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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord
Autoren: F Schmöe
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vier.«
    »Die Katzenberger Treppe. Dort ist eine Steinplatte eingelassen, die die Stelle markiert, wo die alte Grenze zwischen Bürgern und Bischof verlief.«
    Uttenreuther richtete sich auf. »Diese Scherzbolde haben vor lauter Panik ihre Paddel ins Wasser geschmissen«, sagte er. »Schaffen Sie’s nochmal?«
    Katinka nickte. Uttenreuther machte einen Kopfsprung. Katinka nahm die Brille ab und sprang hinterher. Kurz hinter dem Pfadfinderheim krabbelten sie ans Ufer. Uttenreuther streckte ihr die Hand hin und zog sie hoch.
    »Warum sind immer noch so viele Menschen in der Stadt?«, fragte Katinka, als sie in die Sandstraße einbogen.
    »Fehleinschätzung Emmerlings«, sagte er. »Wir brauchen viel mehr Leute zum Absperren.«
    Sie schoben sich durch die Menge. Katinka sah Hardos Muskeln, die sich unter dem nassen Hemd deutlich abzeichneten. Er muss Kraftsport machen, dachte sie. Der Katzenberg stand voller Buden. Leute saßen auf den Freiflächen vor den Restaurants.
    »Wo ist eigentlich ihr Walky Talky?«, fragte Katinka.
    »Im Fluss.« Er drängte sich durch die Menge.
    »Da haben wohl zwei beim Fischerstechen mitgemacht!«, witzelte eine Frau.
    Uttenreuther rannte schon die Stufen zum Dom hinauf.
    »Hier ist die Steinplatte«, sagte Katinka und wies auf den senkrechten Strich in ihrer Mitte. »Sie kennzeichnet die Grenze.« Ihr Blick fiel auf Uttenreuthers Turnschuhe, aus denen das Regnitzwasser schwappte. Alles kam ihr grotesk und irrsinnig vor.
    »Und jetzt?« Hardo drehte sich um seine eigene Achse. »Wo ist das Gift?«
    Katinka zuckte die Schultern. »Entweder dort an dem Haus oder … im Baum!«
    Sie deutete in das dichte, dunkelgrüne Laub.
    16:24
    »Eine Leiter«, rief Uttenreuther. »Treiben Sie eine Leiter auf.«
    Der Wirt aus dem Kachelofen brachte eine. Es dauerte eine halbe Ewigkeit. Als sie fest am Baumstamm lehnte, wollte Katinka ihren Fuß auf die unterste Sprosse setzen, aber Uttenreuther schob sie beiseite.
    »Das ist meine Sache.«
    Sie blieb stehen und sah zu, wie Hardo in den Baum hinaufkletterte. »Sehen Sie es?«, rief sie hinauf. Es kam keine Antwort.
    »Hardo«, rief Katinka aufgeregt. Sie stieg ein paar Sprossen hoch.
    16:28
    Der Dom tauchte den Katzenberg in schattiges Grau. Katinka starrte auf die Domuhr.
    »Hardo?«
    16:29
    Die Leiter wackelte. Er kam herunter.
    »Nächste Aufgabe«, sagte er grimmig. Hütet euch vor dieser Strafe. Sie ist nur halb so weit – und halb die Zeit .
    »Jetzt hat er auch noch die Kaltschnäuzigkeit zu reimen«, flüsterte Katinka. Eiseskälte breitete sich in ihr aus. Sie fühlte ihre Zähne aufeinander schlagen.
    »Was soll das sein, eine Strafe, die nicht weit ist?«
    »Halb so weit«, betonte Katinka. »Halb so weit wie von den ersten Päckchen hierher?«
    »Könnte sein.« Hardo starrte ins Leere.
    »Aber an welchem Ort befindet sich eine Strafe?«, fragte Katinka leise. »Meint er die JVA? Die ist wahrhaftig nicht weit. Eben sind wir dran vorbeigekommen.«
    »Stimmt. Los, kommen Sie!«
    Zweifelnd folgte Katinka dem Kommissar. Sie wusste nicht recht, ob Eagle so platte Parallelen zog.
    16:35
    Tatsächlich traute sie ihm subtilere Gedankengänge zu. Sie wollte es Uttenreuther sagen, aber der war weit voraus. Atemlos schloss Katinka auf.
    »Hardo, die JVA ist keine Strafe, sondern eine Strafanstalt. Glauben Sie nicht, dass Eagle das abstrakter meint?«
    »Und wie?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Katinka zu. Sie gingen an der Elisabethkapelle entlang. Die kleine Kirche grenzte an die Gefängnismauer. Katinka ließ sich auf eine Bank fallen. Plötzlich tat ihr alles weh. Sie fühlte sich, als wäre sie zusammengeschlagen worden. Eigentlich ist mir alles egal, dachte sie. Vielleicht narrt Eagle uns. Vielleicht ist gar kein Gift in den Päckchen, vielleicht ist der Zünder eine Attrappe.
    »Ich kann nicht mehr.«
    Sie hatte es nicht laut sagen wollen.
    »Doch, Sie können! Reißen Sie die Augen auf. Was sehen wir, ohne es zu sehen?«
    16:37
    Katinka ließ ihren Blick schweifen.
    »Er hat geschrieben: Hütet euch vor dieser Strafe.« Sie sah Hardo an. »Wieso hüten? In welcher Weise?«
    »Fragen Sie mich nicht, ich weiß es nicht«, sagte Uttenreuther. Er zupfte an seinem nassen Hemd herum.
    »Entweder, man wird bestraft, oder man wird nicht bestraft. Man kann sich vor einer Strafe doch nur hüten, indem man das dazugehörige Verbrechen nicht begeht, oder?«, fragte Katinka.
    »Ja, schon!« Er nickte.
    »Ich komme nicht weiter.« Katinka stand auf und drehte
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