Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
sprechen kam: »Ich habe da etwas mitgebracht, das ihr beide unbedingt lesen müßt, das heißt, wenn wir uns auf diese blöde Sache mit dem Gold einlassen.« Und dann reichte er ein kostbar eingebundenes Buch herum, das 1868 in London erschienen war. Verfaßt hatte es der englische Forscher Frederick Whymper, der Titel lautete: »Meine Reisen und Abenteuer im Territorium Alaska«, und es beschrieb auf amüsante Weise seine fünfzehnmonatige Reise durch das Gebiet.
    Luton warf nur einen flüchtigen Blick auf das Buch und schob es dann zur Seite. »Harry, der Mann ist nie in Kanada gewesen! Unser Plan sieht vor, uns nur auf kanadischem Gebiet zu bewegen.«
    Bevor er sich weiter über die patriotischen Gefühle auslassen konnte, die solche Äußerungen üblicherweise hervorbrachten, machte ein weißhaariger Clubdiener den Vorschlag, die Gentlemen mögen sich doch bitte in einen anderen Raum begeben, vier Whistspieler härten sich über den Lärm beklagt, den Carpenters dröhnende Stimme machte. Luton und Carpenter verbeugten sich höflich erst vor dem Diener, dann vor den Kartenspielern und zogen sich zurück.
    »Also, wir werden folgendermaßen vorgehen, vorausgesetzt, ich schließe mich euch an«, sagte Harry, als hätte man sein Buch nicht eben noch verschmäht. »Wir begeben uns auf dem schnellsten Weg nach San Francisco, mit der Eisenbahn, die es ja neuerdings da unten geben soll, schiffen uns dort nach Petropavlovsk in Sibirien ein und steigen dann um auf einen russischen Dampfer, fahren über die Beringsee an die Mündung des Yukon und dann weiter hoch bis zu dieser Stadt, ich glaube, Dawson City heißt sie. Ich weiß nicht, wo sie liegt, auf dieser Karte ist sie jedenfalls nicht eingezeichnet.«
    Lord Luton konnten seine Bemerkungen nur ein verächtliches Lächeln abgewinnen. »Harry! Whymper hat diese Reise vor mehr als dreißig Jahren unternommen. Wenn wir seine Route wählen würden, könnten wir gleich mit dem Zug bis Seattle fahren und uns da einen bequemen ozeantüchtigen Dampfer nach Alaska aussuchen.«
    »Oh!«
    »Sinn und Zweck des Unternehmens soll ja sein, so zu reisen, daß wir uns ausschließlich auf Empiregebiet bewegen. In Montreal landen, mit dem Zug durch Kanada, bis zu einem Ort, dessen Name mir im Augenblick entfallen ist, dann entlang einer der kanadischen Flüsse, vielleicht den Mackenzie, die
    Rockies überqueren und schließlich langsam auf die Goldfelder zu. So einfach ist das.«
    »Läßt sich das denn überhaupt machen?«
    »Komm doch morgen mit. Wir werden dem Büro für kanadische Angelegenheiten einen Besuch abstatten. Die können uns sicher mehr sagen.«
    Sie verbrachten den Rest des sommerlichen Abends bei edlen Zigarren und altem Weinbrand, und Philip hörte gespannt zu, während Luton und Carpenter sich noch einmal die Gründe vor Augen führten, warum eine Anreise zum Klondike über ausschließlich der Krone unterstelltes Gebiet nicht nur eine patriotische, sondern auch dem Sohn eines Marquis von Deal angemessene Tat sei. »Hat man dir jemals erzählt, Harry, wie übel meinem Großvater, dem siebten Marquis von Deal, vor Jahren während des Desasters damals am Oregon von den Amerikanern mitgespielt wurde? Die aufgeblasenen Amerikaner änderten mir nichts, dir nichts einfach ihre Taktik. Mein Großvater, der die Verhandlungen mit ihnen um das kanadische Territorium für die Engländer führte, hat hier, an dieser Stelle, in diesem Club, gesagt: ›Also gut, wenn die Schufte unbedingt den Krieg wollen, sollen sie ihn haben.‹ Und dann stellte er sich zur Verfügung, Freiwillige nach Kanada zu führen, von wo aus er gegen New York und Washington anrücken wollte.«
    »Wie haben es die Amerikaner denn geschafft, ihn zu demütigen?«
    »Das ist genau das richtige Wort, demütigen. Mitten während der Vorbereitungen, der Krieg war schon unvermeidlich, bliesen sie die ganze Sache ab, gaben ihren Anspruch auf das Gebiet auf, immerhin die Hälfte von Kanada, und mein Großvater stand ziemlich dumm da. Natürlich war er auch ein ziemlicher Dummkopf, wie ihr wißt, aber in aller Öffentlichkeit so dazustehen, das hatte er denn auch nicht verdient.«
    »Und was passierte dann?« fragte Philip, und Luton antwortete: »Nichts. Manchmal ist es von Vorteil, wenn nichts passiert.« Doch dann preßte er die Lippen scharf aufeinander und fügte kurz darauf hinzu: »Es hat in der Familie einen bleibenden Widerwillen gegen das hinterlassen, was bei unseren Verwandten nur als ›die undankbare
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher