Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
schwierigen Routen über die Flüsse nach Dawson entschied, viel eher auf den Feldern ankommen würde als diejenigen, die über das amerikanische Territorium anreisten. So hätte er die Möglichkeit, sich die besten Claims frühzeitig abzustecken.
    Harry Carpenter, vertraut mit den Schwierigkeiten der Fortbewegung in unwegsamem Gelände, ahnte instinktiv, daß man für die Reise wohl mehr als sieben Wochen benötigen würde, aber die Entfernung auf der Karte hatte er nicht nachgemessen, und so ging er in seiner Vorstellung von einer Reise aus, die nicht über zwölfhundert, sondern nur ungefähr vierhundert Meilen führte. Er gab unumwunden zu, daß ihn persönlich die andere Hauptroute eher reize, die Strecke, die die meiste Zeit über flußabwärts führte und sich an dem Verlauf einer der großen, kaum erforschten Flüsse orientierte, dem Mackenzie. Er war eine verwirrende Wasserstraße, denn er trug gleich mehrere Namen - Finlay, Peace, Slave -, ein Ergebnis der Tatsache, daß er zu verschiedenen Zeiten und nur Stück für Stück entdeckt worden war, aber immer war es derselbe große Fluß, in ganzer Länge zweitausendsechshundert Meilen, von seiner Quelle im Hochgebirge nahe Alaska bis zur Mündung ins arktische Meer. Es war ein Fluß, der die Phantasie der Menschen anregt, und diesem Fluß wollte sich Carpenter ausliefern.
    Ein Forscher, der ihn in beide Richtungen erkundet haben wollte, ein gewisser Etienne Desbordays, erzählte im zweiten Teil seines Berichts, wie zügig und erhaben, ja sogar vergnüglich eine Reise den Mackenzie hinunter sein konnte.
    »Sie gleiten mit Ihrem Boot oder Kanu über den Fluß und sehen wilde Tiere in Hülle und Fülle entlang der Ufer weiden. Hoch aufragende Berge zieren die Ferne, und jede Biegung des Flusses wartet mit einer weiteren Überraschung auf, denn Sie fahren durch eine der unberührtesten und herrlichsten Landschaften Nordamerikas.
    Geschwind und leise trägt Sie der riesige Strom ans Ziel, und nach tausend Meilen müheloser Fahrt nähern Sie sich der Beaufort Sea, einem Meeresarm des arktischen Ozeans, aber
    Sie, Sie zieht es noch weiter. Aus den Dutzenden Zuflüssen, die von Westen her in den Mackenzie münden, wählen Sie sich einen aus, fahren westlich, entlang der freundlichen Wasserstraßen, überqueren eine Scheide, und schon befinden Sie sich im Oberlauf des Klondike. Sie lassen sich hinuntertreiben und halten im Vorbeifahren dort an, wo die Aussicht auf Gold am größten ist.«
    Desbordays kam zu dem Schluß, daß es keine angenehmere und erfolgversprechendere Methode gebe, zu den Goldfeldern zu reisen, als dem Mackenzie zu folgen. »Was dieser Route aber vor allem zur Zierde gereicht, ist der Vorteil, daß sie durch ausschließlich kanadisches Gebiet führt. Sie zahlen keinen Penny Zoll auf Ihre Güter, wenn Sie diesen Weg wählen. Sie befinden sich die ganze Zeit über auf kanadischem Boden.« Wie bei der anderen Route gab es allerdings auch hier ein paar Dinge, die ihm unbedingt bekannt gewesen sein mußten, die er aber lieber verschwieg.
    »Wer sind die beiden, Halverson und Desbordays?« wollte Carpenter von dem Attaché wissen. Der wiederum wandte sich an Miss Waterson, ob sie Näheres über die beiden wüßte.
    Als sie antwortete: »Ich komme aus Winnipeg. Das ist über sechshundert Meilen von Edmonton entfernt«, bekam der Engländer eine Ahnung von den riesigen Entfernungen innerhalb des Landes. Philip, nicht nur bewandert in den Klassikern, sondern auch ein guter Mathematiker, sah sich die Wandkarte eine Weile an und sagte dann: »Weißt du, Onkel Evelyn, von Edmonton nach Dawson ist ein weiter Weg, sehr weit.« Doch der Effekt, den seine Feststellung bei den anderen hätte hervorrufen können, wurde sofort durch den Attaché abgeschwächt, welcher enthusiastisch ausrief: »Evelyn. Ein wirklich schöner englischer Name. Man hört ihn nur selten in Kanada.« Danach wandte sich ihre Unterhaltung anderen Dingen zu.
    Man kam überein, daß sich die Mannschaft aus den folgenden Personen zusammensetzen sollte: Lord Lutor., seinem Vetter Harry Carpenter und seinem Neffen Philip Hensiow sowie einem abenteuerlustigen Freund des jungen Philip, einem zweiundzwanzigjährigen Oxfordstudenten namens Trevor Blythe, dessen schmächtiger Körper und sensible Art in merkwürdigem Gegensatz zu seinem Mut und seiner Zähigkeit standen. Diese vier sollten eine großartige Mannschaft bilden: zwei ältere Herren von reifem Urteilsvermögen und großer moralischer Kraft
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher