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Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
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amerikanische Kolonie‹ bezeichnet wird. Noch heute versuchen die Bradcombes, Amerikanern wenn möglich aus dem Wege zu gehen.«
    Doch dann, als er ihnen einen der ganz persönlichen Gründe offenbarte, warum er so ungehalten über die Amerikaner war, mußte er auch schon wieder über sich selbst lachen.
    »Immer wenn ich auf einen von ihnen treffe, muß ich meinen Namen erklären. Evelyn ist für sie nur ein Mädchenname. Jedesmal muß ich ihnen auseinandersetzen, daß Evelyn in zivilisierten Ländern auch ein ehrenwerter Name für einen Mann sein kann. Ihr könnt mir glauben, ich hatte oft den Wunsch, dem nächsten Amerikaner, der mich danach fragt, eins in die Fresse zu geben.«
    Am nächsten Morgen holte Harry Carpenter seinen Neffen Philip Henslow ab, nachdem er dem Vater des Jungen seine Aufwartung gemacht hatte. Sodann begaben sie sich in den Club, in dem Lord Luton Quartier genommen hatte, und fuhren anschließend zum Londoner Büro der kanadischen Regierung, wo ein Wirtschaftsattache sie bereits erwartete.
    Er führte sie in einen vollgestopften Raum und ließ sie vor einer großen Wandkarte Platz nehmen, auf der unzählige Namen eingetragen waren, Namen, die ihm selbst alle geläufig waren, aber seinen Gästen nicht das geringste sagten.
    »Natürlich ist uns seit Jahren bekannt, daß es in diesen Gebieten hier oben vereinzelt Goldvorkommen gibt, aber dieser Fund am Klondike ist schon reichlich ungewöhnlich, meinen Sie nicht auch?« Luton nickte mit dem Kopf, und der Attaché fuhr in verächtlichem Ton fort: »Seit diesen Schauermärchen in den amerikanischen Zeitungen werden wir derart mit Nachfragen überschwemmt, daß uns Ottawa zwei Seiten mit verläßlichen Angaben rübergekabelt hat. Ich werde sie Ihnen später übergeben. Aber bei Gentlemen von Ihrem Stand, nun, ich muß sagen, unsere Regierung würde sich geehrt fühlen, Sie begrüßen zu dürfen ... lesen Sie sich doch erst mal diese Kabeldepesche durch, sie ist gerade erst angekommen.«
    »Uns würde jede Information weiterhelfen«, sagte Luton, worauf sich der Attaché vor Liebenswürdigkeit fast überschlug. »Wünschen Sie, daß ich Miss Waterson Bescheid sage, sie möchte uns etwas Tee bringen? In Ordnung.«
    Mit einem Zeigestock in der Hand verdeutlichte er noch einmal, »wie problemlos es ist, von London nach Edmonton zu gelangen«, wie er sich ausdrückte.
    »Wieso gerade Edmonton?« fragte Carpenter, und Luton unterbrach: »Richtig, das war der Name, der mir gestern nicht einfiel.«
    »Ein bequemer kanadischer Dampfer wird Sie in Montreal an Land setzen, ein Hafen, der dem Vergleich mit New York in jeder Hinsicht standhält. Die schnellen Züge der Canadian Pacific bringen Sie von dort nach Ottawa, Fort William und nach Winnipeg. Miss Waterson stammt aus Winnipeg, sie wird Ihnen versichern, es ist eine herrliche Landschaft, wie geschaffen für eine kleine Pause, bevor es weitergeht in das Goldgebiet.«
    Miss Waterson gab sich alle Mühe.
    »Jetzt kommen wir zu dem spannenden Teil unserer Reise, dem Abschnitt durch die endlosen Weiten der Nordwestterritorien. Winnipeg und quer durch den Distrikt Saskatchewan ...«
    »Was für wunderschöne Namen!« rief Philip Henslow aus, und der Attaché nickte bestätigend mit dem Kopf: »Ja, wirklich, sehr schöne Namen. Übrigens indianisch. Dann also westlich, nach Calgary, von wo aus eine Linie nördlich nach Edmonton führt, der Endstation der Bahnlinie. Hier fängt Ihr großes Abenteuer an.«
    »Wo liegt Dawson City?« fragte Luton, aber der Kanadier
    entgegnete: »Sir, es ist auf unseren Karten noch nicht eingetragen. Es ist erst letztes Jahr aufgetaucht, über Nacht sozusagen.«
    »Aber können Sie nicht ungefähr sagen, wo es liegt?«
    »Ich habe kürzlich einen Brief aus Ottawa erhalten«, erklärte der Attaché, »mit einer Zeichnung der neuesten Entwicklungen, und danach befindet sich Dawson etwa hier«, worauf er auf der Karte einen Punkt eintrug und damit die Stadt fast hundertfünfzig Meilen näher an Edmonton heranrückte, als sie in Wirklichkeit war.
    »Sie sehen also, Gentlemen, wenn Sie in Edmonton aus dem Zug steigen, stehen Sie praktisch schon auf den Goldfeldern.«
    »Was für eine Ausrüstung empfehlen Sie uns?« fragte Carpenter. Wenn es um die Sache der Pioniere ging, dann war er ein Mann der Praxis.
    »O Sir! Nur Ihr Reisegepäck. Ein oder zwei Taschen. Alles, was Sie möglicherweise auf den Goldfeldern benötigen, können Sie in Edmonton kaufen, und zwar zu Preisen, die
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