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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight
Autoren: Lynda Hilburn
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auch noch auf der Verlustliste stehen, wenn ich irgendetwas dazu zu sagen hatte.
     

     
    Ein konkretes Anliegen zu haben schien alle Anwesenden zu beflügeln. Sehr bald wurden Ronald und Midnight auf Tragbahren aus dem Musikzimmer zu einem Rettungshubschrauber getragen, der auf dem Dach der Burg wartete.
    Ich stellte fest, dass mich reihum immer einer der Anwesenden zu beobachten schien, als rechneten sie halb damit, dass ich das Schwert vom Boden aufheben und noch jemanden enthaupten würde. Und weil ich selbst nicht gewusst hatte, dass ich zu dieser Art von Gewalttätigkeit auch nur in der Lage war, konnte ich auch niemandem eine Garantie im Hinblick auf meine möglichen künftigen Reaktionen geben.
    Devereux war verschwunden, und so war ohnehin nichts mehr wirklich wichtig.
    Nachdem der Sanitäter Midnight untersucht und stabilisiert hatte, teilte er mir mit, dass ihr Zustand bemerkenswert gut war für jemanden, der so viel Blut verloren hatte.
    Ich weiß nicht einmal, warum er sich die Zeit nahm, mich zu unterrichten und dabei so zu ermutigen. Vielleicht war es irgendetwas, das er in meinen Augen sah. Jedenfalls versicherte er mir, dass ihre Aussichten gut wären.
    Ronald fehlte absolut nichts – außer ein paar Haarbüscheln und einem kleinen Stück Kopfhaut. Ein hässliches kleines Souvenir von seinem ersten Vampirball.
    Mich zog es zurück an den Rand des Kreises, der jetzt niemandenmehr fernhielt; dort stand ich und starrte auf den roten Samtmantel und den darin enthaltenen Haufen Asche hinunter.
    Das Schwert lag daneben, ein klarer Beweis für etwas, das ich zwar als Tatsache wusste, emotional aber nicht aufzunehmen bereit war.
    Ich setzte mich auf den Fußboden und versuchte, Schuldgefühle zu empfinden. Scham zu empfinden. Irgendetwas zu empfinden. Aber ich war wie betäubt.
    Alan hatte Lieutenant Bullock schließlich begreiflich gemacht, dass es eine vampirische Leiche war, die da in der Mitte eines schwarzmagischen Kreises zerfiel. Somit würde kein forensisches Team die Überreste jemals zu Gesicht bekommen.
    Er hatte sie nicht daran erinnern müssen, dass sie, wenn sie jemandem berichtete, die letzten paar Stunden in der Gesellschaft von Vampiren verbracht zu haben, wahrscheinlich mit einem dieser Autos abgeholt werden würde, die von Leuten in weißen Kitteln gefahren werden.
    Luna pirschte immer noch im Raum herum und murmelte unfreundliche Dinge über die Dummheit von Menschen und all das, was sie gern mit Lieutenant Bullock angestellt hätte. Wir alle haben unsere eigene Art, mit Kummer umzugehen.
    Ich war mir nur nicht sicher, wie ich mit meinem eigenen fertig werden sollte.
    Ich legte die Stirn auf meine angezogenen Knie, während die nächste Tränenflut mir über das Gesicht strömte.
    Es war nicht fair. Ich hatte gerade erst akzeptiert, dass Devereux ein Vampir war und dass ich sehr starke Gefühle für ihn hegte, und jetzt hatte ich ihn verloren.
    Wie war das – sollten Vampire nicht unsterblich sein?
    Ich wusste genau, dass, wenn der Schock einmal abgeebbtwar, ich sämtliche Stadien der Trauer würde durchmachen müssen. Wurde von mir jetzt erwartet, eine Praxis in Devereux’ Firmengebäude zu beziehen, Tag für Tag an ihn erinnert zu werden? Ich hätte eine wirklich leidenschaftliche Masochistin sein müssen, um das zu tun.
    Vielleicht sollte ich mir ein Sabbatjahr gönnen. Von der Bildfläche verschwinden. Mir etwas Zeit für mich selbst nehmen. Nach Paris fahren und Freunde besuchen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort neben Bryces Überresten gesessen hatte, aber irgendetwas veranlasste mich, den Kopf zu heben. Der Geist im Spiegel tat schon wieder sein Möglichstes, um meine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Besitzt außer mir denn wirklich niemand die Fähigkeit, diesen Geist zu sehen?
    Er war unverkennbar außer sich vor Freude.
    Er lächelte breit, tanzte im Kreis und zeigte mit lebhaften Bewe gungen seines Geigenbogens in die entfernteste Ecke des Raums.
    Er war bisher immer ein verlässlicher Ratgeber gewesen, und so stand ich auf und sah in die Richtung, in die der Bogen mich wies.
    Etwas lag dort auf dem Fußboden, halb unter einem der Konzertflügel.
    Mein Herz begann zu hämmern. Ich keuchte.
    Mein Körper wusste Bescheid, bevor der Rest von mir es tat.
    Ich stürzte quer durch den Saal und kam zum Stehen, einen Schritt von strömendem platinblondem Haar entfernt.
    Devereux sah aus, als wäre er von einem Lastwagen angefahren worden. Oder mit der vampirischen Version von
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