. Um dreiviertel neun war es noch relativ ruhig auf dem Gang.
    Ich kam an den Fenstern vorbei, die sich in Mikrobiologie-, Histologie-und Pathologielabore öffneten, und sah Männer und Frauen in weißen Mänteln, die an Mikrotomen, Schreibtischen und Spülbecken arbeiteten. Einige winkten oder schickten mir stumme Grüße durch die Scheiben. Ich erwiderte ihr bonjour und eilte in mein Büro, weil ich keine Lust auf eine Unterhaltung hatte. Ich hasse es, spät dran zu sein.
    Ich hatte kaum meinen Laptop auf den Schreibtisch gestellt und meine Handtasche verstaut, als das Telefon klingelte. LaManche wollte mit der Besprechung anfangen.
    Als ich in den Konferenzraum kam, saßen nur der Chef und ein weiterer Pathologe, Jean Pelletier, am Tisch. Beide richteten sich halb auf, wie ältere Männer es tun, wenn eine Frau den Raum betritt.
    LaManche fragte mich, was noch passiert war, nachdem er die Wohnung in Saint-Hyacinthe verlassen hatte. Während ich ihm das Wichtigste mitteilte, hörte Pelletier schweigend zu. Er ist ein kleiner, kompakter Mann mit grauen Haaren und Tränensäcken unter den Augen so groß wie Welse. Obwohl LaManche untergeben, war Pelletier schon ein ganzes Jahrzehnt am Institut, als der Chef dort anfing.
    »Ich werde mit
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