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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe
Autoren: Berte Bratt
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Kopf. Doch dann mischte sich ein junger Mann ins Gespräch. Ob wir französisch verständen?
    Ich ergriff das Wort, der junge Mann lächelte, holte die alte Frau und übersetzte - anscheinend wortreich und sehr ausführlich. So bekamen wir etwas Kontakt mit den Leuten, gleich saßen wir auch an einem Tisch und unterhielten uns durch den Dolmetscher mit Hochwürden und den anderen. Als es ans Filmen ging, hatten wir plötzlich zwanzig Hände, die sich darum stritten, die Filmausrüstung zu tragen, und Papa machte ein paar schöne Aufnahmen. Die alte Frau war bereit, ihren Willkommensgruß mit dem Brot zu wiederholen, Ingo und ich mußten Touristen spielen. Zuletzt durfte ich auf einem Esel zweimal um den Dorfplatz reiten! Die Dorfbewohner lachten laut vor Vergnügen!
    Am nächsten Tag fuhren wir wieder in die Berge, zu einem Handarbeitszentrum, einem Dorf namens Anoya. Ja, hier hätte Mama sein sollen, sie, die so viel von Handarbeit versteht! Da waren herrliche gestrickte und gestickte Dinge aus Wolle und Baumwolle; alles war dekorativ im Freien aufgehängt, so daß die Touristen gleich die ganze Auswahl vor Augen hatten. Drinnen in den Läden, oder vielmehr in den Werkstätten oder Wohnungen war es sehr eng. Die meisten Familien schienen in einem einzigen Zimmer zu wohnen, da wurde auch gewebt, gestrickt, gekocht, geschlafen - und verkauft! Wir betraten so ein Zimmer - die Tür zur Straße stand weit auf, damit die Touristen leichter angelockt werden konnten -, da saß eine junge Frau am Webstuhl, ein Mädchen strickte, eine ältere Frau kochte, und in einem Bett in der Ecke lag der Großvater, vielleicht war es auch der Urgroßvater. Er war krank, erklärte uns die Frau am Webstuhl mit Hilfe der Fingersprache und wenigen deutschen Worten.
    Und immer strahlte die Sonne - wir hatten unfaßbares Glück mit dem Wetter, und das Leben war so schön, so unsagbar schön!
    Wir aßen in kleinen, bescheidenen Tavernen. Es gab immer etwas anderes, aber eins hatten sie immer: Joghurt mit Honig! Oh, dieser wunderbare Joghurt aus Schafsmilch und der schöne, goldgelbe Honig! Ich habe es morgens, mittags und abends gegessen!
    Die Zeit verging viel zu schnell.
    Am Sonntag mußten wir zurückfliegen. Freitag abends erklärte Papa, daß wir - Ingo und ich - am Samstag frei hätten. Er sei ein alter Mann (Ingo und ich grinsten!) und brauche endlich seine Ruhe, er möchte jedenfalls für ein paar Stunden die lästige Jugend los sein!
    Die lästige Jugend ließ sich das nicht zweimal sagen. Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Bus nach Heraklion, und Ingo zog mich zielbewußt mit zum Markt, an Obst, Kuchen, Haushaltswaren, Fleisch und Stickereien vorbei und zu dem kleinen Tisch mit den unwahrscheinlich kitschigen Steingutsachen. „Gott sei Dank!“ sagte Ingo. „Der Teller ist noch da!“
    Ja, da hing er noch, mit seinem Kranz von Gold, Silber und Blumen - und mit dem Hundekopf, der Bisken so unglaublich ähnlich sah!
    Er kostete einen ganzen Haufen Drachmen, und Ingo bezahlte, ohne zu handeln.
    „Bitte schön“, sagte Ingo. „Geschenk für dich! Ich will nicht behaupten, daß er zu eurem Service paßt, aber du kannst ihn ja im Klo aufhängen!“
    „Kommt nicht in Frage! Ich hänge ihn in mein Zimmer! Und an seinem Geburtstag kriegt Bisken ganz feierlich ein besonders schönes Geburtstagsessen darauf serviert!“
    Ich freute mich wirklich über den scheußlichen Teller.
    „Klar, daß ich ihn kaufen mußte!“ erklärte Ingo. „Ohne den Teller hätten wir uns hier auf Kreta vielleicht gar nicht getroffen!“
    Dann fuhren wir zurück nach Hersonnisos, ich brachte meinen Steingutschatz im Hotel in Sicherheit, und wir wanderten zu Fuß zu einem anderen, viel eleganteren Hotel, bei dem man Reitesel mieten konnte.
    Ingo wählte das größte und kräftigste Tier, ich bekam eine kleinere, hübsche Stute. Es war ein komisches Gefühl, in dem primitiven Sattel auf dem Rücken eines so kleinen Tieres zu sitzen! Ich versuchte wie die Einheimischen seitlich zu sitzen und entdeckte, daß es sehr bequem war. Dann trotteten unsere Eselchen mit uns los, immer an der Küste entlang. Die Sonne strahlte, und ich war glücklich - zum Rand voll mit Glück. Es war ein Glück, so groß, wie ich es in meinem Leben noch nie gekannt hatte.
    Ich war so glücklich, daß ich keine Worte hatte. Was bei mir außerordentlich selten der Fall ist.
    Unsere Eselchen gingen brav nebeneinander, und das einzige Geräusch um uns her waren die kleinen Wellen, die
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