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Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
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Kaiserpaläste Verschlangen Wälder, es blieben nur Äste,
    Lauernd im Wasser auf Beute, auf Menschen im Mißgeschicke, Sie zu ertränken, war ihre Tücke.
    »Offenbar unzufrieden mit dem Versmaß, aber glücklich über die Wortwahl, hat er sie durchgestrichen und mit Bleistift den Vermerk drübergeschrieben: ›Getragener Rhythmus!‹ Dann wandte er sich dem Schluß zu, den Zeilen, die Harry Carpenters Lob fanden«:
    . der Fehler meiner war.
    Mein Bild vom Gral, ein schimmernd’ Licht,
    Sichtbar von jedem Tal, durch das ich quäle mich,
    Und meine Kameraden. Soll sein
    Ein blendend’ Leuchtfanal, ein Meilenstein am Himmel, Ein weit sichtbares Zeichen Ans Ziel uns ruft.
    Nicht verstand ich, daß es tätig wird Als Spiegel meines Innren nur. Sein Schein Ist sichtbar erst, im Wirken meiner Selbst,
    Und ausgerückt, bin ich als Blinder,
    Nichts war in mir, das Wege zeigen konnte,
    Noch silbern meine Seele, das Strahlen zu erwidern,
    Dessen, was ich suchte. Auch prüft’ ich nie die Gipfel,
    Die mich auf ewig hielten fern vom Ziel,
    Bis Überwindung mir mit tapferer Gewalt gelang,
    Ich sie besiegte, und im Siege mein Auch mich bezwang.
    Die Mitstreiter in Finsternis verloren,
    Weiß ich, ich bin gescheitert, hab ’ versagt, den Weg zu führen. Von Bergen umgürtet, von Wassern umwirbelt,
    Vom Weg abgekommen, schallt unser Hilferuf: »Wir fahrende Ritter,
    Wider Willen, den Goldenen Gral zu suchen -Und fliehen doch vor ihm.«
    Der Hauptteil dieser kleinen, aber bei ihren Lesern in Ehren gehaltenen Publikation wurde später in Lord Lutons Buch »Ein Engländer am Ende der Welt« nachgedruckt. Es erschien 1926 und fand viel Anerkennung. Zu der Zeit war der Verfasser bereits der neunte Marquis von Deal, zurückhaltend, mit schlohweißem Haar, aber noch immer von schlanker Statur und aufrechter Haltung.

Epilog
    Die Entstehung dieses Kurzromans geht auf eine Fotografie zurück, die ich vor Jahren einmal zufällig entdeckte. Sie fesselte mich gleich, als ich sie zum erstenmal sah, und heute nimmt sie einen Ehrenplatz in diesem Buch ein.
    Das Foto wurde im August 1897, während der Wirren des ersten Goldrausches, von einem Berufsfotografen aufgenommen, der in der kleinen Stadt Edmonton, im Nordwesten Kanadas, ein Studio betrieb. Ich hatte ein paar Recherchen über die Auswirkungen des Goldrausches auf Alaska angestellt, aber der absurde Wahnsinn, der damals in Edmonton geherrscht haben muß, einer Stadt, über deren historische Bedeutung ich nichts wußte, interessierte mich eigentlich nicht im geringsten. Dieses Foto bildete den Auslöser: Für mich repräsentiert es die Schar derjenigen, die alles hingeworfen hatten und zu Tausenden Richtung Norden aufbrachen. So ist es mir immer im Gedächtnis geblieben, ein Symbol für diese Zeit.
    Das Foto ist ein kleines Kunstwerk, erstklassig erhalten, und es zeigt eine junge Frau, eine Goldwäscherin, etwa dreißig Jahre alt, mit schweren Stiefeln bekleidet, einer Art Jagduniform mit bis zu den Schulterblättern ausgestellten Puffärmeln und der frechsten Ballonmütze, die mir je untergekommen ist. Der Kopf ist leicht zur Seite geneigt. Hinter dem Gesichtsausdruck verbirgt sich eine vernünftige Person, der man nichts vormachen kann, und sie schaut den Betrachter mit einem resoluten, fast trotzigen Blick an. Ihr Haar ist kurzgeschnitten, scheint mir, als vorbereitende Maßnahme für den langen Treck nach Norden. Dieses Bild hat mich während all der Jahre verfolgt, seit ich es zum erstenmal sah.
    Ich konnte weder ihren Namen noch ihre Herkunft in Erfahrung bringen, sie mochte Kanadierin sein aus Ontario, genausogut auch Amerikanerin aus Michigan oder einem der angrenzenden Bundesstaaten. Ich konnte nicht einmal feststellen, über welche Route sie Dawson erreicht hatte, nur vermuten, daß sie die Überlandroute gewählt hatte, und wenn ja, phantasierte ich, war sie vielleicht während der ersten Herbsttage umgekommen, als ihr, Meilen hinter Edmonton, langsam die Einsicht dämmerte, daß sie es nie bis Dawson schaffen würde und daß sie zu weit von Edmonton entfernt war, um noch umzukehren. Vielleicht ist sie auch am Ufer irgendeines reißenden Bergflusses verhungert, den zu durchwaten sie zu schwach war.
    Andererseits zeigt das Porträt eine entschlossene junge Frau, eine Realistin, und es besteht durchaus die Möglichkeit, daß sie, die Selbsttäuschung einmal erkannt, dem Irrsinn den Rücken kehrte und, einmal wieder in Edmonton angelangt, schnellstens den Weg zurück in ihre alte
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