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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe
Autoren: Berte Bratt
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Sie können ruhig Ostern bei Ihrer Familie verbringen, Sie brauchen nicht Hals über Kopf zurückzukommen!“
    So kam es, daß ich an einem schönen Morgen in dem großen Wagen von Tante Elsbeths Sohn saß, mit Kater Anton auf dem Schoß. Neben mir saß Tante Elsbeths getreue Hausgehilfin, und vorne saß Tante Elsbeth selbst neben ihrem Sohn.
    Ich fand es wunderbar und ganz aufregend! Es war meine erste Reise ohne Eltern oder jedenfalls ohne ein Elternteil.
    Nach mehrstündiger Fahrt hielt der Wagen vor einem entzückenden Häuschen am Rande eines niedersächsischen Dorfes. Kaum hatten wir das Auto entladen und alles ins Haus gebracht, gingen Anton und ich auf Entdeckungsfahrt. Der kleine Garten vor dem Haus war nur ein Teil des Grundstücks. Hinter dem Haus, von der Straße nicht zu sehen, lag ein großes Gelände mit alten Obstbäumen und mit etwas, das anscheinend einmal ein Gemüsegarten gewesen war. Sonst war nur Rasen da.
    Welch ein Auslauf für Barry und Anton, dachte ich. Und als ob Anton denselben Gedanken gehabt hätte, rannte er los, unternahm eine Klettertour auf einen Apfelbaum, kam wieder herunter und machte sich ein fachmännisch gegrabenes Loch für sein Geschäftchen zurecht, begrub dann ebenso fachmännisch das Geleistete, und plötzlich legte er sich auf die Lauer. Wenn er bloß nicht einen Singvogel im Auge hatte! Aber es war eine Feldmaus, die er geschickt fing und mit Genuß verspeiste.
    „Wenn der Kater sich nur nicht selbständig macht und auf Nimmerwiedersehen verschwindet!“ sagte Udo von Krohn am Mittagstisch. Wir aßen rechtzeitig, da er gleich zurückfahren wollte, um am folgenden Tag mit Frau und Kind zu seinem Ferienhaus am Chiemsee zu fahren.
    „O nein!“ versicherte ich. „Anton bleibt da, wo ich bin. Wir haben ihn ja auch in die Schweiz mitgenommen, und er blieb immer bei uns.“
    Udo von Krohn lächelte.
    „Sag mal, Elaine, wie bist du eigentlich auf den Namen Anton gekommen?“ fragte er. „Ich denke, Katzen heißen immer Muschi oder Miezchen oder so was?“
    „Ich weiß nicht“, gestand ich. „Und ich möchte mich nicht jetzt für Ideen verantworten, die ich als Vierjährige hatte! Damals fand ich wohl den Namen Anton wunderschön!“
    „Vier Jahre“, wiederholte Tante Elsbeth. „Ich sehe dich noch vor mir, Lillepus, als du damals aus dem Wagen stiegst, mit dem kleinen Kätzchen im Arm - ihr wart an der Nordsee gewesen - und du riefst schon im Gartentor: ,Guck, Tante Elsbeth, dies ist mein Anton!’“
    „Ja, das weiß ich noch! Anton war ein sozusagen uneheliches Kind von einer feinen Siamkatze. Er ist also wirklich ein halber Siamese!“
    „Das sieht man ihm nicht an“, meinte Herr von Krohn. „Er ähnelt wohl mehr seinem unbekannten Vater! Ja, ja, Anton, mach weiter so wie heute, befreie das Haus von Mäusen, von denen haben wir hier mehr, als uns lieb ist!“
    Gleich danach brach Udo von Krohn auf. Tante Elsbeth hielt ihr Mittagsschläfchen, und ich trocknete das Geschirr ab, als die Wirtschafterin, Frau Janssen, beim Abwaschen war.
    „Eigentlich ist es furchtbar lieb von Tante Elsbeth, daß sie so viele Jahre mit unseren Viechern ausgehalten hat“, sagte ich. „Es gibt genug Hausbesitzer, die keine Tiere im Haus dulden!“
    Frau Janssen lächelte. „Dasselbe sagte ich ihr einmal, und weißt du, was sie antwortete? Sie sagte: »Erstens bin ich eine Tierfreundin, zweitens möchte ich viel lieber angenehme Mieter mit Tieren als unangenehme ohne Tiere haben, und außerdem ist es eine große Beruhigung für mich, einen so großen und wachsamen Hund wie Barry im Haus zu haben. Ich möchte den Einbrecher sehen, den Barry nicht verscheuchen könnte!’“
    „Ja, da hat sie recht“, meinte ich. „Aber Barry ist jetzt sehr alt, und wir wissen alle, daß er - daß es nicht lange dauern wird, bis -ich meine, bis wir ihn nicht mehr haben...“, ich mußte schnell die Augen mit dem Zipfel des Geschirrtuchs abwischen.
    Frau Janssen strich mir übers Haar.
    „Ja, siehst du, Elaine, wenn man alt wird, muß man eben sterben. Und wenn es mit Barry soweit ist, dann ist es etwas Natürliches, etwas, das für alle Tiere und Menschen gilt. Es wird für euch sehr, sehr traurig sein, aber nicht bitter! Bitter ist es, wenn man ein junges, gesundes Tier töten lassen muß. Aber Barry ist alt, und er hat ein sehr glückliches Leben gehabt. Das darfst du nicht vergessen. Und dasselbe ist es ja mit Anton. Du warst damals vier - dann ist Anton heute zwölf Jahre! Und ein so
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