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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe
Autoren: Berte Bratt
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Begleiterin und sein Scriptgirl, aber nachdem mein lieber Bruder auf die Welt kam, wurde es schwieriger für Mama, loszukommen. Dann nahm Papa also mich mit. Durch ihn bin ich Naturfreundin und vor allem eine Tierfreundin geworden. Papa ist ein Tiernarr. Diese Eigenschaft habe ich geerbt. Mit fünf Jahren kannte ich den Unterschied zwischen einer Grantgazelle und einer Impala, mit sechs konnte ich einen Jaguar von einem Leoparden unterscheiden, und mit sieben kannte ich die Tragzeiten von Hund und Katze, Kuh, Pferd und Elefant. Den Frankfurter Zoo kannte ich wie meine eigenen Overalltaschen - oder vielleicht noch besser. Der Zoo ist nämlich systematisch geordnet, was bei meinen Taschen durchaus nicht der Fall war!
    Meine große Tierliebe konzentrierte sich zu Hause auf meinen Kater Anton und unseren herrlichen Bernhardiner Barry.
    Barry und ich waren gleichaltrig. Er war mein Kindermädchen, im Winter war er mein Zugtier. Ich weiß nicht, wem von uns beiden es mehr Spaß machte, wenn Papa ihn anschirrte und vor den Rodelschlitten spannte. Als ich zu groß dafür wurde, war Marcus an der Reihe, gezogen zu werden.
    Barry hatte „eine Uhr im Bauch“. Er wußte genau, wann er losgehen mußte, um mich an der nächsten Ecke zu treffen, wenn ich aus der Schule kam.
    Wie haben wir Barry geliebt!
    Er wurde beinahe siebzehn Jahre alt, ein biblisches Alter für einen Hund. Als der Tag kam, an dem meine Eltern sich im Namen der Barmherzigkeit dazu entschließen mußten, Barry die letzte Spritze geben zu lassen, weinten wir alle, sogar Papa. Das heißt, er zog sich zurück in sein Arbeitszimmer und zeigte sich eine Weile nicht. Niemand fragte warum.
    Aber jetzt bringe ich die Reihenfolge durcheinander. Das, was ich erzählen wollte, was für meine Zukunft bestimmend wurde, geschah, als ich sechzehn war. Also vor gut einem Jahr, und damals lebte Barry noch.
    Also werde ich versuchen, alles in der richtigen Reihenfolge zu erzählen.

Das Haus in der Heide
    Es war Frühling. Papa war über alle Berge oder in diesem Fall übers Meer; er drehte nämlich einen Film in Afrika.
    Von der lieben Familie im Wallis kamen Briefe mit dringenden Bitten: Mama müßte doch unbedingt zu grand-mères achtzigstem Geburtstag kommen! An dem Tag durfte ihr einziges Enkelkind nicht fehlen!
    Schön und gut, aber was sollte Mama mit mir machen? Ich konnte ja nicht die Schule schwänzen, um einen Geburtstag in der Schweiz zu feiern! Marcus konnte mitfahren, er sollte erst im Herbst zur Schule kommen. Mit Barry ginge es auch. Entweder könnte Mama ihn mitnehmen, oder er konnte bei Tante Elsbeth bleiben - so wie immer, wenn wir in Norwegen waren. Denn dorthin kann man keinen Hund mitbringen, dort gibt es eine monatelange Quarantänezeit.
    Es war Tante Elsbeth, die das Problem löste.
    Tante Elsbeth war die Besitzerin des Hauses, in dem wir immer gewohnt hatten. Tante Elsbeth hieß Frau von Krohn und war der liebste Mensch, den man sich denken konnte. Anfangs hatte sie - aus lauter Güte und Hilfsbereitschaft - die kleine Einliegerwohnung im Erdgeschoß an Mama und Papa vermietet, als Papa in Frankfurt die Anstellung bekommen hatte und nicht ahnte, woher er eine Wohnung nehmen sollte. Nach ein paar Jahren wurde das Haus umgebaut. Aus den Schlafzimmern im ersten Stock wurde eine reizende Vierzimmerwohnung, und die bekamen wir. Tante Elsbeth war alt geworden, das Treppensteigen wurde ihr zu anstrengend, und sie richtete sich in der Wohnung unten ein. Und im Erdgeschoß bekam nun Papa sein Werbefilm-Atelier und ein Labor; außerdem hatten wir ein Fremdenzimmer. Und da bekam ich auch meine kleine Töpferwerkstatt.
    Zwischen Tante Elsbeth und mir bestand eine dicke Freundschaft. Sie war auch die einzige, die meinen Kosenamen aus meiner frühesten Kindheit noch benutzte. Sie nannte mich immer noch Lillepus, das ist Norwegisch und bedeutet „Kleines Kätzchen“ oder „Muschilein“.
    Als ich ihr damals von dem Problem mit grand-mères achtzigstem Geburtstag erzählte, war sie es, die - wie gesagt - das Problem löste. „Hol mal Mama runter, Lillepus“, bat sie.
    „Ich weiß nicht, was Sie haben, Frau Bernadette“, sagte sie, als Mama erschien. „Fahren Sie ruhig mit Sohn und Hund in die Schweiz.
    Lillepus und der Kater bleiben bei mir!“
    „Aber, Frau von Krohn, der Geburtstag ist zwei Tage vor Palmsonntag, und Sie möchten doch bestimmt über Ostern wegfahren!“
    „Dann nehme ich Ihr Kind und Ihren Kater mit; wir fahren in die Lüneburger Heide, und
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