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Klassenbild mit Walter Benjamin - eine Spurensuche

Klassenbild mit Walter Benjamin - eine Spurensuche

Titel: Klassenbild mit Walter Benjamin - eine Spurensuche
Autoren: Siedler
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»zur Verfügung« und tat bis 1916 Dienst als Krankenpfleger in Belgien. Im August 1916 wurde er dann zum 52. Infanterie-Regiment in Cottbus eingezogen und kam anschließend an die Front in Flandern, wo er im April 1917 schwer verwundet wurde. Nach 1½jährigem Lazarettaufenthalt entließ man ihn, ausgezeichnet u.a. mit dem EK II, aus dem Heeresdienst. Danach nahm er in Berlin sein Jura-Studium wieder auf, das er im April 1920 mit der ersten juristischen
Staatsprüfung (Referendarexamen) abschloss. Seine weitere Ausbildung erfuhr er, mit einigen durch seine Kriegsverwundung bedingten Unterbrechungen, vom Mai 1920 bis zum April 1924 am Berliner Kammergericht. Dann schied er aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend aus dem juristischen Vorbereitungsdienst aus. Im November 1925 promovierte er an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, im Oktober 1928 legte er seine große juristische Staatsprüfung (Assessorexamen) ab. Von 1929 bis 1933 arbeitete er als Gerichtsassessor in der Grundbuchabteilung des Amtsgerichts Charlottenburg. Mittlerweile Mitglied der NSDAP (seit April 1933), war Faeke dann bis zum Juni 1945 am Spandauer Amtsgericht als Grundbuch- und Nachlassrichter tätig. Die folgenden Jahre war er, unterbrochen nur von kurzen Beschäftigungsverhältnissen, arbeitslos. Als ihm 1948 die Stelle bei einem Rechtsanwalt an seinem Wohnort Falkensee verweigert wurde, weil er nicht der SED beitreten wollte und weil er sich im Zusammenhang einer Fluchtgeschichte politisch verfolgt fühlte, siedelte Faeke nach Westberlin über. Nachdem er im Mai 1950 von der EntnazifizierungsKommission rehabilitiert worden war, fand er offenbar eine neue Anstellung als Amtsgerichtsrat. Letzte Lebensspuren datieren aus dem Jahre 1956, als er bereits pensioniert war. — Faeke blieb unverheiratet. Er hatte wenigstens einen Bruder: Walter, in dessen Charlottenburger Heim er nach seiner Flucht aus Falkensee vorübergehend Unterschlupf fand. In den Jahren 1899–1912 residierte die Familie Faeke (auch unter den Namen Fäcke bzw. Faecke) in der Schöneberger Gothen- sowie in der C/Koblenzerstraße in Wilmersdorf.
     
    Dissertation
    Die Steuerhinterziehung nach der Reichsabgabenverordnung. Masch. Diss., Breslau 1925 [mit Lebenslauf ].
    Archivalien
    LAB (Akten der KFS; Entnazifizierungsstellen Berlin/West, Revisionskommission; Ministerium für Staatssicherheit der DDR, NS-Sondersammlung) — UA Tübingen (Immatrikulationsakten).
    WERNER FRAUSTÄDTER
    geb. am 7.6.1894 in Leipzig, jüd., war der Sohn des Kaufmanns Albert Fraustädter und seiner Ehefrau Rosa, geb. Löwenstein (1866 bis 1938). Im November 1894 gelangte die Familie nach Berlin. Fraustädter besuchte von der Nona (Ostern 1900) bis zum Abitur (Ostern 1912) die Kaiser-Friedrich-Schule, an der er im März 1909 auch das ›Einjährige‹ ablegte. Nach der Reifeprüfung begann er in Berlin ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften. Kriegsfreiwilliger Artillerist der ersten Stunde wurde er, ausgezeichnet mit dem EK II und dem Verwundeten-Abzeichen in Silber, im November 1918 aus dem Militärdienst entlassen. Anschließend nahm er in Berlin sein Studium wieder auf, das er im Oktober 1919 mit dem Referendarexamen abschloss. Ehe er dann seinen juristischen Vorbereitungsdienst antrat, den er in Nauen und Berlin absolvierte, arbeitete er (bis Mai 1920) an der Jüdischen Arbeiterfürsorgestelle in Duisburg. Nach seiner Promotion in Frankfurt a. M., 1921, und dem bestandenen Assessorexamen, 1923, war Fraustädter als Publizist und verantwortlicher Redakteur verschiedener Zeitschriften (u. a. der »Jüdischen Arbeiterstimme« und ihres Nachfolgeorgans »Der neue Weg«), als Rechtsanwalt und Notar, als Syndikus der Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeamter und als Leiter der juristischen Sprechstunde des Arbeiterfürsorgeamtes in Berlin tätig. Im Sommer 1933 verließ er zusammen mit seiner Familie Deutschland und lebte zunächst in Brüssel. Im Februar 1935 übersiedelte er dann nach Palästina, wo er sich zunächst als Buchhalter privater Firmen durchschlug. 1942 wurde er Berater der Mandatsregierung, später des Staates Israel im Industrie- und Finanzministerium. Außerdem arbeitete Fraustädter in den 1950er Jahren als Rechtsanwalt für die United Restitution Organization in Frankfurt a. M. Er starb am 29. Januar 1962 in Tel Aviv. — Fraustädter war mit Hertha Lindenstrauss verheiratet; aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor. Außerdem hatte er wenigstens
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