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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe
Autoren: Berte Bratt
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segeln!“
    Während der junge Mann sprach, hatte er Ballerina gesattelt, eine hübsche, hellbraune Stute. Ich betrachtete sie genauer.
    „Sie ist wohl halber Norweger? Ein bißchen klein ausgefallen?“ „Stimmt. Du scheinst etwas von Pferden zu verstehen.“
    „Von anderen Tieren auch“, lachte ich. „Außerdem bin ich selbst Norwegerin und fühle mich mit Ballerina verwandt!“
    Kurz danach saß ich im Sattel, und wir ritten in die Reitbahn. „Zuerst ein paar Runden Schritt, dann etwas Trab, damit die Muskeln aufgelockert werden. Sagen wir eine Viertelstunde. Nachher könnt ihr ins Gelände, du reitest voran, Dorte!“
    Wir hielten uns genau an die Anweisungen, die Pferde waren willig und lauffreudig. Nach einer halben Stunde galoppierten wir auf einem schmalen Weg am Waldrand entlang. Dorte kannte sich gut aus und wußte genau, wo wir reiten durften.
    Es war eine herrliche Stunde, und ich kam ganz aufgeregt wieder zurück zu Tante Elsbeth.
    „Dies ist ja ein Paradies auf Erden“, sagte ich, als wir beim Abendessen waren - wo ich, nebenbei gesagt, mindestens das halbe Rosinenbrot verfutterte. „Erstens das entzückende Haus, dann das herrliche Grundstück, und dann so nette Nachbarn, und als Krönung die Gelegenheit zum Reiten! Hier bleibe ich, Tante Elsbeth, du wirst ohne mich zurückfahren müssen!“
    „Und deinen Eltern sagen, ich hätte dich unterwegs verloren?“ lachte Tante Elsbeth. „Du mußt schon mit zurückkommen, mein Kind, aber wenn es dir hier so gut gefällt, kannst du ja mitkommen, wenn ich mal wieder hierherfahre.“
    „Ist das dein Ernst, Tante Elsbeth? Ich wüßte nichts, was ich lieber täte! Ich habe mich ganz einfach in dein Haus verliebt, und in die Gegend auch!“
    „Und in die Pferde“, ergänzte Tante Elsbeth trocken.
    Die Tage flogen dahin. Ich durfte noch dreimal kostenlos reiten. Dann kreuzten plötzlich Feriengäste auf, und die beiden letzten Reitstunden mußte ich mit den zusammengekratzten Resten meines Taschengeldes bezahlen.
    Es ist etwas Merkwürdiges am Reiten. Man wird ganz einfach besessen. Ein Mädchen in meiner Klasse hat mir erzählt, daß sie seit Jahren keine Geburtstagsgeschenke und keine Weihnachtsgeschenke mehr bekommt. Von den Eltern und Großeltern, von den Geschwistern und von Tanten und Onkeln kriegt sie immer nur kleine oder größere Kuverts mit Geld darin und mit der Aufschrift: „Eine Stunde Reiten“ - „Eine Woche Reiten“ - „Einen Monat Reitunterricht“. Ich kann sie so gut verstehen! Wenn mein großzügiger Papa mir nicht das Geld fürs Reiten schenkte, würde ich es genauso machen!
    Dann waren die schönen Ferien vorbei. Die Koffer wurden gepackt, und ich machte noch eine Runde und nahm sozusagen Abschied von diesem kleinen Paradies. Wenn Tante Elsbeth doch einmal verkaufen würde - oh, wenn Papa das Anwesen bloß kaufen könnte! Was man alles aus dem Grundstück machen könnte - und aus dem großen Schuppen; dort könnte ich mir auch eine kleine Töpferwerkstatt einrichten. Die Töpferei war mein Hobby; ich hatte vor einem Jahr einen Kursus mitgemacht, und es war eine Arbeit, die mir gefiel. Ich hatte wirklich brauchbare Sachen modelliert. Mama stöhnte allerdings über all den Dreck, der damit verbunden war! „Wenn du bloß lieber stricken würdest oder nahen!“ seufzte sie. Aber Nähen war nun wirklich überflüssig, denn Mama war vor ihrer Heirat Hausschneiderin und ist eine wahre Künstlerin mit Schere, Nadel und Nähmaschine. Sie näht alle Kleider für sich selbst und für mich, und auch alle Jacken und Hemden für Marcus. Sogar Papas Anoraks! Nein, das Nähen überließ ich ihr und wollte bei meinen Töpfen und Schüsseln, meinen Kannen und Vasen bleiben!
    Ja, eine kleine Werkstatt ließe sich hier schon einrichten, und außerdem ein Ställchen für die Tiere, die sich todsicher bei uns einfinden würden! Ich sah schon in Gedanken die Idylle vor mir: Hunde und Katzen, eine Ziege und einen Esel, außerdem Enten und Hühner, und was uns sonst über den Weg laufen oder in unser Leben flattern würde!
    Möge Tante Elsbeth so lange leben, bis ich Geld genug habe, um den ganzen Besitz zu kaufen!
    Mit diesem Wunsch stieg ich am folgenden Tag ins Auto, mit Kater Anton auf dem Arm. Er war rund und dick von einer Woche Feldmausdiät.
    Udo von Krohn ließ den Motor an - nach kurzer Zeit waren wir auf der Autobahn, und es ging zurück nach Frankfurt zur Schule, zu Pflichten und zum Alltagsleben.

Der Ernst des Lebens
    Ich rannte die
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