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Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
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mit der Goldrausch-Episode in meinem Roman »Alaska« fertig war, sie noch einmal überarbeitet und einige Abschnitte, die mir zu lang geraten waren, herausgenommen hatte, war ich ganz zufrieden mit dem Ergebnis und dachte, so habe ich Kanada schließlich doch noch in die Erzählung eingebaut, wie ich es ja ursprünglich auch haben wollte. Außerdem hatte ich bestimmte Ereignisse in diesem Abschnitt des Romans geschehen lassen, die sich durch sorgfältig angelegte frühere Ereignisse bereits ankündigen oder sich zu einem späteren Zeitpunkt der Erzählung in ähnlicher Weise wiederholen sollten. Als ich dann mit meinem Lektor in New York anfing, mich über das fertige Manuskript zu unterhalten, drängte er mich, die kanadische Episode ganz herauszunehmen. Um dem Leser diese Entscheidung begreiflich zu machen, muß ich an dieser Stelle einige Fakten über professionelles Schreiben und Verlegen anfügen, weil sie sich direkt auf die kreative Arbeit und den verlegerischen Prozeß beziehen.
    Erstens: Jeder Verleger, der eine Weile im Geschäft ist, verfügt über einen reichen Schatz an Erfahrung, was die Fallen betrifft, die sich Schreibende oft stellen. Seine Lektoren sind vielleicht nicht in der Lage, selbst erfolgreiche Romane zu schreiben, aber sie haben einen untrüglichen Blick für die Schwächen in der Arbeit des Autors, den sie betreuen. Als vernünftiger Autor nimmt man sich die Warnungen des Verlegers, vorgebracht durch seine Lektoren, zu Herzen; man braucht nicht alles Gesagte auch zu akzeptieren, sollte es aber zumindest sorgfältig abwägen. Als man mir daher zu verstehen gab, das kanadische Material sei nicht im Interesse meiner Geschichte über Alaska, mußte ich mir das gefallen lassen.
    Zweitens: Es gibt Autoren - die besten gehören zu ihnen -, die reichen ihr Manuskript ein und sagen dem Verleger: »Es ist fertig. Drucken Sie es so« und erlauben keinerlei Eingriffe durch den Lektor. Dann gibt es andere, die genauso erfolgreich sein können, die sich Kritik nicht nur anhören, sondern sie geradezu fordern. Ich falle in die zweite Kategorie. Unabhängig davon, welche Haltung die richtige ist und das beste Resultat erzielt - ich suche die Kritik, bevor das Buch veröffentlicht wird. Nachdem es in den Druck gegangen ist, lasse ich es bleiben, denn dann ist es zu spät, und ich hätte es nicht zur Veröffentlichung freigegeben, wenn es mir nicht so, wie es war, gefallen hätte.
    Drittens: Ich hatte zu Beginn des Projekts den festen Vorsatz, diesen Roman auf keinen Fall so lang werden zu lassen wie einige meiner früheren Arbeiten, obwohl viele meiner Leser durch die Jahre hindurch beharrlich behaupten, meine Bücher kämen zu schnell zum Ende. Dieses Mal sah ich mich genötigt, die Anzahl der Seiten unter tausend zu drücken, wenn möglich sogar unter neunhundert. Ich war daher ganz Ohr, als ein Leser mir bestätigte:
    »Ein Buch mit 1209 Seiten und eins mit 918 Seiten ist ein riesiger Unterschied. Sowohl Kritiker und Leserschaft werden sich nur negativ über das erstere äußern und lassen das zweite durchgehen. Die Kritik wird aufschreien: ›Schon wieder ein Tausend-Seiten-Wälzerc, und der Leser im Buchhandel wird die Schwarte in der Hand wiegen, die letzte Seite aufschlagen und stöhnen: ›Ich kann doch nicht tausend Seiten lesen, und wenn das Thema noch so spannend ist.‹ Mit anderen Worten, bei einem sehr langen Buch geht man das Risiko ein, daß der Umfang das wichtigste Urteilskriterium überhaupt wird, und das zuzulassen oder es darauf anzulegen ist für den Schriftsteller tödlich.«
    Ich fing also an, selbst Passagen auszusuchen, die man streichen konnte, in dem Wissen, daß mein Lektor mit demselben Unterfangen beschäftigt war. Seine Vorschläge zu kürzen, kamen daher nicht überraschend, nur die Tatsache, daß er die kanadische Episode ausgewählt hatte, erstaunte mich.
    Viertens: Es gab noch einen weiteren entscheidenden Einwand gegen die kanadische Geschichte, der auf der Hand lag und Wirkung auf mich zeigte, sobald er einmal vorgebracht war. Ich beschäftigte mich seitenlang mit einem Fluß, der in der Geschichte Alaskas keine weitere Rolle spielt, mit einer Stadt, die nicht in Alaska liegt und auch nie wieder im Roman auftaucht und mit fünf Gestalten, von denen nur eine, der Ire, in den Kapiteln erscheint, die ausschließlich in Alaska angesiedelt waren, und seine Rolle ließ sich durch die Einführung eines anderen Iren in die Teile über Nome und Juneau retten. Was die für den
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