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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe
Autoren: Berte Bratt
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ich vor drei Tagen in Gnade in Kairo entlassen wurde, konnte ich mir einen kleinen Erholungsurlaub leisten und wählte Kreta. Ich war hier schon einmal, vor ein paar Jahren und wollte gern wieder hin - ich meine hierher -, es gibt hier unwahrscheinlich viel in meinem Beruf zu studieren. Na, das war also alles, in einer Nußschale! Und ihr? Was macht ihr hier?“
    „Filmaufnahmen“, erklärte Papa. „Aufnahmen von Ausgrabungen, von der Natur, von malerischen alten Dörfern, von den Menschen und etwas vom Touristenverkehr.“
    „Und du, Elaine? Bist du nur zur Verzierung mit? Und wer macht jetzt die täglichen Filmaufnahmen von Bisken?“
    „Mama natürlich! Und das mit der Verzierung will ich nicht gehört haben! Ich bin Papas unentbehrliches Scriptgirl!“
    „Donnerwetter! Und wer ist euer archäologischer Führer und Fachmann?“
    „Ab sofort Herr Ingo Moorhof“, entschied Papa. „Falls er es für dasselbe Gehalt macht wie die Gartenarbeit im Sommer.“
    „Mach ich! Ach ja, einen kleinen Zuschlag muß ich schon haben!“
    „Und das wäre?“
    „Das feierliche, väterliche Versprechen, daß ich Elaine heiraten darf, wenn sie alt genug geworden ist!“
    „Tscha“, sagte Papa, „ein Archäologe als Assistent auf Kreta ist mir ja sehr wertvoll; das mit dem Versprechen ist natürlich eine Art Erpressung - aber letzten Endes bleibt mir wohl nichts anderes übrig!“

Ingo und ich
    Ich erlebte die glücklichsten Tage meines Lebens.
    An diesem ersten denkwürdigen Tag taten wir unsere Pflicht. Papa filmte die interessantesten Dinge im Museum. Ingo erklärte und zeigte und war gespickt mit Wissen. Er hatte Papas Kassettenrecorder umgehängt und sprach alles direkt auf Band; das würde später eine große Hilfe beim Redigieren und Vertonen des Films sein.
    Und ich reichte Papa seine verschiedenen Objektive, hielt ihm die Nummernklappe vor die Kamera, ich notierte nach seinem Diktat. Es war ja nicht das erstemal für mich, ich durfte schon mit zwölf Jahren in den Alpen sein Scriptgirl sein - und kam mir natürlich sehr wichtig dabei vor! Es hatte mir immer Spaß gemacht, aber diesmal war es mehr als Spaß - ich habe diese Zusammenarbeit bewußt genossen! Alles ging glatt, alles ging mit munteren Worten und guter Laune. Und es ging schnell! Ingo war so praktisch und kannte sich so gut aus - und wie er schleppen konnte! Er trug Papas bleischweres Stativ, er schleppte Taschen und Koffer, er half, die Scheinwerfer zu montieren. Es ist etwas ganz anderes, wenn ein Berufs-Kameramann filmt, als wenn ein Laie schnell eine Achtmillimeterkamera vor das Auge hält und den Zeigefinger auf den Auslöser drückt!
    Am ersten Tag kam Ingo mit in unser Hotel in Hersonnisos. Er war „obdachlos“, wie er sagte. Das heißt, er hatte ein Zimmer in einem Hotel in Heraklion gehabt, das er aber nicht länger behalten konnte, und bevor er sich nach einem anderen Zimmer umsah, hatte er sich erkundigen wollen, ob er vielleicht am gleichen Tage einen Flug nach Deutschland bekommen konnte. Das alles hatte er also tun wollen - wenn er nicht im Menschengewühl am Markt plötzlich eine Stimme gehört hätte, die rief: „Guck, Papa, Bisken wie aus dem Gesicht geschnitten!“
    Also, er kam mit uns nach Hersonnisos, und am Abend saßen wir gemütlich zu dritt beisammen und fragten und erzählten und brachten Klarheit in alles, das sich in diesen Monaten angesammelt hatte.
    Mama mußte Papa ihre Theorie zu Ingo und Miriam erzählt haben, denn Papa war genau informiert.
    Und Ingo erzählte.
    „Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein Häufchen Elend das arme Mädchen war, als ich es kennenlernte! Sie kam zu mir auf der Straße und stammelte etwas. Sie meinte, ich sähe so unglücklich aus. Was auch stimmte, wir hatten ja Cora verloren. Na, euch brauche ich nicht zu erzählen, was es bedeutet, einen geliebten Hund zu verlieren - und auf diese Weise! Nun, ich begriff sehr schnell, daß sie als Vertreterin einer sogenannten ,Sekte’ da vor mir stand -mager und blaß, die Augen voller Angst. Ich hatte gerade eine Fernsehsendung über so eine ,Sekte’ gesehen. Das arme Mädchen tat mir wahnsinnig leid. Ja, dann kümmerte ich mich um sie, und es gelang mir, sie zu ihrer Mutter zurückzubringen. Wißt ihr, was das Schrecklichste war? Sie war vollkommen willenlos, außerstande, eine eigene Meinung zu haben, konnte keinen Entschluß fassen. Sie war klein und demütig und schrecklich gehorsam. Anfangs war sie auch mir gegenüber so. Gott sei
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