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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord
Autoren: F Schmöe
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Laie ohnehin nicht unschädlich machen.«
    15:57 zeigte die Uhr.
    Eine Bombe können Sie als Laie ohnehin nicht unschädlich machen . Wenn es aber keine Bombe ist, wie Hardo sagt, dachte Katinka. Stoppen Sie die Uhr .
    Dann kann ich dieses widerliche Etwas unschädlich machen. »Wie denn!«, schrie sie zurück.
    Uttenreuther stand in Schelch drei und wedelte mit den Armen. Seine Rufe gingen im Lärm unter.
    Eine Uhr anhalten. Katinka sah auf ihre eigene. Sie hatte das Gefühl, dass sie schon seit längerem nachging.
    15:58
    Wahrscheinlich brauchte sie eine neue Batterie.
    Batterie!
    15:59
    Katinka löste mit fliegenden Fingern die Uhr ein Stück aus ihrer Verankerung, ganz vorsichtig, um die Kabel nicht zu bewegen. Sie bohrte die Fingernägel in das kleine Viereck auf der Rückseite. Rutschte ab. Ein Fingernagel splitterte. Dann gelang es. Mit leisem Schnapp löste sich der Deckel. Augenblicklich fiel die Batterie heraus und die roten Ziffern erloschen.
    Katinka stöhnte. Sie legte sich platt auf den Bauch, die Batterie in der Faust. Plötzlich fror sie in ihren nassen Sachen.
    Es hat mindestens 36 Grad im Schatten, redete sie sich ein. Es gibt keinen Grund zu frieren. Gleich hat die Sonne die Klamotten getrocknet.
    Dennoch schlotterte sie am ganzen Körper. Ihr Schelch schaukelte heftig.
    »Katinka?«
    Sie schaute auf. Uttenreuther hielt sich am Rand des Kahns fest und sah zu ihr hinein.
    »Es ist kurz nach vier. Und Sie hatten Recht. Auf meinem Päckchen steht ein Satz: Bürger und Bischof zeigen einander, wo es langgeht . Das ist die nächste Station!«
    Katinka hörte ihn und hörte ihn doch nicht.
    »Hej, Sie sind Historikerin und Archäologin.« Er schwang sich prustend in den Schelch. Katinka nahm ihre Brille ab und wischte sich übers Gesicht. Verschwommen sah sie Uttenreuthers graue Augen vor sich. Sie zog die Beine an und umklammerte ihre Knie.
    »Machen Sie nicht schlapp. Nicht jetzt. Wir wissen nicht, wann das nächste Paket hochgehen soll! Und wie viele Sprengladungen noch vor uns liegen! Halten Sie durch!«
    Katinka setzte die Brille wieder auf. Sie trieben inzwischen fast unter der Markusbrücke. Die Leute gafften zu ihnen herunter.
    »Wie konnten Sie wissen, dass das Ding keine Bombe ist?«, fragte sie.
    »Ich hatte mal die Gelegenheit, einer gelernten Sprengmeisterin über die Schulter zu sehen«, sagte er wie nebenbei. »Was unser Freund hier gebastelt hat, ist eine Konstruktion des Minimalismus. Das Nötigste ist an dem Apparillo dran, aber mehr eben auch nicht.«
    Katinka zog frierend die Schultern hoch. » Bürger und Bischof zeigen einander, wo es langgeht «, murmelte sie.
    »Was bedeutet das?«, fragte Hardo.
    Katinka sah, wie ein Boot der Wasserschutzpolizei zu ihnen herüberkam. Uttenreuther stand auf und rief den Beamten etwas zu.
    »Sie stellen die Schelche sicher«, sagte er. »Hören Sie, ich würde Sie gerne ins Trockene bringen, aber …«
    »Ich denke ja nach«, versetzte Katinka. »Bürger und Bischof …«
    »Die Rivalität zwischen Domberg und Bürgern zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte dieser Stadt«, sagte Uttenreuther.
    »Konflikte aller Art haben die beiden Fraktionen in Atem gehalten«, fügte Katinka nachdenklich hinzu. »Steuerfreiheit für die geistlichen Immunitäten beispielsweise. Ich weiß nur nicht, ob man Streitereien an einem einzigen Ort festmachen kann.«
    »Ein Platz zwischen Dom- und Bürgerstadt«, schlug Uttenreuther vor. »Das alte Rathaus! Es steht mitten im Fluss!«
    Katinka schüttelte den Kopf.
    »Ich erinnere mich dunkel, dass der älteste Teil der bürgerlichen Stadt bis fast an den Domberg reichte. Und was heißt: Sie zeigen einander, wo es langgeht? Das klingt mir nicht nach Brücke. Brücke ist ein Symbol für Begegnungen.«
    »Na, ich weiß nicht«, sagte Uttenreuther. Katinka sah wieder seine grauen Augen vor sich. Sie sehnte sich nach nichts anderem, als die nassen Sachen loszuwerden.
    »Meine Denkfähigkeit ist begrenzt«, sagte sie resigniert. »Aber … begrenzt, klar!«
    »Hm?«
    »Die Grenze zwischen Domstadt und Civitas ist baulich nie wirklich nachvollzogen worden«, sagte Katinka. »Die Bürger wollten eine eigene Stadtmauer errichten, hatten sogar die Erlaubnis vom Kaiser bekommen …«
    »… aber wie so oft wusste das Domkapitel, diese Entscheidung abzubiegen und die Fertigstellung der Mauer zu verhindern«, vollendete Hardo.
    Katinka grinste. »Klar!«, sagte sie.
    »Verdammt, Palfy, wo? Es ist gleich zwanzig nach
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