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Klondike

Titel: Klondike
Autoren: James A. Michener
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Einzelheiten des neu entworfenen Schlingerkiels, der dem Schiff auf See eine gewisse Stabilität verlieh, und erläuterte, wie er, um den besten Effekt zu erzielen, sowohl die Dampfkraft als auch die
    Windkraft nutzte. Luton fühlte sich gelangweilt durch die Großtuerei des Kapitäns und lenkte ihn mit der Frage ab: »Warum der Name ›Parisian‹, wenn das Schiff aus Kanada kommt?« Und der Kapitän entgegnete: »Ein Zeichen unserer Hochachtung, Sir, die wir Kanadier Frankreich entgegenbringen.« Luton sträubten sich die Haare bei dieser Äußerung angesichts Kanadas Vergangenheit unter französischer Herrschaft, einer Schande, wie es in seiner Familie gesehen wurde. Schnell wechselte er das Thema: »Wie lange, schätzen Sie, wird es dauern, bis wir Montreal zu Gesicht bekommen? Bleibt es bei den zwölf Tagen, wie man uns versprochen hat?« Und der Kapitän antwortete: »Jawohl, Sir, zwölf Tage, wenn das Wetter nicht umschlägt.«
    Während der insgesamt friedlich verlaufenden Überfahrt bildete sich eins der Grundmuster im Verhalten der vier untereinander heraus, und zwar auf eine recht unschöne Art und Weise. Trevor Blythe, dessen Familie zu Hause sieben Bedienstete hatte, fing an, Fogarty, der auf einem der Unterdecks schlief, herumzukommandieren und ihn zu sich zu zitieren, als sei der Ire sein ihm persönlich zugeteilter Diener.
    Das mußte auffallen, denn die vier Herrschaften bewohnten Quartiere der ersten Klasse, während sich Fogarty mit zwei anderen Männern eine enge Kabine im Zwischendeck teilte.
    Wenn Blythe also wieder einmal meinte, die Dienste Fogar-tys in Anspruch nehmen zu müssen, blieb ihm nichts anderes übrig, als dies vor den Augen der anderen zu tun.
    Fogarty beklagte sich nicht, er wußte, er war als Diener angestellt, aber Lord Luton erfüllte Blythes Verhalten mit Sorge, und als sich die Übertretung der ungeschriebenen Regeln einer solchen Expedition zum drittenmal wiederholte, baten Luton und Carpenter die beiden Jüngeren aus ihrer Gruppe in einen abgeschiedenen Winkel des luxuriösen Salons.
    »Keine angenehme Sache, aber auch nicht tragisch, machen wir also keine Staatsaffäre daraus«, begann Luton nach einem ehrerbietigen Räuspern. »Ich bin der Ansicht, wir sollten bestimmte Regeln beachten. Sie stehen nirgendwo geschrieben, sie betreffen auch nicht irgendwelche Begrüßungsrituale oder sonstiges.« Wieder war ein Räuspern zu vernehmen, es war offenkundig, Luton fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. »Harry und ich haben das schon ein paarmal mitgemacht, und ich bin sicher, ihr versteht sofort, was ich meine.«
    Henslow und Blythe sahen sich verblüfft an, und Luton fuhr die beiden an: »Verdammt noch mal, ihr macht es einem wirklich schwer. Fogarty ist der Diener der Expedition und braucht nicht bei jedem Wink von uns anzutanzen.«
    Jetzt erkannte Blythe, daß er gemeint war, daß man seinetwegen zusammengekommen war, und noch ehe Luton oder Carpenter weiterreden konnten, begann er, sich übertrieben zu entschuldigen: »Was bleibt mir noch zu sagen? Es tut mir ganz aufrichtig leid. Es war Gedankenlosigkeit, Evelyn, schiere Gedankenlosigkeit.«
    Luton, erleichtert darüber, daß der junge Mann die Ermahnung richtig aufgefaßt hatte, seufzte kurz auf, streckte seine Hand vor und schüttelte die von Trevor. »Danke. Ich wußte, du würdest mich verstehen. Harry, erklär ihnen die Regeln.«
    »Ganz einfach. Es ist so, wie Evelyn schon sagte. Fogarty soll der ganzen Gruppe zur Verfügung stehen, nicht nur einem einzelnen von uns. Ich will es einmal an einem Beispiel verdeutlichen. Wenn wir unser Lager aufgeschlagen haben und Holz für unseren Ofen benötigen, dann ist es natürlich Fogartys Aufgabe, dafür zu sorgen, daß Holz da ist, aber jeder von uns wird ihm abwechselnd dabei helfen. Und wenn er Evelyn bittet, diesen oder jenen Baum drüben zu fällen, dann erwarte ich von Evelyn, daß er sich zu dem Baum begibt und seine Axt an den Stamm legt.«
    »Sehr vernünftig«, warf Blythe ein, ohne jedes Anzeichen von Groll.
    »Und wenn Philip mal seine Socken gewaschen haben muß, weil er sie unterwegs zu lange getragen hat, dann braucht er deswegen nicht Fogarty zu bitten. Er wird sie bitte schön alleine waschen.«
    »Verstanden?« fragte Luton, und als der junge Mann mit dem Kopf nickte, fügte er noch hinzu: »Also gut. Fogarty hat sich jedoch bereit erklärt, uns während der langen Reise die Haare zu schneiden, aber dafür müssen wir ihn auch bar bezahlen.
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