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Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
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Autors, und von diesem Text zu »klauen« heißt, ein Plagiat begehen, aber natürlich hat jeder das Recht, sich auf nichtfiktionale Literatur, also etwa wissenschaftlichen Untersuchungen zu beziehen, wenn die Quelle angegeben ist, denn das wird als Bereicherung des allgemeinen menschlichen Wissens empfunden. Es ist noch nicht lange her, da passierte mir in dieser Beziehung etwas sehr Amüsantes. Ich erhielt Zuschriften von einigen Lesern, die mich darauf aufmerksam machten, daß in einem damals sehr populären Roman ganze Seiten aus einem meiner Bücher verwendet worden waren, und als sich eine auflagenstarke Zeitschrift die Mühe machte und Auszüge aus beiden Büchern gegenüberstellte, war die Ähnlichkeit frappierend.
    Irgend etwas mußte geschehen.
    Doch mit einemmal eröffnete sich eine absurde Sackgasse: Verleger A tut sich schwer damit, Verleger B wegen unautorisierten Abdruckens eines Textes aus seinem Verlag Schwierigkeiten zu machen, denn es könnte ja sein, daß Verleger A nächste Woche ganz legal etwas von Verleger B abdrucken will, und Prozessen geht man daher gern aus dem Weg. In diesem Fall beschwerte sich mein Verleger in aller Stille bei dem Verleger des beklagten Buches und erhielt nach einer gewissen Zeit auch tatsächlich eine briefliche Erklärung, die als die bestmögliche Antwort bei solchen Anschuldigungen in die Verlagsgeschichte einzugehen verdient:
    »Mein Klient verneint, jemals von einem Schriftsteller namens Michener gehört zu haben, jemals eines seiner Bücher gelesen oder gewußt zu haben, daß dieser über dasselbe Thema geschrieben hat. Da jedoch die Ähnlichkeit der beiden ausgewählten Abschnitte nicht geleugnet werden kann, bleibt nur der Schluß offen, daß beide von einer dritten Quelle zitiert haben, die zu identifizieren wir nicht in der Lage sind.«
    In der Hoffnung, eine Gruppe, bestehend aus fünf interessanten männlichen Charakteren, entwerfen zu können, verfiel ich auf den Gedanken eines Quartetts verwandter Männer aus der englischen Aristokratie und seines irischen Dieners, und je länger ich mich mit ihnen beschäftigte, desto sympathischer wurden sie mir. Manchmal bedauerte ich nur, daß sie nicht allesamt Kanadier waren, aber meine Kenntnisse über das kanadische Familienleben reichten dafür nicht aus; ich hatte mehrere Semester an einer englischen Universität studiert und hatte einigen persönlichen Kontakt mit der Sorte Männer, die ich in meiner Geschichte darstellen wollte.
    Außerdem war ja das geographische Setting des Romans kanadisch, eine der aufregendsten Landschaften der Welt, und meine Briten würden unterwegs auch Kanadiern begegnen.
    Schon sehr früh - noch in der Planungsphase - entschied ich mich aus zwei Gründen dafür, daß sich meine fünf Männer über die Mackenzie-Route den Goldfeldern nähern sollten.
    Die Überlandroute von Edmonton nach Dawson war so furchtbar, so unbegehbar eigentlich, daß meine Figuren von Anfang bis Ende in eine Tragik nach der anderen versunken wären, ein zermürbender, schrittweiser Abstieg ins Verderben, und so eine Geschichte wollte ich nicht schreiben. Von gleich starker Bedeutung war die Tatsache, daß ich mittlerweile eine ausgeprägte Vorliebe für das Flußsystem des Mackenzie entwickelt hatte, und obwohl ich ihn selbst noch nicht befahren hatte, war ich weite Abschnitte überflogen und hatte eine Menge Berichte über seine Entdeckung und Nutzung verschlungen. Es ist ein majestätischer Strom, wunderbar geeignet für das, was ich zu erzählen hatte. Sobald ich mein Denken darauf ausgerichtet hatte, verwarf ich alle anderen Alternativen. Meine Geschichte sollte eine Beschwörung dieses gewaltigen, formlosen, ruhelosen Flusses auf seinem Weg zur Arktis sein.
    Damit hatten die drei Komponenten für meine kanadische Erzählung Form angenommen: ein Fluß, den ich schätzte, ein historisches Ereignis von einiger Bedeutung und fünf Figuren, die ich verstand, ja sogar liebenswert fand. Solches Material an der Hand zu haben bedeutet ein Glück für jeden Schriftsteller. Ich verkroch mich in eine Blockhütte in Sitka, Alaska, und schrieb emsig einige Monate, versuchte, meiner Geschichte über den Goldrausch Kontur zu verleihen, und während ich mich von einer Version zur nächsten hangelte, stellte ich fest: Der Abschnitt, der mir durchweg am besten gefiel, war der über die Flußfahrt der vier Briten den Mackenzie hinab. Ich mochte diese Leute zunehmend und nahm teil an den zahlreichen Prüfungen. Tränen
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