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Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
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an der Seite zweier jüngerer Gentlemen, die im Studium bereits Erfolge aufzuweisen hatten und sich auch im Leben tapfer zu schlagen versprachen. Alle vier waren erfinderisch und gebildet, alle vier stellten das Beste dar, was die obere Klasse, der sie entstammten, zu bieten hatte. An dem Abend, als sie zum erstenmal in Lutons Club zusammentrafen, hatte der Lord mit zurückhaltender Stimme, aber nicht ohne Freude verkündet: »Ich würde sagen, wenn irgend jemand hier aus der Stadt Aussichten hat, sich bis zu den Goldfeldern vorzukämpfen, dann wir vier.« Er betrachtete die Mitglieder seiner Mannschaft als zur neuen Generation hochdisziplinierter Engländer gehörig, bereit, in die Fußstapfen der großen Forschungsreisenden zu treten, die alle eine ähnliche Ausbildung genossen hatten wie sie: mit sieben Jahren in ein vom Elternhaus weit entferntes Internat gesteckt, gefolgt vom Spießrutenlaufen und dem Herumgeschubstwerden durch die älteren Schulkameraden in Eton oder Harrow, ein ausgelassenes Studentenleben in Oxford oder Cambridge, schließlich Dienst in der Armee oder Marine und zu guter Letzt der Eintritt in das Leben eines Elegant. Die vier waren schrecklich begabt, aber unterlagen einem ebenso schrecklichen Irrtum. Sah man sie als Gruppe gemeinsam ausgehen, hätte man nie zu sagen vermocht, planen sie einen harmlosen Ausflug auf der Themse oder eine neunmonatige Forschungsreise auf dem Oberlauf des Amazonas.
    Noch am selben Abend fing Lord Luton ein neues Kapitel in seinem Tagebuch an, das er auf allen seinen Fahrten zu führen pflegte, gedacht für die Zeit, in der er einmal über seine Abenteuer ein Buch schreiben wollte.
    »Ich glaube, ein zuverlässigeres Quartett hätte ich nicht finden können: zwei grauhaarige Veteranen, Harry und ich, und zwei stramme junge Burschen, Philip und sein Freund Blythe, die sich gerade ihre ersten Sporen verdient haben. Wir wissen um die Verantwortung, die wir als Engländer tragen, und ich vertraue darauf, daß wir uns diesem Ruf entsprechend und der höchsten Tradition verpflichtet verhalten werden.«
    Es war natürlich klar, sowohl Luton als auch Carpenter, daß man noch einen fünften Mann brauchte, jemanden für die schwere, körperlich anstrengende Arbeit. Sie hatten Glück: Eine der Landbesitzungen des Marquis von Deal lag in Nordirland, und auf diesem Gut hatte Lord Luton früher häufig seine Sommerferien verbracht. Während einer seiner Aufenthalte dort, wo sein Vater gelebt hatte, bevor er das Erbe des Marquisats antrat, und wo der alte Herr auch seinen Haß auf den Katholizismus entwickelt hatte, hatte sich Evelyn mit einem zwei Jahre jüngeren Burschen angefreundet, dessen Mut und Talent ihm Respekt eingeflößt hatten. Timothy Fogarty war der Sohn verarmter Bauern, deren Land vor Generationen schon annektiert worden war, als Königin Elisabeth schottische Landarbeiter und englische Lords über die Irische See verfrachtete, um, wie sie sich auszudrücken beliebte, »den Leuten auf dieser traurigen Insel etwas Kultur beizubringen«.
    Der damalige Marquis von Deal war einer ihrer eifrigsten Unterstützer dieses Vorhabens, den Charakter des alten Landes völlig umzukrempeln, und hatte eine wahre Schreckensherrschaft ausgeübt, Priester von ihren Gemeinden vertrieben und statt ihrer verläßliche protestantische Würdenträger eingesetzt. Die nachfolgenden Generationen der Familie Bradcombe brachten mehr Verständnis für die Bauern auf, zeichneten sich aber alle durch ein Merkmal aus: Sie lebten in Irland, solange sie den untergeordneten Titel Lord Luton führten, doch sobald das Erbe des Marquisats auf sie überging, zogen sie sich umgehend auf eines ihrer zahlreichen älteren Besitztümer in England zurück und kehrten Irland den Rücken.
    Der gegenwärtige Lord Luton jedoch, der wohl kaum Aussichten hatte, jemals das Marquisat zu erben, unterschied sich erheblich von seinen Vorgängern. Er mochte Irland, die Sanftheit, die Poesie des Landes, und es gefiel ihm vor allem, was er über den jungen Fogarty in Erfahrung brachte. Vom ersten Tag auf dem Gut der Lutons an offenbarte der junge, draufgängerische Bursche eine instinktive, verständnisvolle Zuneigung zu den Tieren im Wald und den Fischen in den Bächen, so daß Evelyn ihn sofort bei dem älteren irischen Wildhüter, der sich um den Tierbestand auf den Besitzungen kümmerte, in die Lehre gab. Es zeigte sich, daß er ganz außerordentliche Fähigkeiten als »Gillie« besaß - ein schottisches Wort, mit
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