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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord
Autoren: F Schmöe
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trainiert sind und sich die einzelnen Kämpfe lang hingezogen haben. Besitzen Sie übrigens Ihren Mundschutz noch? Kommen Sie, ich hab’s gesehen.« Seine Stimme klang amüsiert.
    »Ja. Und Sie?«
    Er antwortete nicht. In der Sandstraße wurden sie getrennt. Katinka wischte zwischen einigen Grüppchen durch, bis sie an der Abzweigung zur Kasernstraße wieder auf den Kommissar stieß. Ihre Armbanduhr zeigte dreiviertel vier. Sie hörte die Stimme des Moderators durch die Gassen hallen. Uttenreuther verfiel in Laufschritt. Er zückte seinen Dienstausweis und schrie: »Zur Seite, Polizei!«
    Kaum jemand hörte ihn in dem Lärm. Die meisten guckten sich nur wütend um, wenn sie angerempelt wurden. Uttenreuther war fast am Ufer. Katinka sah zu, dass sie hinterherkam. Die Wettkämpfe liefen noch. Der Moderator machte einen Scherz. Uttenreuther nahm ihm das Mikrofon ab. Im allgemeinen Gelächter gingen seine ersten Worte unter.
    »Achtung. Hier spricht die Polizei. An die Männer auf den Schelchen: Verlassen Sie sofort Ihre Boote. Ich wiederhole: Verlassen Sie sofort die Boote. Dies ist ein Notfall.«
    Die Kämpfer auf den Schelchen sahen sich ungläubig an. Die eigenartige Nachricht schien nicht richtig angekommen zu sein.
    »Ich wiederhole: ein Notfall. Verlassen Sie unverzüglich die Schelche.«
    Katinka stellte sich nah ans Ufer. In der Hand hielt sie den grünen Mundschutz.
    »Alle anderen, die sich auf dem Wasser aufhalten: Entfernen Sie sich so schnell wie möglich. Rudern Sie flussabwärts.«
    Ein Raunen ging durch das Publikum. Die Verwirrung sorgte für hektische Betriebsamkeit. Uttenreuther fuhr fort:
    »Ich bitte die Zuschauer, vom Ufer wegzutreten und sich zu entfernen. Hier spricht die Polizei. Verdammt nochmal, Palfy!«
    Katinka hörte, wie Uttenreuthers Stimme über das Wasser schallte. Beinahe hätte sie lauthals gelacht. Sie schwamm zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden durch das braune Regnitzwasser. Die Strömung trieb sie von den Schelchen fort, aber sie hielt dagegen.
    »Runter!«, rief sie den Männern zu. »In den Kähnen ist Gift versteckt. Ricin! Es kann jeden Augenblick hochgehen.«
    Sie packte den Rand von Schelch vier. Der Fischerstecher warf einen Blick auf seinen Konkurrenten, schleuderte dann seine Stange weg und sprang ins Wasser. Katinka zog sich auf den Kahn.
    Der Steuermann starrte sie an wie ein Mondkalb.
    Vom Ufer drang immer noch Uttenreuthers Stimme zu ihr herüber. In die Zuschauer war Bewegung gekommen. Das gibt ein großes Chaos, dachte Katinka angespannt. Und wir haben keine Ahnung, wo die nächsten Portionen versteckt sind. Sie legte sich auf den Boden des Schelchs. Wo steckte nur dieses Gift. Überrascht bemerkte sie, dass sie den Mundschutz immer noch in der Hand hatte. Er sah aus wie ein durchweichtes Stofftier. Sie warf ihn ins Wasser.
    »Haben Sie irgendwas Besonderes an dem Kahn bemerkt?«, fragte sie den Steuermann.
    »Nein!«, sagte er.
    »Wie spät ist es?«
    »Sechs vor vier.«
    »Dann schwimmen Sie, los! Hauen Sie ab!«
    Der Mann sprang mitsamt dem Paddel in den Fluss. Der Schelch schwankte entsetzlich. Katinka tastete durch das ganze Boot. Wie sah eine Sprengladung mit Gift aus? Sie kam zu dem kleinen Trittbrett im Bug, setzte sich darauf und tastete die Unterseite ab. Hier steckte etwas fest. Es war aus Plastik, rundlich, aufgebläht. Aus den Augenwinkel sah sie, wie die Besatzung aus Schelch drei ebenfalls ins Wasser sprang und auf die Gärten der alten Fischerhäuser von Klein Venedig zuhielt. Und sie sah noch etwas, während ihre Finger das Päckchen abtasteten und den Zünder fanden: Harduin Uttenreuther schwamm auf den verwaisten Schelch zu, der ein ganzes Stück weiter unten im Fluss trieb.
    »Hardo!«, brüllte Katinka. »Unter dem Trittbrett!«
    Sie legte sich auf den Rücken und guckte unter die Plattform. Eine winzige digitale Armbanduhr steckte in dem Bündel und tickte unschuldig. Katinka wurde kalt. Mit zittrigen Händen fuhr sie an der Apparatur entlang.
    Sie hörte ihren Namen rufen.
    »Katinka!«, schrie Uttenreuther. Sie richtete sich auf und sah zu dem anderen Schelch hinüber. Uttenreuther stand aufrecht darin, etwas Weißes in der Hand. »Das ist keine Bombe. Stoppen Sie die Uhr!«
    Ach ja, und wie soll ich das machen?, fragte sich Ka-tinka entgeistert. Sie besaß nur sehr dürftige Ahnungen von Sprengtechnik. Ihr Mentor Julius Liebitz hatte Wert darauf gelegt, sie mit simplen Vorrichtungen vertraut zu machen. »Eine Bombe können Sie als
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