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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist
Autoren: Sue Grafton
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einen grünen Geräteschuppen mit einem großen Vorhängeschloss, das offen in der Haspe hing.
    Hinter mir wurde die Haustür geöffnet. »Oh, hallo, sind Sie das, Mr. Bronfen?«, sagte ich und drehte mich um.
    In der Tür stand ein anderer — ein zerbrechlicher Alter, der unsicher mit den Füßen scharrte. Er war mager und ging gebückt, hatte schmale Schultern und von Arthritis verkrümmte Finger. Er trug ein oft gewaschenes kariertes Flanellhemd, stark abgewetzt an den Ellenbogen, und eine Hose, die er bis zur halben Brusthöhe heraufgezogen hatte.
    »Er ist nicht da«, sagte er. »Sie müssen wiederkommen.« Seine Stimme klang rau und zittrig.
    »Haben Sie eine Ahnung, wann er zurückkommt?«
    »In einer Stunde, ungefähr, hat er gesagt. Sie haben ihn ganz knapp verpasst.«
    »Oje, das ist ein Jammer. Ich bin die Bauunternehmerin.« Ich sprach in jenem total falschen herzlichen Ton, den ich in solchen Fällen anschlage. »Ich glaube, Mr. Bronfen möchte an den Schuppen hinten anbauen. Er hat mich gebeten, mir die Sache anzusehen. Das kann ich schließlich auch ohne ihn.«
    »Nur zu«, sagte der alte Mann. Er schloss die Tür.
    Mit heftig klopfendem Herzen lief ich nach hinten, weil ich wahrscheinlich nicht allzu viel Zeit hatte. Patrick Bronfen würde meine Schnüffelei bestimmt nicht gern sehen, aber wenn ich mich beeilte, musste er nie etwas davon erfahren. Der Schuppen stand gefährlich schief auf einem Zementsockel, der zwischen der Garage und dem Haus im Zickzack verlief. Er entsprach wahrscheinlich nicht den Bauvorschriften und sah aus, als sei er ohne Plan gebaut worden. Bei näherer Betrachtung des abschüssigen Hofes und der Stützmauer an der Grundstücksgrenze hätte Bronfen sich ein ganzes Team von Bauingenieuren herholen müssen, bevor er den ersten Sack Fertigzement aufmachen konnte.
    Ich nahm das Vorhängeschloss ab und betrat den Schuppen. Er war ungefähr acht bis zehn Quadratmeter groß und roch nach Lehm, Torfmoos, Pflanzerde, vermischt mit Bl und Fischmehl. Es gab keine Fenster, und es war nicht einmal halb so hell wie draußen. Ich tastete mich durch die Düsternis und suchte einen Lichtschalter, doch anscheinend hatte der Schuppen kein elektrisches Licht. Ich kramte in meiner Handtasche, bis ich meine Taschenlampe fand, knipste sie an und ließ den Strahl durch den Raum wandern. An der Wand befestigt war ein langes Brett mit Haken, an denen Gartengeräte hingen. Daneben lehnte an der Wand ein grasfleckiger Rasenmäher, und auf einer fast zwei Meter langen Werkbank sah ich ein Durcheinander aus irdenen Blumentöpfen, einem Pflanzheber, verschütteter Blumenerde und leeren Samenpäckchen. Feuchte Luft legte sich mir um Knöchel und Füße. Unter der Werkbank entdeckte ich ein Loch im verrotteten Holz; dort war ein Brett entfernt worden. Rechts stand eine längliche Kiste, kniehoch, mit einem Deckel, der an Scharnieren hing. Sie sah aus wie ein großer Werkzeugkasten. Über das eine Ende war ein frisch geschnittenes quadratisches Stück Furnierholz genagelt worden. Auf der Kiste stapelten sich große Plastiksäcke mit Rindenmulch und Kunstdünger. Ein Sack war unten aufgerissen, Rindenstückchen lagen über den rissigen Zementboden verstreut. Eine keilförmige Schleifspur ließ darauf schließen, dass die Kiste ein Stück nach vorn gezogen und dann wieder zurückgeschoben worden war. Ich dachte an Agnes’ aufgeschürfte Knöchel und abgebrochene Fingernägel.
    Ich hob den Kopf. »Hallo«, sagte ich, um zu prüfen, wie weit ein Ton oder ein Geräusch hier drin trugen. Meine Stimme klang gedämpft, als werde sie von den Schatten aufgesogen. Ich versuchte es noch einmal. »Hallo?« Überhaupt kein Echo. Ich bezweifelte, dass der Laut außerhalb des Schuppens zu hören war, wenn man mehr als anderthalb Meter entfernt war. Wenn ich eine halb senile alte Frau entführen wollte, wäre das ein idealer Platz, um sie vorübergehend zu verstauen, bis ich zu einem Entschluss gekommen wäre, was ich tun sollte.
    Ich legte meine Lampe auf die Werkbank, nahm die Fünfundzwanzig-Pfund-Säcke von der Kiste und stapelte sie ordentlich an der Seite auf. Dann öffnete ich den Deckel. Die Kiste war leer. Ich holte meine Lampe und leuchtete die raue Innenseite ab. Die Kiste war so groß wie ein Sarg und so grob gezimmert, dass die Luftzufuhr ausreichen würde, um jemanden am Leben zu erhalten, wenigstens für kurze Zeit. Ich leuchtete jeden Winkel aus, fand aber nicht den geringsten Flinweis darauf, dass jemand
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