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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Robert Masello
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waren, eine passende Lösung gefunden hatte. Er hatte damit begonnen, dass er Running Horse den zerbrochenen Reibestein zeigte, der 1915 entdeckt worden war, als man die Knochen der La-Brea-Frau freigelegt hatte.
    »Das ist ein Reibestein, der für Arbeiten wie …«
    »Ich weiß, was das ist«, hatte Running Horse mit vernichtendem Blick gesagt.
    Carter hatte sich nicht irritieren lassen. »Aber sehen Sie sich die Streifenbildung darauf an, und die Art, wie er durchgebrochen ist.«
    »Ja und?«, erwiderte Running Horse. »Viele dieser Funde sind zerbrochen.«
    »Nicht so wie dieser«, widersprach Carter. »Nicht gegen die natürliche Spaltungsebene, und nicht so entstellt wie bei diesem. Das war Absicht, als ein Akt der Bestrafung oder Vergeltung.«
    »Beim Native American Grave Protection and Repatriation Act geht es nicht um Reibesteine, Pfeilspitzen oder Keramikscherben. Es geht um Knochen, Dr. Cox. Menschliche Knochen.«
    »So ist es.«
    »Dann zeigen Sie mir, wo Sie die Knochen meiner Vorfahren verstaut haben, und ich werde sie mitnehmen und dorthin bringen, wo sie hingehören.«
    »Dort sind sie bereits«, sagte Carter.
    »Wo?«, schoss er skeptisch zurück.
    »Ich zeige es Ihnen.«
    Carter hatte keinen weiteren Streit mit Gunderson vom Zaun brechen wollen und daher eine Zeit ausgewählt, in der das Museum offiziell geschlossen war. Jetzt drehte Del sich um und ging durch die geschlossene Lobby des Page-Museums in den Atriumgarten.
    Es war ein wunderschöner Nachmittag, spät am Tag, und die Vögel zwitscherten auf den Zeigen des knorrigen Gingkos. Der Garten, nach oben zum blauen Himmel hin geöffnet, schmiegte sich an die Glaswände des Museums, und heute spürte Carter, stärker als je zuvor, was für ein magischer Ort es war. Klein und beschaulich, durchzogen von einem einzigen Pfad, der leise plätschernde Bach bewohnt von Schildkröten und glitzernden orangefarbenen Kois. Es war einer urzeitlichen Landschaft dieser Gegend so ähnlich, wie es im Los Angeles von heute nur möglich war. Es war, als würde man zurück auf einen winzigen Flecken der Epoche des Pleistozäns treten. Als Carter Running Horse zum Wasserfall weiter hinten führte, hoffte er, dass ein wenig von dieser Stimmung auf ihn abfärbte.
    »Sehr schön«, sagte Running Horse, »aber ich war schon einmal hier.«
    Carter war nicht sicher, ob die Magie schon ihre Wirkung entfaltet hatte. Neben dem plätschernden Wasserfall blieb er stehen und ließ Running Horse den Frieden und die Harmonie dieses Orten in sich aufnehmen. Del hielt sich respektvoll im Hintergrund, wie der Direktor eines Beerdigungsinstituts.
    »Ich möchte Sie um etwas bitten«, sagte Carter.
    Running Horse sah nicht sehr zugänglich aus. Sein Blick war hart, die Kinnmuskeln angespannt.
    »Ich möchte, dass Sie diesen Stein, den dort vorne, aus der Mitte des Wasserfalls holen.«
    Running Horse blickte auf den Wasserfall, der spritzend eine kleine Felswand in einen kleinen erhöhten Teich herunterstürzte. »Warum?«
    »Weil ich möchte, dass Sie etwas erkennen.«
    Running Horse verließ den Pfad und trat auf die grasbedeckte Erde. Er trug ein langärmliges weißes Hemd und hielt kurz inne, um die Ärmel hochzurollen, ehe er sich dicht über den kleinen Wasserfall lehnte und den glänzenden Stein an sich nahm.
    Als er wieder auf dem Pfad stand, hielt Carter ihm den Reibestein hin, der bei der La-Brea-Frau gefunden worden war. »Und jetzt vergleichen Sie die beiden Steine. Legen Sie sie aneinander.« Es war wie eine plötzliche Erleuchtung über Carter gekommen, und er hoffte, dass es denselben Effekt auf Running Horse haben würde.
    Der Mann nahm den Reibestein der Frau und legte ihn neben den Stein in seiner Hand. Die beiden Stücke passten perfekt zusammen.
    »Und sehen Sie sich diese entstellenden Markierungen an«, sagte Carter.
    Running Horse hob die Steine und musterte sie eingehend. Er konnte erkennen, dass die Kerben und Schnitte sauber ineinandergriffen.
    Doch er hatte immer noch nicht verstanden, worauf das alles hinauslief.
    »Die Knochen der La-Brea-Frau wurden hierhergebracht und begraben«, sagte Carter, »auf eine Art und Weise, die ich nicht einmal ansatzweise begreife.«
    Running Horse sagte nichts.
    »Und dieser Stein wurde dorthin gelegt, in den Wasserfall, als Markierung. Als Grabstein.«
    Running Horse wartete immer noch.
    »Wir, das heißt Del und ich, haben die Gebeine des La-Brea-Mannes daneben begraben«, erklärte Carter. »Wir glauben, dass diese
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