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Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
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Fluß der Erzählung notwendigen Figuren betraf, würde durch eine vollständige Streichung der MackenzieEpisoden, wie sie mein Lektor vorschlug, wenig verlorengehen. Schon beim Schreiben war mir manchmal der Gedanke gekommen: »Junge, Junge, wir sind ja ganz schön weit entfernt von Alaska. Die Männer wollen zum arktischen Ozean, nicht auf die Goldfelder.« Ich unterdrückte diesen nagenden Verdacht, indem ich mir deutlich machte: »Aber darum geht es doch in der Geschichte. Unterwegs zu den Goldfeldern zu sein, aber sich die ganze Zeit über immer weiter von ihnen zu entfernen.« Trotzdem wurde ich dieses ungute Gefühl nie los, und als New York mir haargenau das riet, was ich unterbewußt schon geahnt hatte, schlug es wie eine Bombe ein.
    Alle genannten Gründe für die Streichung der kanadischen Episode leuchteten ein. Sie ließen nur einen unvermeidlichen Schluß zu: Diese Sequenz, obgleich eine gelungene und interessante eigenständige Geschichte, gehörte nicht in meinen Roman »Alaska«. Der Ratschlag wurde also angenommen. Dieser Abschnitt, an dem ich fleißig gearbeitet hatte und den ich wegen seiner großartigen Szenen liebte, sollte nicht in meinem Buch enthalten sein. Der allgemeine Erzählfluß wurde dadurch beschleunigt, der Brennpunkt des Geschehens blieb in Alaska und wurde nicht durch einen Schlenker nach Kanada abgelenkt.
    Die Kürzung wurde mir nicht aufgezwungen: Die Entscheidung lag bei mir, und rückblickend muß ich sagen, es war richtig, daß ich dabei geblieben bin. Und wenn es nur ein interessantes Beispiel dafür ist, wie verlegerische Entscheidungen getroffen werden.
    Dennoch, als ich die Kürzungen vornahm, gingen auch viele wertvolle, besagte Resonanz hervorrufende Verweise verloren, sowohl frühere Ereignisse, die gegenwärtige ankündigen, und gegenwärtige, die ihre Schatten für zukünftige vorauswarfen. Zwei Verweise von der ersten Art waren sogar schwerwiegende Verluste. Ich hatte vorgehabt, daß die Leichtigkeit, mit der Kapitän Cook durch seinen Umgang mit Skorbut Leben rettet, in Kontrast stehen sollte mit Lord Luton, der sich schwer mit der Krankheit tut und dadurch Leben opfert. Außerdem hatte ich geplant, die komische Szene, in der Zar Peter der Große, dem Barte verhaßt waren, ein stumpfes Messer benutzt, um seinen Kosaken zu rasieren, auf die spätere Szene hindeuten sollte, in der der englische »Haustyrann«, Lord Luton, seinen Diener Fogarty mit einer ebenso ungeschärften Klinge rasiert.
    Was die entgegengesetzte Richtung betraf, die Beziehung von Gegenwärtigem und Zukünftigem, wollte ich Lutons Fünf-zig-Meilen-»Schaulauf« über den gefrorenen Mackenzie den Weg für jene groteske, auf Tatsachen beruhende andere Szene ebnen lassen, in der Fogartys Ersatzmann aus »Alaska«, Murphy, mit einem Fahrrad durch Schneestürme hindurch über den gefrorenen Yukon radelt, sagenhafte achthundertfünfzig Meilen von den ausgebeuteten Goldfeldern in Dawson zu den neuen, reicheren Vorkommen in Nome: Ich wollte, daß das, stellvertretend, die wohlverdiente süße Rache des Iren an seiner Lordschaft werden sollte.
    Den kanadischen Teil einfach zu streichen, sollte und konnte jedoch nicht das Ende dieses Abenteuers sein. Ich hatte so viel Energie auf die Nachforschungen zu der Episode verwandt, daß sie fast zu einem lebendigen Bestandteil meiner selbst geworden war, und ich war untröstlich, daß sie niemals das Licht der Welt erblicken sollte. Hier nun trat ein entscheidender Wesenszug des professionellen Schriftstellers an die Oberfläche: Ich hatte alles darangesetzt, auch den kanadischen Anteil am Goldrausch darzustellen, weil ich der festen Überzeugung war, daß dieses Ineinandergreifen der beiden Länder Nordamerikas, die sich die arktische Region teilen, öffentlich gemacht werden muß, genauso wie die Welt sich bewußtmachen muß, daß die Sowjetunion ebenfalls Teile dieses gefrorenen Terrains besitzt und damit auch einen Teil der Verantwortung trägt. Ich hatte etwas Wichtiges mitzuteilen, in gleichnishafter Form enthält es Wahrheit und ist daher in bestimmter Hinsicht nur begrenzt zugänglich, aber es enthält auch das Potential, die Leserschaft zu erreichen, die manchmal gern auf Parabeln anspringt. Ich hatte den starken Wunsch, es zu veröffentlichen, es in Umlauf zu bringen, vor allem unter Kanadiern, für die es ja ursprünglich gedacht war.
    An dem Tag, an dem ich mein Einverständnis zu den Kürzungen gab, verstaute ich die geschaßten Seiten ordentlich in
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