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Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
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wenn Bücher ein stimmiges Porträt eines Landes zeichnen können, und als Schriftsteller mußte ich das annehmen, dann hatte ich mir ein breites Wissen und eine gewisse Bewunderung für diesen gewaltigen, zögerlichen, chaotischen, am Ende aber doch triumphalen Vorstoß nach Osten angeeignet. Worüber ich so gut wie nichts wußte, und ich war bestürzt, als mir das klar wurde, waren die Grenzregion zwischen Alaska und dem Yukon-Territorium und die Ereignisse, die sich dort abgespielt haben, vor allem während der Jahre des Goldrausches.
    Im Grunde wußte ich nur von drei Vorkommnissen, die man in einem Roman hätte verwenden können, und das war doch recht dürftig für die Art Bücher, die ich zu schreiben pflege.
    Ich wußte selbstverständlich wie die meisten Amerikaner mit historischen Grundkenntnissen, daß sich der Goldrausch von 1897 bis 1899 hauptsächlich auf kanadischem Gebiet abgespielt hat und daß die kanadische Polizei die Lage gerettet hat, als die amerikanische Präsenz in dieser Region noch sehr unterrepräsentiert war. Viele Amerikaner, mich eingeschlossen, bedauerten die Tatsache, daß die Grenze zwischen beiden Ländern nicht ein paar Meilen weiter östlich verlief, was Dawson City und den Klondike auf amerikanisches Territorium verlegt hätte, aber wir akzeptierten die geographische Situation als einen unglücklichen Fehler, der nicht mehr korrigiert werden konnte.
    Was das Thema Grenzen betraf, hatte ich außerdem Jahre zuvor einmal etwas über jene witzige Panne gelesen, die im Zusammenhang mit dem Handelsposten der Hudson’s Bay
    Company in Fort Yukon passiert war, einer auch strategisch bedeutenden Niederlassung unweit des Polarkreises, wo der Yukon aufhört, Richtung Norden zu fließen, und einen Neun-zig-Grad-Winkel nach Westen schlägt, um sich dann im weiteren Verlauf in die Beringsee zu ergießen. Als dort 1869 amerikanische Landvermesser auftauchten, um den Grenzverlauf zu überprüfen, stellte sich heraus, daß dieser kanadische Posten gar nicht in Kanada, sondern in Alaska lag. Man einigte sich in aller Freundschaft, kein böses Wort soll gefallen sein, und die Angestellten der Hudson’s Bay Company verlegten ihren Standplatz einige Meilen weiter östlich auf kanadischen Boden. Die Einigung war sogar so gütlich, daß das amerikanische Militärpersonal den Kanadiern nicht nur bei dem Umzug half, sondern auch bei dem Bau eines neuen Handelspostens in Rampart.
    Leider verlegte das kanadisch-amerikanische Team das neue Gebäude nicht die richtige Anzahl von Meilen gemessen als Luftlinie weiter östlich, sondern gemessen am Lauf des Porcupine River, der mal hierhin, mal dorthin abbog, so daß sich die Kanadier, als sie endlich in ihr neues Haus eingezogen waren, von dem nächsten Landvermesser belehren lassen mußten, daß sie sich noch immer auf amerikanischem Boden befanden. Widerwillig gaben sie erneut ihre neue Heimat auf, die fortan als Old Rampart in die Geschichte einging, zogen ein gutes Stück weiter ins Inland und gaben dem endgültigen Posten den Namen Rampart House. Das Ganze war nicht mehr als eine triviale Angelegenheit, die amüsiertes Interesse hervorrief, aber eignete sich kaum als Grundmaterial für den Zeitabschnitt, über den ich schreiben wollte.
    Von weit größerer Tragweite war ein anderer Zwischenfall, den ich hätte verwenden können, einer, der wegen der Zurückhaltung, die sich beide Seiten, Kanada und die Vereinigten Staaten, auferlegten, als rühmliche Ausnahme in der Geschichte dasteht. In den Jahren 1877 und 1878 befand sich Amerikas neu hinzugewonnenes Territorium Alaska in einem erbärmlichen Zustand, in erster Linie deswegen, weil kein vernünftiges Regierungswesen für das riesige Gebiet eingerichtet worden war. Die Lage verschlechterte sich dermaßen rapide, daß die wenigen amerikanischen Siedler in Sitka, vormals die russische, jetzt die amerikanische Hauptstadt, fürchteten, die rebellischen Tlingit-Indianer würden einen Überfall wagen und alle Weißen abschlachten.
    Ob diese Angst gerechtfertigt war, wurde nie ergründet, jedenfalls nahmen 1879 ein paar beunruhigte Bewohner, unfähig, den Schutz durch ihre eigene Regierung einzuklagen, eine gefährliche Kanufahrt zu dem kanadischen Militärposten in Prince Rupert auf sich und beschworen das dortige Marinekommando, ein Kriegsschiff zur Rettung Alaskas zu entsenden, im Namen Amerikas, das drauf und dran war, das Territorium wieder zu verlieren.
    Ein wagemutiger kanadischer Offizier traf
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