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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Robert Masello
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sogar, dass es ihnen ausgesprochen gut gefiel, eine Kuratorin des Getty-Museums in ihrem Gästehaus zu beherbergen. Doch er wusste, dass er bald anfangen musste, nach einer neuen Wohnung zu suchen. Nachdem so viele Menschen ihre Bleibe verloren hatten, war der Immobilienmarkt auf der West Side momentan völlig überhitzt, doch es gab ein paar Häuser nicht allzu weit vom Page-Museum und den La-Brea-Gruben entfernt, die immer noch mit Sommersonderangeboten warben.
    Er würde sich das mal ansehen, wenn er am Montag wieder zur Arbeit fuhr. Jetzt wollte er nur die Auszeit genießen.
    In der Ferne konnte er ein paar Stellen an den Berghängen erkennen, an denen das Unterholz nicht abgebrannt war, und ein paar andere, wo es sogar schon Anzeichen von neuem Leben gab. In einem Bereich im Nordwesten waren gelbe Blumen im Überfluss aus dem Boden geschossen. Selbst von hier aus würde Del sagen können, was das für Pflanzen waren. Er würde es vermissen, Del um sich zu haben, dachte er, doch dessen Sabbatjahr neigte sich dem Ende entgegen, und er musste schon bald wieder nach Tacoma zurück.
    Ein winziger roter Fleck flackerte gleich einer Flamme zwischen den gelben Blumen in der Ferne auf.
    Carter blieb fast das Herz stehen.
    Mit einer Hand griff er nach seinem Rucksack und tastete nach dem Handy.
    War das ein Brandherd? Eine Stelle, an der das Feuer selbst jetzt noch brannte?
    Doch dann bewegte sich der rote Fleck.
    Carter legte das Handy auf den Boden und nahm stattdessen den Feldstecher, den Del ihm hiergelassen hatte.
    Er hielt den Blick auf den Fleck gerichtet, während er das Metalletui öffnete, das Fernglas herausholte und aufklappte.
    Der rote Fleck bewegte sich erneut, und dieses Mal bemerkte Carter, dass er sich mit einer gewissen Absicht zu bewegen schien, als springe er von einer Gruppe gelber Blumen zur nächsten.
    Er hielt den Feldstecher vor die Augen und versuchte hastig, die Linsen scharf zu stellen.
    Er fand den verkohlten Berggipfel, wanderte von dort weiter nach unten und hin und her, um die gelben Blumen zu entdecken. Erneut drehte er vorsichtig an der Einstellschraube, um ein schärferes Bild zu bekommen.
    Da war der rote Fleck – doch jetzt konnte er erkennen, dass er größer war, als er gedacht hätte, und dass er sich ausdehnte und wieder zusammenzog.
    Als sich der Fleck erneut bewegte, erkannte Carter, dass er eine Form hatte. Die Form eines Vogels.
    Eines riesigen Vogels.
    Carters Herz klopfte schneller als je zuvor.
    Er folgte dem Weg des Vogels, als er seine Schwingen ausbreitete, einen plötzlichen Aufwind nutzte und sich vom Wind zu einer anderen Stelle mit gelben Blumen tragen ließ. Carter verlor ihn einen Moment aus den Augen, spähte über den Rand des Feldsteckers, um sich neu zu orientieren, und fand ihn wieder.
    Der hakenförmige Schnabel, die scharlachroten Federn, die gewaltige Flügelspannbreite waren unverkennbar.
    Instinktiv stand er auf, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
    Er dachte an die uralten Überlieferungen, nach denen der Phönix, der unsterbliche Vogel, sich wiedergeboren aus der eigenen Asche erhob, und er sah, wieso die Menschen das geglaubt hatten. Mit zusammengelegten Schwingen sah der Phönix aus wie ein Lichtstrahl, doch als er sie erneut ausbreitete, war es, als öffne sich eine Blume aus Flammen und stiege empor. Er bewegte sich mit der ganzen Leuchtkraft und der Unvorhersehbarkeit eines Feuers.
    Ob Del ihn von seinem Platz weiter oben auf dem Pfad ebenfalls sah?
    Der Vogel hielt inne. Carter konnte nicht erkennen, was er tat, da sein Köper im Schatten lag. Doch plötzlich hob das Geschöpf den Kopf, und Carter blickte in die glitzernden Augen. Hatte es irgendetwas gespürt, selbst über diese große Distanz? Wusste es, dass es beobachtet wurde?
    Es schien unmöglich, doch andererseits war das Geschöpf selbst eine Unmöglichkeit.
    Es öffnete seine geschwungenen Flügel und ließ sich vom Berghang heruntergleiten. Es flog vom Licht in den Schatten, und der blutrote Leib leuchtete vor dem schwarzen entlaubten Berg wie ein loderndes Fanal. Dann änderte der Vogel plötzlich die Richtung, jagte auf eine Kluft in der Bergkette zu, auf einen Keil aus blauem Ozean am fernen Horizont. Mit einem einzigen Flügelschlag schoss er in den schmalen Pass hinein, mit einem weiteren hatte er ihn beinahe hinter sich gelassen. Carter versuchte, das Fernglas erneut scharf zu stellen, doch er verlor ihn aus den Augen. Der Phönix wurde zu einem winzigen scharlachroten Punkt,
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