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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord
Autoren: F Schmöe
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Werke!«
    »Na, ich weiß nicht«, sagte Katinka zweifelnd.
    16:53
    »Zum Donner, wollen Sie, dass ich eine Enzyklopädie der Literaturgeschichte beibringe?«, rief Uttenreuther ungeduldig. »Glauben Sie es oder nicht.«
    Katinka stand auf. Sie musste sich konzentrieren, um nicht zu schwanken.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Uttenreuther. »Sie sind kalkweiß.«
    »Die Kneipe. Hemingway’s . Im Haus zum Rebstock . Meint er die?«
    Der Kommissar setzte sich schon in Bewegung. Ka-tinka machte, dass sie hinterherkam. Uttenreuther verfiel in Laufschritt. Sie erreichten das Haus zum Rebstock . Ein Türsteher wollte sie aufhalten, aber Hardo hielt ihm seinen Dienstausweis vor die Nase. Sie betraten das alte Haus. Die Atmosphäre vieler Jahrhunderte Geschichte nahm Katinka unmittelbar gefangen. Die weitläufige Halle, die breite Holztreppe. Feuchte Flecken zierten die imposanten Mauern, an manchen Stellen lösten sich die Tapeten ab. Alles wirkte marode und strahlte diesen unvergleichlichen Charme von Echtheit und Authentizität aus.
    Uttenreuther stürmte durch die rückwärtige Tür in den Innenhof, aber Katinka hielt ihn auf.
    »Hardo!«, sagte sie. » In einem anderen Land und darüber . Darüber! Meint er … einen Stock höher?«
    Der Kommissar eilte schon die Treppen hinauf in die erste Etage. Er legte seinen Finger auf die Türklingel. Niemand öffnete.
    »Wer hier wohnt«, sagte Katinka, »fährt zur Sandkirchweih weg, oder er feiert 24 Stunden am Tag. Eine andere Chance bleibt gar nicht.«
    Hardo brach die Tür auf. Katinka stürzte hinter ihm in die Wohnung.
    »Das ergibt keinen Sinn«, rief sie. »Wenn das Ricin in der Wohnung versteckt ist, schadet es nur wenigen. Eagle will die Sandkirchweih außer Gefecht setzen.«
    Hardo rannte in die Zimmer zur Sandstraße hin. Jeder einzelne Raum hatte mindestens 25 Quadratmeter und maß an die vier Meter bis zur Decke.
    16:56
    Uttenreuther riss eines der Fenster auf. Das Stimmengewirr der Kirchweihbesucher brandete überlaut zu ihnen herein. Ein Mauervorsprung ragte circa 20 Zentimeter auf die Straße hinaus. Zehn Päckchen lagen nebeneinander darauf.
    »O mein Gott«, keuchte Katinka. Auf dem Päckchen ganz links stand Anfang . Auf dem rechten Ende . Uttenreuther lehnte sich weit aus dem Fenster und drehte vorsichtig das erste um.
    »Nein!«, schrie Katinka. »Eagle denkt andersrum. Für ihn ist der Anfang das Ende und das Ende der Anfang. Erinnern Sie sich? Das Ende ist der Anfang. Und wer den Anfang hat, findet das Ende . So hat er es ausgedrückt.«
    16:57
    »Gebe der Himmel, dass Sie Recht haben!«, sagte Uttenreuther. Er lief in das angrenzende Zimmer hinüber und griff nach dem Päckchen mit der Aufschrift Ende . Katinka sah wie im Traum zu, wie er mit ein paar geschickten Bewegungen die Batterie aus der Uhr nahm. Er schnappte sich das nächste Paket. Katinka spürte ihre Knie zittern.
    16:58
    Sie schob ihm von ihrem Fenster aus die Päckchen langsam zu. Am meisten fürchtete sie den Knall der Explosion, wenn eines der Päckchen zündete. Sonderbar, dachte sie, ich sollte mich vor dem Gift fürchten, vor dem Lungenödem, vor der Atemnot. Aber ich habe Angst vor dem Knall. Hardo war beim vierten Päckchen. Er bekam den Deckel nicht auf. Immer wieder glitten seine Finger von der Rückseite der Uhr ab. Katinka schmeckte Blut. Sie hatte sich die Unterlippe aufgebissen.
    »Machen Sie schon!«, flüsterte sie.
    Endlich rutschte der Deckel beiseite und die Batterie fiel heraus. Katinka stöhnte auf.
    16:59
    In zehn Sekunden ein Päckchen, dachte sie. Sie sah Uttenreuthers große Hände an den kleinen Uhren hantieren. Wie schon zuvor auf dem Mahrs-Keller hatte sie das Gefühl, alles um sie herum flackere, werde in einem irrwitzigen Tempo von gleißenden Scheinwerfern erhellt und wieder ins Dunkel versetzt.
    Hardo war beim letzten Päckchen. Katinka sah auf die Menschen unten auf der Straße. Niemand nahm Notiz von zwei Leuten, die auf einem Mauervorsprung knieten und die explosive Ausgeburt eines kranken Hirns unschädlich machten.
    Als Hardo die Batterie des letzten Sprengsatzes löste und die Uhr erlosch, knallte es. Katinka prallte zurück. Hardo ließ das Päckchen fallen und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor Katinka. Das Päckchen polterte auf den Parkettboden direkt vor dem Fenster. Hardo ging langsam rückwärts und schob Katinka von dem weißen Plastikding weg. Katinka zog sich ihr T-Shirt über Mund und Nase und dachte daran, was Plöger über den Kontakt
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