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Kiosk

Kiosk

Titel: Kiosk
Autoren: Sabine Werz
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Buddy mit ins Loch lassen, der ist nun wirklich Fachmann für gar nichts, außer für Schuhe-Verlieren und unverständliches Geschwätz.
    Langsam sammelt sich Volk am Bauzaun, bißchen Presse ist auch schon da, aber von den Anwohnern wollen sie diesmal nichts wissen. Na ja, das Boulevardblatt schon, aber die fragen Karla und Kwiatkowski und fotografieren Buddy im Schacht. Nicht ihn, den Dachdecker.
    Der Antiquar kommt von oben. Das Wichtigste weiß er schon. Er vergißt seine Camel und stellt sich zu den anderen an den Bauzaun. Dieser verfluchte Jakob, den hätte das gefreut, so viele Menschen, dieser Auftrieb, und er direkt nebenan. Wär ihm ein Fest gewesen. Der Antiquar kann seine Stimme förmlich hören. »Ich sag’s doch, am Kattenbug liegt die Welt begraben.«
    Gegenüber hilft Kwiatkowski eben beim Verladen seiner Totentänzer. Karla spricht mit einem vom Museum. Scheint ihn zu kennen. Kennt ihn auch, war mal ihr Professor. Der Antiquar erinnert sich an seine Zigaretten und geht zum Büdchen zurück. »Hallo, Hans-Karl«, grüßt Lenchen. »Das ist ein Ding, wie? Jetzt werden wir doch tatsächlich noch berühmt hier am Kattenbug. Wenn der Jakob das wüßte!« Sie ist sehr aufgeräumt heute morgen. Jetzt muß sie keine Entschlüsse mehr fassen, und die Kunden halten sie auf Trab. Zuschauen macht durstig. Wasser geht gut, das Hoch über den Azoren ist hartnäckig.
    »Der Jakob hat es immer gewußt«, knurrt der Antiquar und steckt sich die erste an. Der Dachdecker stellt sich neben ihn. Mißmut paßt ihm jetzt. »Glauben Sie auch, daß die lange brauchen?«
    Der Antiquar raucht versonnen. »Denk schon.«
    »Was’n Scheiß.« Der Dachdecker wendet sich ab und geht. Kalle suchen, der treibt sich beim Drogeriemarkt rum und schnorrt die Leute an.
    Lena beugt sich über die Theke. »Hans-Karl?«
    Der Antiquar schaut auf.
    »Glaubst du, ich sollte ein paar Bücher ins Programm nehmen, über Römer und so? Vielleicht auch Postkarten. Der Baggerführer meint, da kommen Touristen für.«
    Der Antiquar wiegt den Kopf. »Kann schon sein.«
    »Könntest du mir da ein paar Tips geben?«
    »Ich komm die Tage mal runter zu dir. In die Küche.« Er tritt die Zigarette aus, geht wieder zum Bauzaun. Karla verabschiedet sich von ihrem Professor, sie läuft in großen Schritten über das Grundstück und lacht. Lacht den Antiquar an, daß er verlegen wird.
    »Stell dir vor«, ruft sie ihm durch das Gitter zu. »Ich habe einen Job hier.« Sie kommt durch die Zufahrt, quetscht sich durch die Gaffer. »Einen Job.«
    »Gratuliere«, murmelt der Antiquar. »Und der Kiosk?«
    Karla zuckt die Schultern. »Mal sehen, werd ich irgendwie hinkriegen, das Geld brauche ich schon, hier gibt’s nicht viel. Acht Mark die Stunde, aber das ist egal, so einen Job wollte ich schon lange.« Sie läuft an ihm vorbei zum Büdchen, dreht sich noch mal zu ihm um.
    »Das feiern wir, ja?«
    Kwiatkowski schaut ihr nach, während die Spediteure die Flügeltüren des Lasters verschließen. »Wolln Sie mit?« fragt einer. Kennt doch die Künstler, zittern in jeder Kurve und bei jedem Schlagloch um ihre Werke.
    Kwiatkowski schüttelt den Kopf. »Keine Zeit.«
    Das ist mal ganz was Neues. »Na ja, wir werden die Kerle schon sicher nach Düsseldorf kriegen, denen kann ja nicht mehr viel passieren«, scherzt der Fahrer. Kwiatkowski hört nicht hin. Was wird aus der Reise? Florenz. Mit Karla. Er hat sie noch gar nicht gefragt. Geküßt hat sie ihn auch nicht mehr, aber sie haben den Champagner getrunken im Atelier.
    »Der Lautenspieler gefällt mir«, hat Karla gesagt. »Könnte mein Vater sein.«
    »Dafür ist er zu jung. Der mit dem Hut ist Jakob.«
    Karla hat gelacht.
    »Wie geht es jetzt weiter?« hat er gefragt.
    »Womit?«
    »Mit uns.«
    Karla hat sich auf sein Sofa gelegt. Er hat daneben gesessen, dicht bei. Sie haben sich nicht einmal angefaßt. Nur das nicht. Geschlafen haben sie auch nicht. Er hat eine Stunde gebraucht oder länger. Dann hat er es noch mal gesagt, diesmal hat sie ihn nicht geschlagen, nur sehr versonnen gelächelt. Ein Fest wäre wirklich nicht schlecht.
    Davon läßt sich sogar der Dachdecker überzeugen, schließlich war das von Anfang an seine Idee, und Kwiatkowski zahlt. Endlich wieder was zu tun. Kalle kehrt den Laden aus. »So dreckig is doch gar nicht.«
    »Mach schon, Kerl, da unterm Bett auch, und räum Buddys Stiefel aus dem Flur.«
    Das macht Buddy selber und brabbelt dabei. So ein Glückspilz, darf bei den Grabungen
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