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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars
Autoren: Skylar Hamill
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käme und diese Unterhaltung damit beendete.
    »Was ist mit Ella?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Hast du schon mal geträumt, wie sie die Treppe runter fällt?«
    Jack zögerte. Doch wozu sollte er es verheimlichen? »Ja. Im alten Haus jede Nacht. Ich bin froh, dass wir dort ausgezogen sind. Danach wurde es besser. Ich will dieses Haus nie wieder sehen. Am liebsten wäre mir, es würde bis auf die Grundmauern niederbrennen.«
    Paul grinste. »Warum tust du es nicht? Ihr habt genug Geld. Fackel das Ding ab, vielleicht hilft es.«
    »Das geht nicht. Es gehört meinem Vater. Er muss entscheiden, was damit geschieht. Aber er redet nicht darüber.«
    »Na prima. Und du willst mit einem Gespräch darüber wohl nicht Thanksgiving verderben?«
    »Bloß nicht. Das fehlt gerade noch.«
    »Wäre ja auch unnötig, in dem Haus lebt keiner mehr, also kann auch niemand darin sterben.« Paul klang sehr zufrieden mit dieser bestechend logischen Schlussfolgerung und nahm einen tiefen Schluck Bier.
    Jack sagte nichts dazu. Er teilte Pauls Überzeugung nicht. Sicher, mit dem Haus mochte er Recht haben, doch Menschen konnten auch an anderen Orten sterben – oder ermordet werden.
    »Was ist?« Paul hatte Jacks besorgten Blick bemerkt. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen. »Du wirst jetzt nicht wieder mit deiner absurden Idee anfangen, oder? Sei nicht paranoid!«
    »Ich bin nicht paranoid«, entgegnete Jack hitzig. »Meine Mutter kannte das Haus in- und auswendig, sie wäre niemals die Treppe herunter gefallen, nicht einmal, wenn sie blind gewesen wäre.«
    »Aber offiziell...«
    »Dem offiziellen Bericht werde ich nie glauben. Da hat jemand nachgeholfen, und wer immer es war, läuft wahrscheinlich frei herum. Für den Mord an meiner Mutter wurde er jedenfalls nicht eingesperrt.«
    Paul setzte zu einer Erwiderung an, da ging die Tür erneut auf. Luke kam herein, die halblangen Locken vom Wind zerzaust.
    »Lukie-Boy, wann wirst du merken, dass Hippiefrisuren seit vierzig Jahren out sind?« begrüßte Paul ihn.
    »Sobald du anfängst zu joggen. Hi Jack!«
    »Hey Luke.«
    Luke warf einen schrägen Blick auf Pauls unangreifbar normalen Kurzhaarschnitt, dann auf Jacks Kopf und grinste. »Wie kommt es, dass Paul mich wegen meiner Haare aufzieht und dich nicht? Ist Robert Smith nicht auch seit zwanzig Jahren out?«
    Paul setzte eine gespielt entsetzte Miene auf. »Erstens: The Cure sind Kult. Zweitens sieht Jack nicht aus wie Smith, sondern als ob er gerade aufgestanden wäre. Und der out-of-bed-look ist extrem angesagt.«
    »Na klar.«
    »Wie war der Dienst?« fragte Jack.
    »Ganz in Ordnung, aber ich freu mich trotzdem, dass ich morgen frei habe.«
    »Ich könnte gut ohne Thanksgiving leben.«
    »Ach ja, richtig. Sorry, aber ich liebe dieses Fest. Im Gegensatz zu dir verbinde ich damit nur Positives.« Luke machte Frank ein Zeichen, dass er ein Wasser nahm. Zu Jack sagte er: »Sieh nach vorn. Es ist vier Jahre her.«
    »Das habe ich gerade auch versucht, ihm zu erklären«, warf Paul ein. »Ohne Erfolg. Jack glaubt immer noch, dass Thanksgiving der Vorbote des Todes ist.«
    Luke zog die Stirn kraus. »Hör zu, was damals geschehen ist war ein furchtbarer Unfall. Aber es war eine einmalige Sache. Seither ist nichts passiert, oder? Und in all den Jahren zuvor auch nicht. Du solltest aufpassen, dass du nicht paranoid wirst.«
    »Meine Rede«, bestätigte Paul.
    »In Ordnung. Wir werden alle ein wunderschönes Wochenende mit unseren Familien haben.« Jack hoffte, damit wäre das Thema erledigt.
    »Genau. Frank?«
    »Paul?«
    »Noch ein Bier.«
    »Dein wievieltes ist das? Kotz morgen nicht das Auto voll«, warnte Luke.
    »Ist doch mein Auto.«
    »Aber ich muss fahren. Und ein vollgekotztes Auto stinkt.«
    »Hört auf!« Jack grinste. Es war immer das gleiche mit den beiden. »Lasst uns eine Runde Pool spielen.«

    Am nächsten Morgen wachte Jack von alleine auf. Er hatte schlecht geträumt. Es war früh, lange bevor der Wecker klingelte. Schummriges Licht drang durchs Fenster. Jack hatte gestern Nacht vergessen, die Vorhänge zuzuziehen.
    Er blinzelte in die fahle Morgensonne, die in drei Stunden bei Ella scheinen würde. Auf dem Weg zu ihr nach Kalifornien zog die Sonne über ihre alte Heimat hinweg, die er seit dem Ende der Highschool nie wieder besucht hatte. Jack verbrachte die meiste Zeit in Boston und besuchte seinen Vater in New York und Ella in Los Angeles.
    New York war eine pulsierende Großstadt, L.A. empfand
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