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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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gesenkten Kopf verzweifelt hin und her. »Nein, nein, das wäre viel zu gefährlich für die arme kleine Emma.«
    Tannenbergs Mitarbeiter verließen das Büro und machten sich an die Arbeit. Dr. Schönthaler blieb bei seinem Freund. Die beiden saßen sich eine Weile schweigend gegenüber. Urplötzlich klatschte der Rechtsmediziner in die Hände, erhob sich und verkündete: »Wolf, ich kann hier nicht länger tatenlos rumsitzen. Ich muss jetzt irgendetwas Sinnvolles tun.«
    »Ich auch«, seufzte der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission und richtete sich ebenfalls auf. »Sonst werd ich noch wahnsinnig.«
    »Gut. Dann hab ich einen wichtigen Ermittlungsauftrag für dich: Du gehst jetzt nach Hause und besorgst mir DNA-Vergleichsmaterial von Emma.«
    »Oje«, stöhnte Tannenberg bei dem Gedanken an das Zusammentreffen mit seiner Familie.
    »Ich fahre zu den Jungs von der Kriminaltechnik und schau mal, wie weit sie inzwischen sind. Wir müssen unbedingt abklären, ob die Blutspuren im Kofferraumdeckel tatsächlich von Emma stammen.«
    »Glaubst du wirklich, daran besteht irgendein Zweifel?«
    »Auch wenn dies vielleicht unwahrscheinlich ist, müssen wir trotzdem alles hundertprozentig abklären. Wir dürfen uns nicht den kleinsten Fehler erlauben. Vor allem dürfen wir keine wertvolle Zeit vergeuden, indem wir womöglich einer völlig falschen Spur hinterherhecheln.«
    Auf dem Weg zur Tür ergänzte er mehr zu sich selbst: »Hoffentlich haben die Jungs DNA-Material des Täters gefunden.«
    Wolfram Tannenberg trottete derweil mit hängendem Kopf zum Fenster und blickte hinunter auf den Pfaffplatz, wo an der Bushaltestelle mehr als ein Dutzend sommerlich gekleidete Menschen warteten. Ihr Gepäck bestand aus Badetaschen, Strandlaken, Sonnenschirmen und Kühlboxen. Nur zu gut kannte er das Ziel dieser bunt zusammengewürfelten Gruppe. Da seine Eltern bis zum heutigen Tag weder einen Führerschein noch ein Auto besaßen, war er als Kind von hier aus oft mit dem Bus zum Gelterswoog gefahren. Der südlich von Hohenecken gelegene Badesee befand sich kaum mehr als einen Kilometer von dem Fundort des Taxis entfernt.
    Wehmut umkrampfte sein Herz. Letztes Wochenende hatte die Großfamilie einen ausgelassenen Tag am Gelterswoog verbracht. Vor seinem geistigen Auge tauchte die kleine Emma auf, wie sie strahlend mit ihrem Spielzeug-Schubkarren auf ihn zugefahren kam. Sie hatte darin reichlich Matschepampe angerührt.
    ›Patsch‹, ›patsch‹, ›Wolle‹, ›Wolle‹, hatte sie gesagt und ihm dabei ihre sandigen Händchen auf den Oberschenkel geklatscht. Danach türmte sie zwei kleine Häufchen Matsch auf ›Wolles‹ stark behaarten Bauch und drückte ein Delfin-Förmchen hinein. Da ihr die Ergebnisse nicht sonderlich gut gefielen, begoss sie diese anschließend mit Wasser aus einer Mini-Gießkanne und verteilte den Matsch bis hoch zu Tannenbergs Hals.
    Von dieser Erinnerung zutiefst ergriffen, wandte er sich um. Dr. Schönthaler hatte inzwischen sein Dienstzimmer verlassen. Tannenberg trank ein Glas Leitungswasser und machte sich auf den Weg nach Hause. Er trottete die staubtrockene Dr.-Rudolf-Breitscheid-Straße entlang. Zwischen den Häuserschluchten konnte man die Hitze förmlich schneiden. Auf der Höhe der Pirmasenserstraße zog es ihn unwillkürlich nach rechts zur Krehbiel-Villa hin.
    Der Kriminaltechniker Karl Mertel hatte vor über zwei Stunden die Fangschaltung installiert, aber der Entführer hatte sich bislang noch nicht gemeldet. Tannenberg befragte alle anwesenden Mitglieder der Unternehmerfamilie, ob ihnen in letzter Zeit irgendwelche Personen aufgefallen seien, die sich auffällig benommen hätten. Oder ob ihnen oder der Firma gegenüber Drohungen ausgestoßen worden seien, zum Beispiel von Seiten eines entlassenen Mitarbeiters oder eines missgünstigen Konkurrenten.
    Ebenso wie zuvor Elfriede und ihre Schwiegertochter verneinte auch August Krehbiel die Fragen. Jedoch versprach er, seinen Sohn so bald wie möglich zu befragen und darüber hinaus morgen in der Personalabteilung des Familienunternehmens Erkundigungen einzuholen.
    »Aber, August, da gab’s doch vor etwa einem halben Jahr diesen ganzseitigen Bericht in der Pfälzischen Allgemeinen , der uns …«, meinte Elfriede.
    »Ja, stimmt«, warf ihr Ehemann nickend dazwischen. »Darin wurde die wirtschaftliche Situation unserer Firma völlig falsch dargestellt. Nach diesem Artikel müsste unsere Firma regelrecht in Geld schwimmen. Wovon nun wirklich nicht
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